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Warum darf ein Westdeutscher einem Ostdeutschen eigentlich keine Nachhilfestunde in Demokratie geben? Immerhin haben Westdeutsche den Ostdeutschen über 40 Jahre demokratischer Erfahrung voraus. Darf ein erfahrener Mensch dem noch nicht so Erfahrenen etwa nicht darauf hinweisen, wenn er falsch liegt, gleichgültig, wo er lebt?

Die meisten deutschen Kommentatoren nehmen mittlerweile gutgläubig an, die Mehrheit der ehemaligen DDR-Bürger seien Demokraten. Damit ich nicht missverstanden werde: Veile Bürger der ehamligen DDR sind heute Demokraten. Aber sind jene anderen auch Demokraten, die dort gelegentlich in Massen auf den Straßen herumspazieren und Schilder mit hohlköpfigen Aufschriften in der Hand halten?

Es wäre zumindest den Zweifel wert. Mag sein, dass sie heute mehrheitlich keine überzeugten Kommunisten mehr sind. Aber Demokraten? Die hatten wir uns bislang immer etwas anders vorgestellt, nämlich als Menschen, die, wo immer sie gehen und stehen und trotz unterschiedlicher Auffassungen in der Sache vor allem die Demokratie verteidigen.

Probleme mit der Demokratie hatte im Übrigen auch die alte Bundesrepublik. Auch dort wurden die Menschen nicht sofort Demokraten Ich erinnere nur an die "Deutsche Reichspartei", den "Gesamtdeutschen Block BHE" und die "Kommunistische Partei Deutschlands" , aber die meisten von ihnen haben gelernt – und wählen eben nicht massenhaft die Links- und Rechtspopulisten.

Selbst dort, wo sie gewählt wurden (siehe Hamburg) verschwanden sie wieder von der Bildfläche – Demokraten im Westen erweisen sich, trotz vieler Mängel und Rückschritte, als lernfähig.

Was ist also los mit dem Osten? Warum lernen die jungen Menschen nicht, Demokraten zu sein, und warum sagen sich die älteren Mitbürger nicht davon los, dass Mutter Staat für alles zuständig ist? Werden die Demokraten nicht genügend belohnt, wird die Eigeninitiative nicht genug gefördert, der Erfolg nicht genug gewürdigt? Wenn es so ist, warum ist es dann so?

Die neuen Bundesländer haben eine Infrastruktur, um die man sie beneiden könnte, und sie haben ihre Vorzeigestädte saniert, dass es nur so blitzt und blinkt. Nun sind die Bürger im Osten gefordert, auf dieser Basis sowohl die Demokratie als auch ihre persönliche Existenz aufzubauen – und zwar jetzt. Bitte? Jetzt gerade nicht? Ja, wann denn bitte dann?
 

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