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In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ wird den Wahlblogs viel Aufmerksamkeit gewidmet – unter dem Titel „Die Blogfreiheit der deutschen Politik“ schreibt Stefan Niggemeier einen beachtenswerten feuilletonistisch aufgemachten Artikel über die jüngste entstandene Szenerie der deutschen Politblogs – die bevorstehende Wahl machte es möglich.

Allerdings – vorläufig ist alles nur ein Anfang. Das weiß auch Nico Lumma, der selber noch ein bisschen skeptisch auf sein Wahlblog blickt: Gut im Ansatz, aber es fehlen ihm eigentlich noch Autoren – Journalisten vor allem, aber auch Mitglieder der Parteien, die direkt vom Ort des Geschehens aus berichten.

Außer Nicos engagierten Projekt werden auch noch das „Wahlblog05“ erwähnt, und natürlich die Focus-Blogs. Der Focus, in seiner Online-Ausgabe bislang eher eine Art Boulevardzeitung für Menschen, die nicht mehr BILD lesen wollen aber dennoch alles, was BILD so veröffentlicht, wird nämlich mit den Blogs durchaus aufgewertet. Herr Niggemeier schreibt: „für die ‚Focus Online’-Leser, die sonst schlichteste Texte und halbnackte Frauen gewöhnt sind, ist es ein ziemlicher Kulturschock“.

Na bitte. Doch nicht nur der „Focus“ wird gewinnen – die deutschen so genannten „Blogger“ werden auch angespornt, besser zu werden, disziplinierter zu schreiben, präziser zur Sache zu kommen. In den Wahblogs trennt sich, wie überhaupt in der Szenerie unabhängiger Autoren, gerade die Spreu vom Weizen: die ständigen „Labervögel“ machen sich schnell selbst lächerlich, und die guten Leute werden bereits handverlesen weiter gereicht – wenn sie denn überhaupt in genügender Anzahl vorhanden sind.

Nico Lumma hat sicher Recht: Unabhängige Web-Autoren und Web-Journnalisten könnten der „Sabinechristianisierung“ entgegen wirken, also dem „dämlichen Gelaber“ (Lumma), das uns im Fernsehen ständig vorgesetzt wird. In dieser Aussage freilich liegen Chancen wie auch Risiken: Denn erstens gibt es im Fernsehen oft sehr qualifizierte Diskussionen, wenngleich niemals bei Sabine Christiansen, sondern zu diversen Gelegenheiten auf „Phönix“, und außerdem ist es mit den „qualifizierten“ Diskussionen oft auch in Blogs nicht weit her. Den so genannten Bloggern bleibt also wirklich nichts anderes übrig, als Qualität, Originalität und Witz miteinander zu kombinieren, um das zu werden, was sie gerne sein wollen: Medien, wie es keine anderen gibt.

Dieser Artikel erschien heute gleichlautend, jedoch mit einer anderen Überschrift, im Wahlblog.
 

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