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Jetzt, nach seinem Tode, wird sich die öffentliche Darstellung seines Lebens wohl noch mehr verklären, als dies ohnehin schon der Fall war: Der Fotograf Helmut Newton, der „Gigant“, wie ihn Hugh Hefner nannte, ist tot.

Er steht für ein Zeitalter, in dem sich Fotografie selbstständig machte, und er wurde dessen Leitfigur: Fotografen inszenieren sich als Teil des kulturellen Showgeschäfts, werden deren Bestandteile. Sie sind Zeitzeugen und Zeitgenossen, Markenzeichen und Marktteilnehmer, Kunstmacher und Kitschfabrikanten. Sie produzieren Inszenierungen: die von Produkten, die von Menschen, vor allem die von sich selbst. Künstler sind sie auch. Ein bisschen. Manchmal.

Newton und Deutschland? Eine besondere Beziehung. Hier wurde er geboren, hierher hat er zu Lebzeiten sein Erbe hingeschafft. Zwei Mal wurde er verfolgt: Einmal als Jude von den Faschisten, einmal als Fotograf wegen seiner angeblich „faschistoiden“ Bilder – von einem „Fräulein Schwarzer“. Ein Medienrummel, weiter nichts, doch noch stoßen Kritiker in die gleiche Kerbe: „Was zählt, ist das Fleisch“, betitelte die „Badische Zeitung“ heute seinen Nachruf: Ein widerwärtiger Schnitzer, der freilich ohne die Vorarbeit von Alice Schwarzer nicht salonfähig gewesen wäre.

Newton war ein besessener Fotograf, und er war es ganz und gar. Seine Liebe zur Fotografie paarte sich mit der Liebe zu Frauen, deren Sinnlichkeit er über seine Kamera einfangen konnte, ein wahrhaftig genialer Handwerker der erotischen Fotografie. Aber ein Künstler? Ein bisschen. Manchmal.
 

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