Gerade zurück aus Budapest und dort dies gelernt: Statt „hamma nich“ könnte der Kellner auch in deutschen Restaurants bei der Bitte um einen „frisch gepressten Apfelsaft“ fragen: „Wünschen Sie ihn aus roten oder aus grünen Äpfeln, meine Dame“?
sehpferd - am Montag, 1. Mai 2006, 22:34 - Rubrik: zeit geschehen
Nun haben sie also die Würde des Menschen wiederentdeckt, die Gewerkschaften. Das ist neu, wenngleich es in die Zeit passt: Schließlich reden gerade alle wieder von Werten – und wer wollte sich da verschließen?
Eine Volksweisheit sagt, man rede immer von dem, was man nicht habe, und so betrachtet, scheint es mir verdächtig zu sein, wie viel derzeit von Moral geredet wird: Die Politik soll die Voraussetzungen für ein lebendiges, demokratisches, soziales und wirtschaftlich erfolgreiches Leben für uns alle schaffen – doch was tut sie? Sie beginnt von dem Gebiet zu reden, auf dem sie nicht ausreichend kompetent ist: Von der Moral. Die Familienministerin hat sich die Moral auf die Fahnen geschrieben und umrahmt sich dafür sogar mit zwei Kirchenoberen – und nun klingelt auch noch die Gewerkschaft nach: „Deine Würde ist unser Maß“.
Ach liebe Gewerkschaft – bei immer höheren Löhnen muss immer intensiver und konzentrierter gearbeitet werden – und der Unternehmer muss rationalisieren oder schließen. Das bedeutet für die Arbeiter und Angestellten, immer härteren Arbeitsbedingungen standzuhalten. Außerdem bringt der hohe Lohn – namentlich der hohe Lohn ungelernter Metallarbeiterinnen und Metallarbeiter, immer mehr Firmen auf den Gedanken, es doch mal in Ländern zu versuchen, in denen einfache Arbeiten auch von Menschen ausgeübt werden, die nicht im Metallnetz stecken – und dies diese Tätigkeiten nicht nur billiger, sondern darüber hinaus noch gerne ausführen – weil es eben Arbeit ist.
Die Würde? Wo jeder Eurocent eine Rolle in der Kalkulation spielt, wird sie eben exportiert, die Würde. Oder denken die Gewerkschaftsbosse, eine Arbeiterin oder eine Arbeiter in Polen oder Ungarn sei würdelos, nur weil er für einen geringeren Lohn arbeitet? Oder mal anders herum gefragt: Wäre es wirklich würdelos für Deutsche, auch einmal Spargel oder Erdbeeren zu ernten, Teller zu spülen oder Hotelzimmer zu reinigen?
Ach, die Würde. Große Worte aus Gewerkschaftsmund. Fragt sich, was dahinter steht. Ich vermute: Ein bisschen Zeitgeist. Macht sich eben gut, die Würde.
Wortgleich in "sehpferd.com" - und dort bitte kommentieren, falls Sie es für angebracht halten.
Eine Volksweisheit sagt, man rede immer von dem, was man nicht habe, und so betrachtet, scheint es mir verdächtig zu sein, wie viel derzeit von Moral geredet wird: Die Politik soll die Voraussetzungen für ein lebendiges, demokratisches, soziales und wirtschaftlich erfolgreiches Leben für uns alle schaffen – doch was tut sie? Sie beginnt von dem Gebiet zu reden, auf dem sie nicht ausreichend kompetent ist: Von der Moral. Die Familienministerin hat sich die Moral auf die Fahnen geschrieben und umrahmt sich dafür sogar mit zwei Kirchenoberen – und nun klingelt auch noch die Gewerkschaft nach: „Deine Würde ist unser Maß“.
Ach liebe Gewerkschaft – bei immer höheren Löhnen muss immer intensiver und konzentrierter gearbeitet werden – und der Unternehmer muss rationalisieren oder schließen. Das bedeutet für die Arbeiter und Angestellten, immer härteren Arbeitsbedingungen standzuhalten. Außerdem bringt der hohe Lohn – namentlich der hohe Lohn ungelernter Metallarbeiterinnen und Metallarbeiter, immer mehr Firmen auf den Gedanken, es doch mal in Ländern zu versuchen, in denen einfache Arbeiten auch von Menschen ausgeübt werden, die nicht im Metallnetz stecken – und dies diese Tätigkeiten nicht nur billiger, sondern darüber hinaus noch gerne ausführen – weil es eben Arbeit ist.
Die Würde? Wo jeder Eurocent eine Rolle in der Kalkulation spielt, wird sie eben exportiert, die Würde. Oder denken die Gewerkschaftsbosse, eine Arbeiterin oder eine Arbeiter in Polen oder Ungarn sei würdelos, nur weil er für einen geringeren Lohn arbeitet? Oder mal anders herum gefragt: Wäre es wirklich würdelos für Deutsche, auch einmal Spargel oder Erdbeeren zu ernten, Teller zu spülen oder Hotelzimmer zu reinigen?
Ach, die Würde. Große Worte aus Gewerkschaftsmund. Fragt sich, was dahinter steht. Ich vermute: Ein bisschen Zeitgeist. Macht sich eben gut, die Würde.
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sehpferd - am Montag, 1. Mai 2006, 22:28 - Rubrik: zeit geschehen