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Das macht sich natürlich gut in einer deutschen Zeitung: „Blair will Europa auf den Kopf stellen“. Ja, das kling so richtig danach, als ob Europa das Geld aus den Taschen fallen soll oder dass eben alles anders werden muss, wenn es nach dem Willen des Briten geht.

Doch eigentlich will Tony Blair etwas anderes: Nämlich ein Europa des Geistes – und nicht das Bauerneuropa der Gründerväter. So langsam scheint es wirklich so zu sein: Tony Blair vertritt das moderne Europa, während die wirtschaftslahmen Deutschen das alte Europa vertreten.

So ist denn die negative Überschrift des Handelsblattes eher ein Grund, fröhlich in die Zukunft zu blicken: Ein Europa der Wissenschaftler und Ingenieure ist eine wunderbare neue Perspektive, wenn sie zum Europa der Bauern hinzukommt.

Nach dem blamablen Debakel der Franzosen und Niederländer hatten viele nicht mehr geglaubt, dass das Schweizervolk heute für Schengen und damit für die Öffnung der Grenzen zur EU stimmen würde, doch das Volk hat gesprochen: Mit einer deutlichen Mehrheit von etwa 55 Prozent stimmte die Schweiz damit dem Schengen-Vertrag der Europäischen Union zu, was zur Abschaffung der Grenzkontrollen bis 2007 führen wird.

Wer die furchteinflößenden Plakate gesehen hat, die eine politische Gruppierung nahezu überall in der Schweiz aufhängen ließ, kann nicht umhin, den Schweizer Bürgerinnen und Bürgern Hochachtung zu zollen – aber nicht nur deshalb. Auch das Partnerschaftsgesetz für die Lebensgemeinschaften von Schwulen und Lesben wurde von den Schweizern mit klarer Mehrheit abgenommen.

Merci Juan-Ulrico für die Information

Alle, die täglich in der EU unterwegs sind, wissen dies: Wenn jedes EU-Land als zweite (oder dritte oder vierte) Amtssprache englisch einführen würde, wären die jetzigen Hürden wesentlich niedriger. Aber bitte: machen sie das einmal einem dieser EU-Bürger klar, der außer seinem Heimatort von Europa bestenfalls noch die Kanaren kennt, vom Aufschrei der Deutschen und der Franzosen mal ganz abgesehen, die sich dergleichen niemals gefallen lassen würden.

So, und nun stellen sie sich mal vor, dass man das Volk über so etwas abstimmen lassen würde – nicht auszudenken.

Wer meint, das Volk sei der Gewinner aus dem „Nein“ der Franzosen und Niederländer, der täuscht sich. Gewinner sind die Funktionäre Bürokraten, die nun in Brüssel weiter werkeln können wie sie wollen, während das Volk mangels einer gültigen Verfassung in die Röhre guckt.

Gewinner sind aber auch die Amerikaner: Sie können sich ins Fäustchen lachen über die lächerlichen Querelen im alten Europa, denn die Wirtschaftsmacht USA wird gestärkt, während Europa unter unsern Händen zerbröselt.

Das „Nee“ der Niederländer wird noch zu kommentieren sein – in mehrfacher Hinsicht. Klar ist zweierlei: Erstens bietet die Ablehnung der Verfassung durch die Bürger der Niederlande ein Bild der politischen Lage dort – und die ist alles andere als stabil, seit die Rechtspopulisten dort an den Schrauben der Wählergunst drehen.

Zweitens, und dies ist weitaus gefährlicher, ist das „Nein“ kein „Nein“ zur Verfassung, sondern drückt aus, wie wenig das Volk der Niederländer die EU liebt. Aus dieser Sicht fällt viel Licht auf den Sinn von Volksabstimmungen, in einem Satz: man will von der EU profitieren, aber man steht nicht dazu – und das ist ganz schlecht.

Weitere Kommentare sind in Vorbereitung

Die ungarische extreme Rechte, Jobbik Magyarországért Mozgalom, hat den Franzosen zu ihrem „Nein“ zur europäischen Verfassung gratuliert.

Mittlerweile fällt doch etwas auf, wie nahe sich die extreme Linke und die extreme Rechte in Europa bei der Bekämpfung der EU-Verfassung sind – und manchmal denke ich, bei der Bekämpfung des europäischen Gedankens schlechthin.

Herr Chirac sprach im französischen Fernsehen von „für Frankreich und für Europa schwierigen Zeit der Unsicherheit“. Nur, dass er diese „schwierigen Zeiten" selbst verantwortet – ähnlich wie Herr Schröder in Deutschland.

Und ähnlich wie Herr Schröder in Deutschland glaubt auch Herr Chirac, selbst am Elend der Nation nicht Schuld zu sein: Er werde „die nationalen Interessen“ der Franzosen auf europäischer Ebene verteidigen, sagte er in derselben Ansprache.

So oder ähnlich könnte es auch der Herr Schröder für Deutschland gesagt haben – nur sind beide auf der völlig falschen, nationalistischen Europafährte.

Nein, mein Europa verträgt sie nicht mehr, diese alten Starrköpfe. Mein Europa wünscht sich, dass die Arroganz der „großen alten Nationen“ stirbt, mitsamt ihren Ideologien, die sie als „ewige Werte“ wie ein Schild vor sich hertragen. Mein Europa liegt dort, wo Irland oder Finnland, ja selbst Estland und Tschechien schon sind: Wandel durch Anpassung heißt das Leitwort, das zu Europa führt.

Doch das verstehen weder die Nationaldenker auf der linken noch jene auf der rechten Seite des Parlaments. Im Grunde begreifen es alle diese verknöcherten Ideologen diesseits und jenseits des Rheins nicht: Europa ist mehr als ein bisschen verbohrte Ideologie. Europa ist ein Aufbruch, der weit über die Traditionen der alten Nationen hinausgeht.

Die Stimmungsmache in Deutschland gegen vermeintliche illegale Arbeitsvermittler aus Ungarn hat in der ungarischen Presse ganz erhebliche Kritik hervorgerufen. Nachdem eine ungarische Zeitung das Verhalten der deutschen Behörden als „Treibjagd“ bezeichnet hatte und eine andere Zeitung an gewisse historische Parallelen erinnerte, sah sich sogar die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland veranlasst, in die Diskussion einzugreifen und die Wogen etwas zu glätten.

Doch nach wie vor werden die Ungarn den Verdacht nicht los, dass die deutschen Behörden relativ willkürlich bei ihren Aktionen gegen die ungarischen Arbeiter gehandelt haben. Klare Worte aus Deutschland fehlen – statt dessen köchelt die CDU schon wieder ein neues Süppchen gegen Osteuropa: Diesmal geht es gegen Rumänen und Bulgaren.

Die deutsche Schule Budapest wird mit dem neuen Schuljahr einen anderen Namen tragen: Thomas-Mann-Gymnasium Deutsche Schule Budapest. Dies zu verkünden, war allerdings war nur ein kleiner Teil der Zeremonie, die am vergangenen Samstag auf dem Gelände der Schule und anlässlich ihres Sommerfestes stattfand.

Wesentlich eindrucksvoller war die Ehrung eines der ehemaligen Rektoren der deutschen Schule – damals noch die „Reichsdeutsche Schule“. Sein Name: Friedrich Lange. Er war nicht nur das, was man „einen wirklich guten Lehrer“ nennt, sondern er nahm den liberalen Geist der Schule auch in den schwierigen Zeiten des „Dritten Reiches“ ernst: Ein Hakenkreuz, von irgendjemandem an die Wand geschmiert, wurde einfach übermalt mit der Begründung, dass es an der Schule keine Politik gebe. Als klar wurde, dass die Judengesetze das anstehende Abitur der jüdischen Schülerinnen und Schüler verhindern würden, verlegte er kurzerhand das Abitur für alle, die „luftschutzgefährdet“ waren, auf einen früheren Termin - und merkwürdigerweise verstanden alle, was mit dem Wort „Luftschutzgefährdet“ gemeint war.

Eine ehemalige Schülerin jener Tage erläuterte jetzt in stillen, aber bewegten Worten, was damals an der Schule geschah. Das Abiturzeugnis habe sie mit der Post bekommen – und so habe sie dem Mann, der ihr damals das Abitur ermöglicht habe, nie mehr danken können.

Die Gleichberechtigung im Alltag wurde in den nordischen Ländern am weitesten verwirklicht, schreibt der Helsingin Sanomat unter Berufung auf eine Studie des World Economic Forum (WEF).

Demnach stehen also Schweden, Norwegen, Island, Dänemark, und Finnland an der Spitze – keine Überraschung für Kenner der nordischen Länder. Das Vereinigte Königreich folgt bei den Europäern auf dem nächsten Platz – und dann kommt schon Deutschland auf Platz neun. Dazwischen liegen die außereuropäischen Länder Neuseeland und Kanada.

Österreich liegt noch hinter Ungarn (Platz 24) auf einem der letzten Plätze in Europa: Es erreicht gerade mal für Platz 28, und auch das Alpenland Schweiz liegt her auf den hinteren Plätzen (Rang 34).

Völlig aus der Reihe unter den Europäern tanzen die Mittelmeerländer Italien und Griechenland: Dort klafft bei der Gleichberechtigung eine riesenhafte Lücke, die beide Länder noch schlechter dastehen lässt als den afrikanischen Staat Zimbabwe (Platz 42).


Der Report kann auf der Webseite des WEF abgerufen werden. Als PDF Datei liegt er ebenfalls vor.

 

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