anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Ich will etwas so kurz und knapp sagen, wie ich kann: Für mich sind Lehrerbeurteilungen durch Schüler eine Unverschämtheit und ich nenne sie nichts als ein Ärgernis. Nicht nur, weil hier Lehrerinnen und Lehrer von Schülerinnen und Schülern öffentlich beurteilt werden können – sondern auch, weil sich diese dagegen überhaupt nicht mehr wehren können.

Eine öffentliche Beurteilung von Erwachsenen durch Schüler? Wie bitte? So etwas sollen Lehrerinnen und Lehrer einfach hinnehmen?

Ja, offenbar muss man dies alles wehrlos hinnehmen – das hat jedenfalls der Bundesgerichtshof als Revisionsinstanz entschieden. Doch damit will sich die betroffene Lehrerin nicht zufriedengeben: Sie wird nun das Bundesverfassungsgericht anrufen.

Nun, man wird sehen – da steht jedenfalls Grundrecht gegen Grundrecht – und das letzte Wort haben darüber die Gerichte – soweit das Recht allein betroffen ist.

Aber – gibt es da nicht noch einen anderen Aspekt? Muss sich eine Gesellschaftsordnung wie die der Bundesrepublik Deutschland gefallen lassen, dass Kinder Erwachsene öffentlich aburteilen dürfen? Muss man zusehen, wie sich die Schüler Rechte herausnehmen, die nicht einmal Lehrer haben, nämlich die der persönlichen Abwertung von Schülern? Was wäre wohl, wenn es ein Lehrerforum über Schüler gäbe: „Fritzchen Mustermann ist ein Rüpel, der den Unterricht oft stört, nichts als Flausen im Kopf hat, dauernd abschreibt und generell ein fauler Hund ist?“

Ich möchte nicht wissen, wie schnell die „lieben Eltern“, dann auf den Barrikaden wären – und ich bin ganz sicher, dann gäbe es plötzlich doch einen Weg, diese eigenartige Form der „freien Meinungsäußerung“ zu unterbinden.

Mein kleines Magazin hat viele Wandlungen durchgemacht – einstmals waren es „sehpferds sinnige seiten“, dann wurden sie etwas sinnlicher, dann nachdenklicher.

Doch im Laufe der Zeit wurde deutlich: Jedes dieser Konzepte wirkte etwas angejahrt. Im Internet interessieren sich nun einmal nicht so viele Menschen für – sagen wir einmal Paul Watzlawick oder Ronald D. Laing, zwei Wissenschaftler, aus deren Werken ich nach wie vor schöpfe. Auch die Weisheit, die mir seit dem 60. Lebensjahr mehr und mehr zuwächst, ist nicht immer gefragt – und das differenzierte Denken? Ach du liebes Bisschen, wer macht sich denn noch diese unendliche Mühe?

Wir leben in einer Zeit der persönlichen Besserwisserei. Noch kurz vor dem Abgrund stehend, schreien die Menschen heraus: „Ich weiß es aber besser als jeder andere“. Tatsache ist – sie hätten besser zugehört, als es noch Zeit war. Ich habe meine Karriere als Schriftsteller und Contentschreiber einmal damit begonnen, zu sagen (übrigens hier): „Beiß mir nicht in den Finger, schau, in welche Richtung er zeigt“.

Journalisten können im persönlichen Bereich nicht belehren – doch aus der Masse an Hinweisen, die sie geben können, entstehen doch Anstöße – und einige dieser Anstöße für den Lebenswandel gibt es hier weiterhin.

Nun, und das Anstößige? Anstößig ist überwiegend nicht, was Menschen tun, sondern die Art und Weise, in der die Medien damit umgehen. Anstößig sind die Gutmenschen, die der Welt ihre fragwürdige Moral aufzwingen wollen – und nicht zuletzt sind Regierungen anstößig, die ihr Geld maroden Industrieunternehmen in den Rachen werfen.

Erotik hingegen ist – jedenfalls überwiegend – nicht im Geringsten anstößig. Aber gerade sie ist das gefundene Fressen für missgünstige Mitmenschen, um anderen das Leben mies zu machen. So ist auch unsere harmlose „Erotiksparte“ ins Gerede gekommen – es ist offenbar gerade eine tolle Zeit für die Gutmenschenschaft, überall hin mit Gift zu spritzen, wo sie die Lust vermutet.

Vielleicht darf ich Ihnen dazu dies sagen: Wir veröffentlichen nichts, das nicht auch in der bürgerlichen Presse veröffentlich werden könnte – im Gegenteil – wir spiegel die Diskussion, die dort stattfindet, wider.

Das neue Konzept? Nun, ich werde Ihnen hier mehr Anstöße geben – und vermehrt diejenigen als „anstößig“ bezeichnen, die den Menschen die Lebensfreude rauben wollen, denn das haben wir wirklich nicht verdient.

In diesem Sinne habe ich dies Blog heute verändert. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann, dass sie dieses Magazin weiterhin gerne lesen.

Seit einigen Jahren taucht ein neues Kulturphänomen auf: der Seitensprung wird offenbar ein neues, unverzichtbares Kulturgut. Wäre es nicht so, so würden nicht so viele Menschen versuchen, damit direkt oder indirekt zu Ruhm zu kommen: Forscher und Autoren, zum Beispiel.

Ich sage Ihnen ehrlich: Seitensprünge sind so gut wie nie unproblematisch, sie werden aber erst dadurch zu wirklichen Problemen, wenn sie auffliegen - und dies kann bei den "willkürlichen" Seitensprüngen der heutigen Zeit schnell der Fall sein.

Man kann Seitensprünge aus plötzlich auflodernder leidenschaft nicht verhindern - aber sich einen Seitensprung über eine Agentur zu suchen, halte ich für einen Ehebruch.

Was meinen Sie?

Mehr bei der Liebepur.

 

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