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einig fallerland

Ach, liebe Frau Schavan, habe ich da richtig gehört, dass in Deutschen Moscheen gefälligst Deutsch gepredigt werden soll? Vielleicht in deutschen Synagogen auch? Und letztendlich auch in allen deutschen christlichen Gemeinden?

Irgendwie macht mich das stutzig. Frau Schavan ist Kultusministerin im Land der Schwaben und Badener. Da sollte sie doch schon mal gehört haben, dass in deutschen Gotteshäusern auch schon mal in der Sprache anderer Menschen Gottesdienst gehalten wird.

Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass jemand auf Schwäbisch oder Alemannisch gepredigt hat. Da braucht der Verfassungsschutz auch einen Dolmetscher, wenn er die geheimen Botschaften entschlüsseln soll - oder war das alles ganz anders gemeint?

Politische Entscheidungen, die niemand versteht, sind dumm, und sie als Kompromiss zu verkaufen, ist dreist. Was jetzt die CSU und die CDU als Kompromiss für die Gesundheitsreform ausgeklügelt haben, ist keiner: Praktisch bedeutet er nur einen Rückzug aus der politischen Vernunft. Details kann man der Tagespresse entnehmen.

Die Menschen im Land aber fragen sich, was der Mann aus dem Land der Krachlederhosen und die ewig unverstandene Ostfrau eigentlich mit einem so genannten „Kompromiss“ erreichen wollen, dem alle, aber auch wirklich alle das baldige Ende voraussagen.

Der Wähler fühlt sich mit Fug und Recht verscheißert. Die Union hat der maroden Schröder-Fischer Regierung offensichtlich gar nichts entgegenzusetzen – vor allem keine glaubwürdigen Konzepte. Es scheint, als wäre Frau Merkel gut beraten, sich beizeiten von allen Ämtern zurückzuziehen, damit wieder etwas Vernunft in die Christenunion kommt: die jedenfalls verliert im Moment einen guten Fachmann nach dem anderen.

Nur wenige Geschäftsleute verlassen am Freitagabend Zürich, um in Richtung Budapest zu fliegen: die meisten des kläglichen Häufchens, das heute mit dem kleinen Expressflieger unterwegs ist, sind Wochenendpendler und verirrte Einzeltouristen.

Mein Sitznachbar ist Österreicher, ein gesprächiger Mann, Textilbranche. Ja, er habe schon überall im Ausland gelebt, sehr lange sogar, und einige Jahre wäre er zurückgegangen nach Österreich. Ja, schönes Land, Österreich. Aber jetzt arbeite er in der Schweiz und wohne in Ungarn. Ja, dort bleibe er auch.

Wir stellen bald fest, dass wir Gemeinsamkeiten haben. Längere Auslandsaufenthalte dann eine plötzliche Herzerkrankung, an deren Beginn die Besinnung auf das Wesentliche stand. – und natürlich die neue Perspektive – Ungarn.

Und Deutschland? Der Herr war optimistisch. „Wissen sie“, sagte er nachdenklich, „ich glaube, sie in Deutschland haben endlich erkannt, dass ein Wandel Not tut“, und nach einer Weile des Nachdenkens fügte er hinzu: „Schröder hat es begriffen, die SPD noch lange nicht, aber es wird wenigstens etwas getan“.

Ich konnte es nur bestätigen. Wir Deutsche müssen etwas tun – nicht nur für uns, für Europa. Unsere Nachbarn warten darauf, und sie vertrauen weiterhin in die Qualität deutscher Ingenieurkunst. Name wie Carl Zeiss oder Schneider Kreuznach stehen wieder auf den Objektiven japanischer Kameras. Ja, wir können es noch, aber wir müssen die Mensche auch in neue Richtungen lenken: Wir haben gute Kaufleute, gute Ingenieure und gute Manager, ja, man glaubt es kaum, sogar gute Köche.

Ich sprach erst jüngst mit einem Vater, der sagte, das seine Kinder keinesfalls ins Hotelfach gehen sollten: „Denken sie doch mal an diese unmenschlichen Arbeitszeiten und den geringen Verdienst“. Ja, wenn man so denkt. Aber es gibt kaum einen Beruf, der bei guten Fähigkeiten so schnell in eine internationale Karriere münden kann wie das Hotelgewerbe. Jedenfalls bei weitem besser, als Philosophie oder Soziologie zu studieren und sein Leben anschließend als Taxifahrer zu fristen.

Der Schuss vor den Bug, den Bundespräsident Köhler gestern dem deutschen Bundeskanzler verpasste, hat gesessen: Zwar ließ Herr Schröder dem Präsidenten schnell noch schreiben, dass er, Schröder, bei so viel Einmischung auch Gegenvorschläge erwarte (er sei „diskussionsbereit“ ließ der Kanzler gnädigst verlauten), doch das nützte ihm alles nichts: Neben dem Bundespräsidenten stand auch das Volk und die Mehrheit der Parteien hinter dem Feiertag, dem "Tag der Deutschen Einheit" – und ließen einen bedrabbelt wirkenden Schröder im Regen stehen. Es waren nicht „ein paar Einzelstimmen“ – es war das Volk gegen den Kanzler, und das Volk blieb der Sieger. Gut für das Volk, mies für den Kanzler: Er und sein vollmundig daherschwätzendes Führungsteam verloren abermals ihre Glaubwürdigkeit.

Hinter den Kulissen muss die SPD wohl auch noch einiges verkorkst haben: Statt das Sperrfeuer des Bundespräsidenten ernst zu nehmen, mokierte man sich am Morgen nach Presseberichten noch darüber, dass sich der Präsident überhaupt eingemischt habe. „Empört“ sei man gewesen, hieß es. Dabei hat man ganz offenbar nicht davor zurückgeschreckt, den Präsidenten auch noch zu beleidigen: Aus Regierungskreisen wurde alsbald gehöhnt, „Herr Köhler (habe) seine vom Grundgesetz festgelegte Rolle" noch nicht verstanden. Fragt sich, wer zu diesem Zeitpunkt was noch nicht verstanden hatte.

Nachdem sich Herr Schröder, Herr Eichel, Herr Clement und sicher auch Herr Müntefering derartig blamiert hatten, musste natürlich ein Schuldiger gefunden werden, und siehe, man fand den Koalitionspartner, weil er den Kadavergehorsam verweigerte.

Offenbar hat auch Herr Schröder eines noch nicht begriffen: Er wird von vielen Deutschen eben nur als das kleinere Übel gegenüber der unsäglichen CDU-Chefin Angela Merkel angesehen. Sollte die CDU endlich eine Führungsmannschaft mit einem plausiblen Programm zusammenbringen, werden die Wähler in Massen das Lager wechseln: Der heutige Tag war ein erneuter Beweis dafür, dass Herr Schröder im Grunde genommen als Bundeskanzler nicht mehr tragbar ist.

Presseberichte: DIE ZEIT und der SPIEGEL.

Ich erinnere mich noch an Zeiten (wie vermutlich viele andere Deutsche auch), als der 17. Juni Feiertag war. Es war kein Tag zum feiern, und das Brimborium, das jedes Jahr veranstaltet wurde, um des gescheiterten Volksaufstandes in der damaligen DDR zu gedenken, wurde von Jahr zu Jahr peinlicher.

Hätte damals jemand gewagt, diesen sinnlosen Feiertag abzuschaffen, er wäre an den Pranger der Boulevardpresse gestellt worden, und wäre er denn Politiker gewesen, so hätte er seinen Hut nehmen müssen.

Heute haben wir einen Feiertag, der die Einheit unseres Landes demonstrieren soll – und jetzt kommt der konzeptlose, nur noch wild herumrudernde Herr Eichel und will ihn „auf einen Sonntag verlegen“. Damit ist er abgeschafft – ein weltlicher Feiertag, der auf einen Sonntag fällt, ist keiner.

Vielleicht sollte die Regierung Schröder doch mal daran denken, zurückzutreten. Wir brauchen keine Abschaffung eines Feiertages. Wir brauchen Konzepte.

Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn man bei meinem Nachbarn Frankreich den Nationalfeiertag streichen wollte. Oder, falls man in Ungarn einer der beiden Nationalfeiertage vom Kalender nehmen wollte. In Deutschland aber haben Herr Eichel und Herr Schröder mal eben ein Plauderstündchen, und dann soll der Nationalfeiertag gestrichen werden.

Nein, ich bin kein Nationalist. Mir wäre ein Europafeiertag viel lieber als der Neu-Geburtstag der Nation. Aber wenn sie nun schon einmal Geburtstag hat, dann soll man dies auch feiern – da könnte man sich eher überlegen, ob einige der evangelischen und katholischen Feiertage gestrichen werden können.

Herr Eichel und Herr Schröder aber sollten sich überlegen, wie lange sie noch regieren wollen. Dem Volk Sand in die Augen zu streuen, reicht auf Dauer nicht aus. Vor allem Herr Schröder muss endlich mit der Wahrheit heraus, auch wenn die Gewerkschaften dann Kopf stehen: In Deutschland sind die Löhne zu hoch – vor allem die Metallarbeiterlöhne. Wer es zuerst sagt, bekommt vielleicht den schwarzen Peter. Aber einer muss es ja mal sagen.

Damit dies einmal klar ist: Wenn ich eine Schachtel Zigaretten bei meinem bevorzugten Einzelhändler kaufe, erwarte ich nicht, dass es sich um Schmuggelware aus Polen handelt. Dafür, dass dies so ist, hat der deutsche Staat gerade zu stehen und nicht ich, der diese Zigaretten kaufen will. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass ich legale Zigaretten in einem legalen Laden kaufe.

Das Problem habe ich nicht: Ich rauche nicht.

Aber damit dies auch klar ist: Wenn ich möchte, dass eine Dame heute Nacht besonders nett zu mir ist, und ich keine Lust habe, dafür Affentänzchen aufzuführen, gehe ich zu meiner bevorzugten Agentur und erwarte, dass ich keine im Rahmen eines Menschenhandels zur Prostitution gezwungene Arbeitssklavin bekomme. Dafür, dass dies so ist, hat der deutsche Staat gefälligst gerade zu stehen, indem er dafür sorgt, dass die Gesetze eingehalten werden. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass Damen, die legal der Prostitution nachgehen, auch Damen sind, die legal in diesem Land leben.

Das Problem ist: Ich kaufe keine Damen.

Was Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) fordert, ist der Hohn: Nicht der Staat, sondern der Freier soll in Zukunft kontrollieren, ob die von Freier bevorzugte Dame sich legal und freiwillig hier im Lande aufhält. Man weiß nicht, worüber man mehr den Kopf schütteln soll: über die Realitätsferne, dieser Ministerin oder über den frechen Populismus, der aus ihren Worten hervorgeht.

Das Problem ist: Ich wähle keine CSU.

Bei der Wahlparty zur Wiederwahl des Herrn Schuster, eines Mannes, den niemand kennt, der aber nun zum zweiten Mal OB in Stuttgart geworden ist, gab es offenbar Handgreiflichkeiten, berichtete der Südwestfunk. Da soll ein leibhaftiger Minister einen Abgeordneten zwei Mal kräftig geohrfeigt haben. Die Nachricht breitete sich heute Morgen in Windeseile aus.

Wenn man diese Meldung ernst nimmt, verschlägt es einem die Sprache: Wenn die Schulkinder morgen ihre Konflikte durch ein paar Schläge in die Schnauze lösen, haben sie jedenfalls prominente Vorbilder.

Später: Wie verschiedene Zeitungen melden, ist der Baden-Württembergische Staats- und Europaminister Christoph Palmer heute zurückgetreten. Anlass war offenbar der "Ohrfeigenvorfall".

Wie wir alle wissen, hat Deutschland weder Zukunftsprobleme noch Zukunftspläne. Wir schwimmen in unserem Alltag herum wie die Fische in der Fischsuppe. Unterhaltung muss sein, und natürlich „gehobene“: der größte Deutsche, das schönste deutsche Wort. Der Sieger: „Habseligkeiten“. Ein Wort, das auf „Keiten“ endet. Fast so schön wie Ordnungswidrigkeiten. "Heiten" und "Keiten", ein Topf Buntes. Die Begründung kommt mir sentimental daher, so als wolle dieses Land zurück auf den geistigen Stand eines 6-jährigen Knaben, auf den wohl zutreffen kann, dass er in seiner Hosentasche "ein paar Habseligkeiten" aufbewahrt.

Kein Wunder, dass „Geborgenheit“ auf Platz zwei fiel. Ach bitte, ich hörte, die Vorsitzende des Deutschen Sprachrats sei beteiligt gewesen? Armes Deutschland.

Niemand braucht den sozialen Staat so nötig wie die Konservativen. Der Grund ist einfach: Ein Mensch, der wenig verdient, sozial aber nach allen Seiten abgesichert ist, neidet der konservativen Klientel ihre höheren Einkommen und Vermögenseinkünfte nicht. Dies bedeutet im Endeffekt, dass es keine oder allenfalls wenig soziale Unruhen im Land gibt.

Insofern sollte die konservative Partei, also die CDU, eigentlich der Wortführer eines sozialen Staates sein, in der jeder Mensch, der Geld verdient, einen gerechten Teil abgibt, um soziale Sicherheit zu erlangen.

Ich habe es anderwärts schon gesagt, aber ich sage es heute nochmals, deutlicher: Frau Merkel hat keine blasse Ahnung, was eine konservative Partei ist, was soziale Gerechtigkeit ist und was der deutsche Arbeiter oder Angestellte denkt: Sie ist im falschen Wirtschafts- und Sozialsystem groß geworden, hat die falsche Gesellschaftskunde genossen und macht nun eben die falsche Politik ohne wirklichen konservativen Hintergrund.

Wer so viel falsch macht, sollte sich aus der Politik zurückziehen. Konservative Politik ist soziale Politik, und Zwangsversicherung für Arbeiter und Angestellte geht nur mit sozialem Ausgleich.

 

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