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  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
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Am Anfang habe ich gelächelt, dann wollte ich eine Satire schreiben und jetzt platzt mir einfach die Hutschnur: Die Interviews der grünen Abgeordneten Antje Vollmer, ihres Zeichens sogar Bundestagsvizepräsidentin, kam einer Lobbyistenveranstaltung für die deutsche Musikbranche verdächtig nahe. Wer sich so tief herablässt, muss sich einiges gefallen lassen: Schnulzen-Antje outete sich sogar noch als Zuschauerin von „Deutschland sucht den Superstar“. „Superschtar“ soll sie gesagt haben. Nun ja, nicht jeder hat sprachliche Kompetenz.

Wie man denn überhaupt dies sagen muss: Natürlich gehört die Popmusik irgendwie zur Kultur, aber sie gehört eben in erster Linie zur Wirtschaft: Den so genannten „Künstlern“ dort geht es nämlich nicht eben schlecht – wesentlich besser als jungen Dichtern, Malern und Bildhauern zusammengenommen. Was bitte maßen sich diese elendiglichen Wichtigtuer eigentlich an? Wollen sie uns etwa erzählen, sie hätten irgendein Kulturerbe im Sack, dass für die Ewigkeit erhaltenswert wäre? Welche künstlerischen Werte bringen sie überhaupt hervor, und vor allem: Wie lange halten Schnulzen eigentlich? Tage? Wochen? Nur einige wenige Schlager erleben doch das nächste Jahr, und „Evergreens“ gibt es ganz wenige. Doch auch, wenn sie halten, die Schlager und Schnulzen, so bleiben sie eben doch zumeist nur Trällerlliedchen für den Tagesgebrauch: Ex-und Hopp-Musik.

Zudem: Die Franzosen haben eine Chansonkultur, die Skandinavier lieben ihre singenden Kleingruppen, und die Südländer haben außer Touristenfolklore auch noch häufig eine echte innere Verbindung zum eigenen Liedgut. Doch was haben die Deutschen? Irgendwie mal gehört, dass Herr Lindenberg eine Verbindung zum deutschen Volkslied hat? Das ist längst durch die lästigen Volksliedersendungen im Fernsehen zu Kitschschlagern verkommen.

Wenn die deutschen Musikerinnen, Musiker, Sängerinnen und Sänger meinen, nicht anzukommen, sollen sie doch bitte Undergroundlabels gründen, Internetradios eröffnen, sich um Sendelizenzen bemühen oder gar einen digitalen Fernsehkanal mieten: Einige von denen, die da so laut nach Quoten geschrien haben, besitzen doch wohl die nötige Kohle, um das Risikokapital beizusteuern.

Das machen sie natürlich nicht. Würde ja Aufwand bedeuten. Müsste man ja auch mal die Wahrheit gelten lassen. Da ist es schon besser, den Gesetzgeber zu bedrängen. Was ich dazu zu sagen habe: Pfui Teufel, Deutschquotenmusiker - ihr seid auf dem besten Wege, ein Kulturärgernis zu werden.

Dazu gelesen: Tagesspiegel.
schnatterliese meinte am 30. Sep, 20:16:
was
ist das jetzt, ihre meinung oder nur was, das sie posten wollen? 
schnatterliese antwortete am 30. Sep, 20:25:
ich mach
auch gleich weiter.

denn ich unterstelle jetzt mal, dass sie keinen plan haben, wovon sie reden.

ich persönlich bin gegen quoten, jedweder art. aber nicht weil irgendwer irgendwas gut oder schlecht findet. ob antje volmer superstars wirklich sieht oder gut findet oder nicht ist so wichtig wie ein sack reis, der in china umkippt. und noch viel weniger hat das was mit dem thema zu tun.

es ist die frage was meinen sie, sie herr sehpferd zu einer quote, ausnahmsweise und nicht, was denkt wer auch immer. nur für den fall dass sie überhaupt was sagen wollen.

die franzosen haben ihre liedkunst? sie wissen schon, was die franzosen auch haben.

fragen sie mal leute wie herrn renner, wie das läuft. oder herrn regner. nicht dass beide die gleiche meinung vertreten, mitnichten.

wenn sie über quoten reden wollen und über qualität und die zusammenhänge, dann lassen sie doch polemik und verallgemeinerungen aus dem spiel.

ja, ich habe mich grad sehr aufgeregt. fragen sie mal die, die gute musik machen, denen gesagt wird, sie seien nicht marktkonform. versuchen sie mal rauszufinden, wie die relationen sind, von markttauglichkeit und individualismus.

wenn sie das dann haben, dann lassen sie frau vollmer und konsorten aussen vor (herrn lindenberg auch) und machen das was sie sonst auch vorgeben zu können, werten auf der basis von kenntnissen. 
sehpferd antwortete am 30. Sep, 20:27:
Meine Meinung ...
... für die Öffentlichkeit ist das, was ich geschrieben habe. Was ich privat dazu meine, erzähle ich jedem gerne bei einem Kaffee.

Vielleicht nur so viel: Wer Kultur macht und an die Öffentlichkeit will, muss den Weg dahin eben suchen. Den Dichter und anderen Kulturschaffenden werden auch keine Straßen aus Rosenblättern aufgeschüttet, um zum Ruhm zu kommen - warum dannn eigentlich den Schlagersängerinnen und Schlagersängern? 
sehpferd antwortete am 30. Sep, 20:37:
Eine weitere (kurze) Antwort
Wie sie wissen (oder wissen könnten) greife ich zumeist Artikel aus der Tagespresse auf, und kommentiere sie. Das ist eine Aufgabe des Zeitzeugen, als der ich mich verstehe. Ich muss also bei Frau Vollmer und Herrn Lindenberg und der Anhörung ansetzen und kann nicht in den blauen Himmel greifen und Themen herunterholen. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich muss also zumeist warten, bis „ein Sack Reis umfällt“.

Ich bin außerdem ganz gut im Vergleichen. Kennen Sie das „Debut“-Label? Nein? Na, dann lesen Sie mal dies hier
schnatterliese antwortete am 30. Sep, 20:46:
sorry, nein
ich denke wir sind tatsächlich hier nicht weit voneinander weg. aber dennoch. dichter und kulturschaffende können popstars sein oder auch popliteraten. in china fällt ein sack reis um, aber ganz leise. und? quote? ja oder nein. was ist denn der unterschied.

das thema ist doch da, wo sie angefangen haben. bei der wirtschaft. machen sie doch da weiter, aber polemisieren sie doch bitte nicht ein defacto-aber-ist-zu-spät-die-popkomm-ist-im-oktobersommerloch thema. und wenn schon (halte ich für sinnvoll), dann polemisieren sie wirklich. 
sehpferd antwortete am 30. Sep, 21:06:
Nicht ganz konform, aber fast
Natürlich können Dichter und andere Kulturschaffende auch Popmusik machen oder meinetwegen populäre Literatur schreiben. Verkenne ich denn, dass es die Künstler mit individueller Ausssage schwer haben? Ich habe niemals dergleichen behauptet.

Doch eine Deutschmusikquote käme doch vor allem jenen zugute, die das schnelle Geld machen wollen – und unter ihnen wären, mit Verlaub, nicht nur die „Plattenbosse“, sondern auch noch ein paar Fließbandkomponisten.

Für die Kultur wäre dann gar nichts gewonnen. Und außerdem: Warum sollten sich die wirklich heißblütigen künstlerischen Multitalente ausgerechnet nach dem Radio drängen? 
schnatterliese antwortete am 30. Sep, 21:21:
es geht mir um die verargumentation
es ist nicht um ein kulturärgernis, es geht nicht um kultur.
es geht nicht um deutsche kultur, es geht um deutsche sprache.
es geht noch nicht mal um schaffen. es geht um kohle.
es geht nicht um musiker.

es ist ihr titel der allzufürderst krankt; der titel des postings.

mit regenschirmen in betten liegen hat noch niemanden weiter gebracht, nicht das das was mit anerkennung oder der absenz dessen zu tun hätte.

gewinn? wie bitte????? 
sehpferd antwortete am 30. Sep, 21:31:
Da bin ich natürlich ...
... gleich wieder anderer Meinung. Aber das tut letzendlich nichts zur Sache: Es muss mehrere Meinungen geben und sicher auch mehrere Arten, diese Meinungen auszudrücken.

Damit will ich die Diskussion in dieser Richtung nun aber abschließen.

Regenschirme im Bett finde ich allerdings höchst unbequem, weil man sich darauf legen könnte - das ist nicht angenehm, wissen sie? 
Nette antwortete am 30. Sep, 22:31:
..... jetzt
bin ich baff, ich les grad mal quer - Herr Sehpferd, sie posten was, was gar nicht Ihre eigene Meinung ist? Is aber ganz schön schwer auf Dauer?!? Hat Sie jemand gefragt, dass er/sie einen Zeitzeugen braucht? 
sehpferd antwortete am 30. Sep, 23:01:
Einer ...
... der populären Irrtümer.

Eine Kolumne, wie ich sie schreibe, ist immer ein Meinungsbild. Natürlich ist sie dann, wenn ich sie schreibe, auch mein Meinungsbild, aber nicht mein einziges. Sagen wir einmal, es ist dasjenige, das die Grenzen der Schicklichkeit noch nicht überschreitet. Ich gebe Ihnen gerne Beispiele dafür, wenn sie an dergleichen interessiert sind.

Auf Ihre Frage hin, ob jemand danach verlangt hat, einen Zeitzeugen zu haben, kann ich nur antworten, dass ich in mich in der Regel von dem leiten lasse, was man gemeinhin den "freien Willen" nennt.

Ach ja - ich "poste" nie irgend etwas. Aber das gehört schon wieder zu den Feinheiten. 
Nette antwortete am 30. Sep, 23:10:
Darf ich fragen,
wieso Sie diese "Kolumne" schreiben? Ich mein, für wen? Also, meine Intension meinen eigenen Blog einzurichten war der für mich ganz persönlich zu schreiben, nicht für jemand anderen, sondern für mich. Dabei ist es mir wurscht, was andere denken, oder ob sie eine andere Meinung haben. Ich bin ich und das ist es was zählt. Das was ich schreibe, denke ich auch. Deshalb ist es für mich schwierig nachzuvollziehn, dass jemand ein Blog hat aus einem anderen Grund. Deshalb frag ich nach.Es war mir auch unverständlich, dass Sie vor Tagen unterstellten, dass andere einen Blog nachahmen. Vielleicht weil es mir selbst gar nicht in den Sinn käme.... 
sehpferd antwortete am 30. Sep, 23:32:
Sie dürfen Fragen ...
... allerdings hatte ich diese Frage schon mehrfach beantwortet: Weil Blogs eine sehr schöne Methode sind, täglich geordnet schreiben zu können, ohne programmieren zu müssen.

Die Frage, ob man für sich oder für andere schreibt, kann man nur für sich selbst beantworten - Schriftsteller und Journalisten schreiben meist sehr bewusst (auch) für andere.

Aber auch diejenigen, die für sich selbst schreiben, schreiben ja für andere - wir wollen ja alle "irgendwie" gelesen werden.

Ich bin der festen Überzeugung, dass erfolgreiche Blogs nachgeahmt werden, oder, jetzt mal mit der größtmöglichen Diplomatie ausgedrückt, dass es Vorbilder gibt, an denen man sich gerne orientiert. Das ist nicht nur in Blogs so, sondern überall im Leben.

Wenn ich noch auf etwas hinweisen darf: Ein Blog. Das Blog - von Logbuch. 
 

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