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Das verspätete wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags (aber selten verspätet)

Nein, nein, eigentlich sollte es heute gar kein Geblubber aus den Algen mehr geben. Ich habe den Weihnachtsmann dieses Jahr einen guten Mann sein lassen und bin auf eine Sonneninsel geflogen. Leider gab es wenig Sonne, dafür war das Hotel eine einzige Katastrophe. „Hotel unter deutscher Leitung“ heißt offensichtlich „Qualität findet nicht statt“.

Nun, ich habe mir den Urlaub trotz des unsagbarer miesen Hotels und des schlechten Wetters nicht verkorksen lassen, sondern die Restsonne, die Fischküche und den Wein genossen.

Der Rückblick auf das letzte Jahr? Jammerdeutschland und vorerst keine Aussichten auf Besserung, Gewerkschaften und Kirchen als Fortschrittsverhinderer und weder eine Regierung noch eine Opposition, die dies ändern wollen. Grabenkämpfe um Kopftücher und einen Gottesbezug in der Verfassung. Das war das Negativste.

Das Positive: ein Präsident, der die Dinge beim Namen nennt und sich damit an die Spitze des Fortschritts stellt. Eine Gesellschaft, die offenbar langsam lernt, dass die linken Rattenfänger Giftköder ausgelegt haben. Die ersten Stimmen aus dem Volk, die einsehen, dass unsere Gesellschaftsordnung nicht verkrusten darf. Die Hoffnung: Möglichst viele Menschen, die sich in den bürgerlichen Initiativen sammeln, um den dahindümpelnden Musikdampfer „Deutschland“ wieder in ein schnelles Handelsschiff zu verwandeln.

Was man selber tun kann? Vor allem endlich, endlich, endlich davon abzugehen, dass unsere bisherigen Moral- und Sozialvorstellungen bis ans Ende aller Tage Bestand haben werden, und dabei doch ein brauchbares Sozialsystem mit einer grundlegenden Moral zu erhalten. Dazu brauchen wir, mit Verlaub, kein Christentum, sondern die Freiheit zum Handeln, die Gleichheit vor dem Gesetz und die Brüderlichkeit, den Ärmsten vom Überfluss abzugeben.

Mich soll wundern, was wir 2005 von den Blogs zu erwarten haben. Hoffentlich mehr. Das letzte Jahr war erbärmlich für die deutschen und österreichischen Blogger: Selbstbeweihräucherung auf der einen Seite, ein nicht enden wollendes Kindergartengebrabbel auf der anderen. Fortschritte? Da muss schon vieles anders werden, vor allem aber dies: Die stärksten Kräfte unter uns müssen sich zusammentun – und bitte: mir ist scheißegal, ob daraus die erotischste Frauenzeitschrift im Netz wird oder das kritischste Politikmagazin, wenn es nur mehr wird als das blah, blah, mit dem wir uns letztes Jahr voneinander verabschiedet haben – und das auch heute schon wieder aufgenommen wird.

Ach, was das letzte Jahr für mich war? Ich habe zwei wichtige Entscheidungen getroffen, die meinem Leben eine neue Bahn geben. Es war an der Zeit, und es gab die Gelegenheit. Jetzt fehlt nur noch eine dritte Entscheidung: die für eine neue, möglichst verheißungsvolle Tätigkeit.

Was das Jahr 2005 bringen wird? Herausforderungen natürlich, wie jedes Jahr.

Ohne Worte

burgerking

(c) foto 2004 by sehpferd

Keine Gewalt der Erde kann mich davon abbringen, meinen Lesern dieser Tage Glück und Zuversicht für das neue Jahr zu wünschen. Jenen, die noch in ihren Mauselöchern hocken und die Dunkelheit beweinen, die angeblich bei ihnen herrscht, darf ich sagen: Kommen sie heraus und genießen sie das Glück der Gegenwart, die Lust, zu leben und die Herausforderung, die Zukunft mitgestalten zu können.

Diese Tage haben mehr als manche andere gezeigt, dass die Gewalten der Natur jeden Tag in unser Leben hineinschlagen können – und gerade deswegen wird es Zeit, morgen einen kleinen Apfelbaum zu pflanzen – es darf durchaus auch ein Gedanke sein, der zu mehr Lebensfreude führt.

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Jetzt, nachdem das christliche Weihnachtsfest vorbei ist, dürfen wir wohl auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Jetzt dürfen wir beiden christlichen Kirchen wohl wieder sagen, dass es ein Christentum ohne Erbsünde, ohne Jungfrauengeburt und ohne Dreifaltigkeit gibt.

Jetzt – spätestens jetzt – sollten wir den Christen wohl wieder sagen, dass sie eine andere Aufgabe haben als sich den Himmel zu verzuckern und zu verkitschen: Sie sollen, wenn es denn geht mit Freude und Zuversicht, ihren Mitschwestern und Mitbrüdern dazu verhelfen zu Nahrung, Frieden, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit zu kommen. Das wiegt mehr als alle Evangelien zusammen.

Den plötzlichen einbrechenden Naturgewalten haben wir nichts entgegenzusetzen. Nicht einmal Worte. Es ist viel von Toten die Rede in diesen Tagen. Sollten wir nicht besser an die Überlebenden denken? Wie sie jetzt schnell und gut wieder ein halbwegs normales Leben führen können? Wir sollten. Vor allem aber dürfen wir ruhig die Nachrichten einmal wegschalten – und dafür in uns gehen.

Wir bewohnen alle denselben kleinen Planeten, der uns ermöglich hat, ein besseres Leben als eine Affenhorde zu führen. Aber es ist eben nur ein kleiner Planet, den wir gerne mit philosophischen und religiösen Gedanken verzieren - der Planet allerdings weiß davon nichts.

 

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