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Wir und die Welt da draußen – ein kybernetischer Kreis. Wir schreiben, und wir verändern uns dadurch. Jeder Autor weiß es – ist es neu? Nein, natürlich nicht.

Sehen sie, liebe Leserinnen und Leser, ich schrieb es oft: Man kann sein Leben gründlich beobachten und dann darüber schreiben, wodurch sie das Leben ein wenig verändert, und wenn man nun über diese Veränderung wieder schreibt, dann verändert sich das Leben etwas mehr. Macht man die Sache richtig, dann wird es besser und besser, und man wird erstaunt feststellen, dass es sich schneller und schneller verändert. Hat man einen bestimmten Zustand erreicht, so kann diesen Kreis durchaus unterbrechen – und sich ausruhen auf dem schönen Stand, den man nun erreicht hat. Das Schreiben ist nicht mehr nötig. Wer ein Egoblog führt, kann es schließen.

Auf der anderen Seite ist es nun so: Wenn ich über wenig mehr als mein Sexualleben schreibe, dann muss ich zwangsläufig eben dieses Sexualleben sehr gut beobachten – besser, als wenn ich nicht darüber schreiben würde. Indem ich nun aber darüber schreibe, verändere ich mich und der nächste Sex wird anders sein. Er wird aber auch dadurch anders werden, dass ich mehr von seinen beschreibbaren Komponenten aufnehmen muss, denn ich will doch morgen wieder über mein Sexleben schreiben.

Erwartet meine Leserschaft, dass ich den Partner häufiger wechsele, so werde ich den Partner häufiger wechseln müssen, wenn ich weiter gelesen werden will, und ich werde mich umsehen müssen, wie ich mehr und möglicherweise sensationeller Partner gewinnen kann, um jene und auch mich wieder zu beobachten und darüber zu schreiben, und dies gilt natürlich auch, wenn ich besondere Vorlieben habe – ich kann dann meine Leserschaft nicht dauernd mit der kleinen Reitpeitsche beglücken, die ich vielleicht einmal genossen habe, sondern muss mehr Erfahrungen mit anderen Gerätschaften bei Damen suchen, die damit umgehen können.

Sehen Sie - und irgendwann ist das alles wirklich öd – und dann erkenne ich, dass ich größere Abstände halten muss zwischen dem Erleben und dem Schreiben – aber natürlich könnte ich auch einfach mein Blog schließen, wenn ich nicht wirklich Schriftsteller sein will.

Wie ich schon anderwärts sagte: Sexblogs sind endlich. Es sei denn, man wäre Schrifststeller(in) oder Sexarbeiter(in).

Die neue Ausgabe von „Mindestens Haltbar“ ist da und ich kann über sie mindestens dies sagen: sie ist wenigstens optisch ansprechender als ihre Vorgängerin.

Ansprechend, gefällig, geschmäcklerisch ist diese Blogzeitung, ein bisschen verflittert und verglittert, was am Wienerischen Einschlag liegen mag. Alles ein bisschen angewittert, wie weggeworfene Rosensträuße, alles ein bisschen Poesiealbum.

Ja, ich kann den einen oder anderen Artikel mit Vergnügen lesen, ja, ich kann hie und da lächeln – und doch kommt mir am Ende alles so vor, als würde hinter mir Imme Kirmes aufstehen, der Liebling aller Deutschlehrer, und eines ihrer Elaborate zelebrieren und alle würden vor Ehrfurcht ob ihrer Sprachgewalt erstarren.

Die Welt der seichten, schönen, plätschernden Unterhaltung ist offenbar eine Domäne der Damen geblieben, und auch dies hat sich nicht verändert: Man muss viel schreiben, Seiten füllen, Worte hervorzaubern und wieder verschwinden lassen, gluckernd fortfahren wie ein Bächlein, und ab und an behaupten, es gäbe aber tiefe Gründe im Bachbett.

Eine schöne Bettliteratur? Vielleicht. Aber bitte – nehmen Sie ihren Computer mit ins Bett? Ich nicht. Zwei Artikel habe ich dennoch zu Ende gelesen (obgleich auch sie viel zu lang waren): Etwas über die Mythen an sich und etwas Anderes über Frösche und Mythen im Besonderen - immerhin wurde der zuletzt genannte Beitrag tatsächlich von einem Mann verfasst.

Da mich neulich ja jemand der Kränkung bezichtigt hat: No comment – außer der Überschrift. Zu den deutschen Blogs habe ich schon alles gesagt, was zu sagen war. Falls sie es in Kurzform wollen: Flaute.

Ab und an kommt wieder jemand auf meine Seite, der von einem der hasserfüllten Artikel über mich angelockt wurde – ach, liebe Mitmenschen, ich sage euch dies: Das bringt euch auch nicht weiter. Redet mit mir, nicht über mich, dann habt ihr etwas davon.

Ja, es gab Zeiten, da habe ich mich hier noch mit den Platzhirschen und denn entsprechenden Platzhirschdamen (höflich, nicht wahr?) herumgeschlagen. Da dachte ich aber noch, die wären welche. Heute weiß ich: Im Blogs röhren alle, so gut sie können – auch wenn sie keine Platzhirsche sind. Die Jungs aber, die sich damals unbedingt kloppen wollten, sind alle irgendwo in der Privatheit verschollen. Ich denke manches Mal hinter ihnen her, sie wären dort von vornherein besser aufgehoben gewesen.

Nachdem ich ja häufiger über das Anti(Sex)Blog geschmunzelt habe und es inzwischen gar als Anregung benutzt habe, um selbst einen Blogbeitrag durch den Kakao zu ziehen, fiel mir doch dies auf: In den letzten zwei Tagen gab es drei Beiträge, die sehr kurzfristig wieder gelöscht wurden:

Gleitgel (Kategorie Sumpfterrain) über dies

Frauen leider Frauenleiden (Kategorie Erdbeerzeit) über dies

Gebärdensprache (keine Kategorie, in eigener Sache)

Da frage ich mich nun, warum. Besonders „Gleitgel“ war eine in jeder Hinsicht berechtigte Persiflage auf einen Beitrag, der – nun ja, lassen wir die detaillierte Kritik. Jedenfalls klingt er wie hunderte ähnlicher Beiträge auch: Vielleicht veröffentlichen ja demnächst Frauenzeitschriften Strickmuster für Sexblogbeiträge. Noch besser ist freilich wäre: ein Vademekum für Sexblogs, in dem man durch Auswürfeln den nächsten Satz bestimmen kann. Der Fantasie wären keine Grenzen gesetzt: man könnte auch aus einem einzigen Anfangssatz eine ganze Geschichte generieren.

So, Gilde der Programmiererinnen und Programmierer – nun mal ran! Mithilfe des Eliza-Codes und etwas Fantasie sollte es doch möglich sein, oder? Ich halte es für allemal sinnreicher als die Sexblogs, die auch für meine Lesart immer öder werden.

„Einzelne Blogger haben eine ähnlich hohe Leserzahl wie eine kleine Zeitung. Auf die Beiträge kommt es an. Es gibt auch langweilige Blogs. Man sollte sich fragen: Welchen Nährwert hat mein Blog, wen sättigt er? Ist ein Blog gut, spricht sich das sehr schnell herum in der Blogosphäre. Das Internet ermöglicht Gespräche, die in den Zeiten der Massenmedien nicht möglich waren.“

Richtig gelesen müsste dort natürlich stehen „in den USA haben einzelne Blogger ...“, auf den Nährwert kommt es natürlich nicht an, sondern auf die Attraktivität für die Leser, den satt wird man höchstens von solchem Gedröhne.

Gute Blogs sprechen sich keinesfalls schnell herum, eher schon solche, die von der traditionellen Presse spektakulär an die Öffentlichkeit gezerrt werden (beispielsweise Spreeblick) – und zuletzt: Das Internet ermöglicht keine Gespräche, sondern bestenfalls Dialoge in Schriftform.

Aber bitte schön – jeder antwortet eben das, was er kann.

Wenn die Blogger (vor allem die deutschen Blogger) mal wieder ins Netz rülpsen und zeigen wollen, wie großartig sie sind, sollten sie einmal dies lesen:

Printjournalisten sind es, die oft erst die arbeits- und somit kostenaufwendigen Ergebnisse vorlegen, auf denen die Kollegen von den neueren Medien aufbauen können. Vielleicht hat das auch ja etwas mit dem Wesen des gedruckten Wortes zu tun. Gäbe es jedenfalls die Zeitung nicht mehr, ob auf Papier oder online, säßen die Blogger ziemlich verlassen vorm Keyboard".

Dem kann ich nur zustimmen. Blogger sind, was das Tagesgeschehen betrifft, zumeist kommentierende Zaungäste – und zumeist kann das, was sie zu sagen haben, bestenfalls in linken Szenenkneipen überzeugen.

Dass Blogger und Journalisten zusammenarbeiten, wäre an sich die natürlichste Sache der Welt. Das ganze kindergartenhafte Gerangel um diese Frage ist müßig, denn der Krieg zwischen den bösen Fürsten der so genannten „Mainstream“-Presse und den kleinen wackeren Robin Hoods der Bloggerszenerie gehört in den Bereich der oft kindlichen Fantasien der Bloggerinnen und Blogger.

Der Knackpunkt liegt denn auch ganz woanders: Blogger sind im Grunde genommen durchgängig unsozial: Sie produzieren das umsonst, wovon Journalisten leben. Damit werden sie wahrscheinlich dafür sorgen, dass immer weniger hauptberufliche Journalisten von ihrem Beruf leben können und immer mehr Verleger auf billigere freie Mitarbeiter zurückgreifen. Blogger vernichten also langfristig die Existenzgrundlagen der einfachen Vor-Ort-Journalisten und tun Gutes für den Profit der Verleger – kein Grund, auf so etwas auch noch stolz zu sein.

Die guten Nachrichten folgend den Schlechten auf dem Fuß: warum nicht gelernte Journalisten und gute Blogger einsetzen und beide bezahlen? Diese hier wollen es versuchen.

Da ich wohl für die bloggenden Damen dieser Welt in meinem letzten Artikel ein wenig zu dick aufgetragen habe, dürfen sich nun die Herren ärgern - oder auch amüsieren.

Also, gehen wir die Geschichte noch mal an. Diesmal mit männlichen Bloggern, und weil es so schön ist, wechseln wir gleich mal die Perspektive.

Der Blogger steht also vor dem Spiegel, betrachtet wohlgefällig seinen Körper: Schlanker Bauch, breite Brust, knackiger Po – schon in Ruhestellung sieht man seinem Penis die gewaltigen Ausmaße an, die er während der Liebe annehmen wird. Er strotzt vor Kraft, Gesundheit und Selbstbewusstsein. Wenn er will, quietscht sein Bett jede Nacht unter der Last zweier Menschen: er und die Klassefrau.

Das will er aber nicht. Will auch mal einen Saufen gehen, den beknackten Bloggerkollegen sagen, dass sie alle Schlappschwänze sind. Schwierigkeiten? Wo gibt es denn so was, Mann? Wer Probleme hat, ist doch bloß ein Wichser, der keine Lösungen mehr findet. Gefühle? So was Beknacktes – das ist doch was für Frauen, oder? Hauptsache, man gibt vor, Gefühle zu haben – im Bett sind die Frauen doch alle gleich, komm geh weg, Macker, erzähl mir nichts. Scheißfrauenversteher und Warmduscher. Vor allem aber - denk nichts - du must locker sein, verstehst du, locker!

Der kernige Blogger ist nie krank, hat nie einen Hänger, hatte nie eine Zicke im Bett, die ihm zum Überfluss noch einen Tripper hinterlassen hat, wurde nie von einer Tusse gelinkt. Er ist einfach göttlich. Ja, so sind sie eben, die Blogger. Aber das wissen Sie ja aus der Realität: Der Umwelt den perfekten Menschen vorzulügen, ist ein besonderer Sport der Männer.

Auch hier: Falls die Meisterspione wieder einmal heraufinden wollen, an wen es gerichtet ist – hier die Antwort: An alle, die es betrifft - von A bis Z.

Ich frage mich immer häufiger, warum die Frustrationsschwelle der Damen, die jetzt um die dreißig sind und sich in Blogs hineingefressen haben, so niedrig ist.

Was bitte liebe Bloggerinnen hatten sie denn von ihrem Leben erwartet? Dass sie die Karriereleiter kontinuierlich nach oben klettern werden, Männer vernaschen können, soviel sie wollen und dennoch von irgendeinem degenerierten Märchenprinzen begehrt werden, der zu allem Überfluss auch noch bei Ihnen bleibt? Und dies vor allem dann, wenn die Zickigkeit jeden Tag zwischen den Zeilen der Blogs hinausquietscht?

Falls sie nicht zu den Zicken gehören sollten – Herzblut, Seelenschweiß und heiße Tränen sind absolut normale Regungen eines lebendigen Menschen. Wenn sie nicht auch manchmal durch die engen Täler gehen müssten, sich an Sträuchern die Beine zerkratzten und lange Wege ohne Licht zurücklegen müssten, könnten sie sich dann noch freuen, wenn die Sonne wieder einmal in ihre Hintertür schiene? Ach, Sie meinen, sie müssten „cool“ bleiben?

Sagen sie mal, Frau Ahh bis Zett, wie lange wollen sie sich selbst eigentlich noch betrügen? Kommen sie zu Sinnen! Nur das Leben ist das Leben – und es findet jetzt statt.

Falls die Meisterspione wieder einmal heraufinden wollen, an wen es gerichtet ist – hier die Antwort: An alle, die es betrifft - von A bis Z.

 

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