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World Sex News ist gegenwärtig ziemlich hinter dem Mond mit den erotischen Nachrichten – und so richtig wollen sie ohnehin nicht mehr rüberkommen. Oder gab es keine? In jedem Fall ist nichts so alt wie die Nachricht von gestern: Es gibt keine bisexuellen Männer – wollen irgendwelche Wissenschaftskasper herausgefunden haben.

Das Magazin „Nerve“ hatte kurz nach Erscheinen dieser Meldung bereits seine ganze Häme über die Leute ausgegossen, die mit Hilfe von ein paar Tricks „beweisen“ wollten, dass es Bi-Männer nicht gibt.Aber jetzt – welche Sensation – ist die Nachricht sogar bei CBS News angekommen – über vier Seiten. Fairerweise muss man sagen, dass auch die CBS nicht alles glaubt, was die Leute herausgefunden haben wollen.

Linda – was für ein schöner Name. Wer erinnert sich nicht an „Pretty Belinda"? Belinda – die schöne. Linda – die Zauberin. Wer wollte sich da in profane Gefilde begeben, in denen man Linda Loverlace vermutet? Doch wir können noch eine Stufe tiefer gehen, nämlich auf den Acker. Dort steckt man Linda in die Erde – oder steckte sie jedenfalls hinein. Nun nicht mehr – Linda ist nämlich eine Kartoffel, und das Geschrei, das gerade um sie gemacht wird (namentlich von den Grünen, und das noch im Wahlkampf), dringt sogar bis in die den NDR.

Linda Potatoe also, Kartoffel-Linda, geboren 1974, angemeldet als Kind des Friedrich Böhm, Kartoffelzüchter, und nun? Nun ist es aus mit der Knolle. Der Züchter nimmt sie vom Markt, das Riesengeschrei wird durch Prozesse ausgelöst, und irgendwie haben die Grünen von der Sache Wind bekommen und die Linda flugs zur Ökosache erklärt. Der Verbraucher wird dabei fleißig genutzt, um einigen dieser Ökolandwirte einen Gefallen zu tun: Die wollen angeblich genau diese Sorte weiter anbauen. Warum, weiß kein Mensch so genau, schließlich gibt es genügend Sorten - und vielleicht wird deswegen behauptet: Die Verbraucher wollen Linda: „Buttrig, cremig, einfach lecker“.

Aha, lecker also. Ich dachte mir es fast.

An manche Dinge erinnert man sich ein Leben lang. Gegen Ende der Erntezeit kam jedes Jahr ein Kartoffelbauer aus Syke nach Bremen, fuhr über den Osterdeich und schrie: „Kaaaatuffeln, Katuffeln, 1A Syker Katuffeln, zehn Pfund eine Maak“. Nach der Sorte hat damals nie jemand gefragt – aber da waren Kartoffeln auch noch nicht „lecker“.

Einst war es das Modewort der 68er: Frustration. Ich, du, er, sie, es sind frustriert. Der Arbeitgeber frustriert den Mann, der Mann frustriert die Frau, die Frau frustrierte die Kinder. Wir alle sind frustriert von den gesellschaftlichen Gegebenheiten – und was dergleichen mehr ist.

Es hat lange gedauert, bis das Wort von den Springer-Kritikern in die Springer-Presse wanderte – aber nun ist es da:

„Ostdeutsche sind viel frustrierter als Westdeutsche“, „Ob ... Frustration dominiert“, „gaben an ... eher frustriert zu sein“, „äußerten ... Frustration“, „bezeichnet sich als frustriert“, „sind frustriert“.

So ist es denn nun eben: Wo die Frustration dominiert, bezeichnen sich die Frustrierten als frustriert. Gemeint haben die Jungs eigentlich, dass die Menschen sich ihr Leben anders vorstellen, dass sie sich andere Lebensverhältnisse wünschen oder dass sie such ein zufriedeneres Leben vorstellen würden.

Wen es beruhigt, die Studie wurde „von Infratest Dimap im Auftrag der Bild am Sonntag" erstellt – hoffentlich sind deren Leser nun nicht frustriert, weil von denen voraussichtlich kein Mensch weiß, was „frustriert“ bedeutet – aber die „Infratest Dimap“-Mitarbeiter scheinen es auch nicht zu wissen - und auch bei WELT-Redakteuren habe ich inzwischen so meine Zweifel - wie denn auch bei den 63 anderen Redaktionen, die solchen Blödsinn durchgehen lassen.

Das muss dem DPWV erst einmal jemand nachmachen: Eine Pressemitteilung zu veröffentlichen und diese dann in der Wirtschaftspresse wie auch in der Presse der Linksextremisten praktisch unter annähernd gleichen Titeln veröffentlicht zu sehen: „Hartz IV steigert Kinderarmut“ oder „Kinderarmut durch Hartz IV“. Dies ist folgendem Kernsatz entnommen: „Hat die Einführung von Hartz IV zum Jahresbeginn die Zahl der von Armut betroffenen Kinder auf eine Rekordsumme von 1,7 Millionen steigen lassen“. Dabei geraten die Zahlen der Studie schnell in den Hintergrund, wenn mit Emotionen hantiert wird: Nach einigen Zahlenspielen meldet sich wieder der DPWV-Chef Dr. Ulrich Schneider zu Wort: „Es ist verheerend für ein Gemeinwesen, wenn ein Drittel der Kinder vom normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind“ und „Wir können es uns nicht leisten, 1,7 Millionen Kinder auf einem Einkommensniveau zu belassen, das ihnen schlicht Zukunftschancen nimmt“.

Die wirklichen Zahlen und ihre Hintergründe indessen sind schwer nachzuvollziehen: Selbst, wer sich durch die vier PDF-Dokumente wühlt, kann sich kaum ein klares Bild verschaffen, außer diesem: Kinderarmut existiert, und sie ist in einzelnen Regionen unterschiedlich, wobei sie im Osten deutlich zu hoch erscheint.

Unklar bleibt freilich, ob es sich bei den Zahlenspielen tatsächlich um eine neue Kinderarmut oder aber nur um eine neue Rechenmethode handelt. Insoweit erscheint es fragwürdig, wenn der Verband daraus gleich Forderungen an die Regierung erhebt.

Das Beispiel zeigt aber auch, wie unkritisch die deutsche Presse mit Wohlfahrtsverbänden umgeht. Wer Gutes tut, muss nicht zwangsläufig auch die Wahrheit gepachtet haben. Zudem bleibt die Frage, warum die Wohlfahrtsverbände sich nicht stärker bei den Einkommmenschwachen Personen engagieren: Selbsthilfe, Gegenseitigkeitshilfe und andere neue Formen sozialer Gerechtigkeit werden viel zu wenig erprobt: Der beschäftigungslose Germanist könnte den Kindern der Armen gut und gerne kostenlosen Nachhilfeunterricht in Deutsch geben – aber dazu bräuchte es ja Innovationen, zu deren Verweiblichung derzeit weder Parteien noch Regierungen beitragen – von den Betroffenen selbst, die ja eigentlich ein starkes Interesse daran haben müssten, ganz zu schweigen.

Das Fazit? Auch der DPWV hat nach Presseberichten keine besseren Ideen, als eine Revision von Hartz IV zu fordern, nämlich eine Anhebung um 19 Prozent – diesmal angeblich zugunsten der Kinder. Man muss nicht lange raten, wer das bezahlen soll: Der Staat, und das heißt, wir Steuerzahler. Es ist doch merkwürdig, dass inzwischen selbst der DPWV lgaubt, dass man die Probleme in Deutschland mit der Geldgießkanne aus der Welt schaffen kann.

(gleichlautend veröffentlicht bei sehpferd.blogg.de)

Im Politikblog kürzer und prägnanter, und bereits sehr qualifziert kommentiert.

Die BZ hat eine Politik-Sensation: Eine Dame namens „Halina R.“ soll fünf Jahre lang „Vorzimmerdame“ (nettes Wort, nicht wahr, klingt wie „Stubenkätzchen“) bei der CDU-Fraktion im Bundestag gewesen sein, bevor bekannt wurde, dass sie außerdem bezahlte Herrenbekanntschaften hatte – das reichte bei der „BZ“ immerhin, um auf den Titel zu kommen: „Die Escort-Lady aus dem Bundestag“.

Das Interview mit der Dame können sie dann hier lesen: Grimms Märchen für Erwachsene, wie mir scheint: „Alles ist ganz ordentlich. Im Regal stehen Bücher, in der Vitrine ein Glas parallel zum anderen. Im Wohnzimmer eine dunkelbraune Ledercouch-Landschaft, ein kleiner Fernseher, Yuccapalme, Esstisch mit vier Stühlen. Ein grünes Deckchen ist aufgelegt“. Ich vermisse nur noch zweierlei: Das rote Käppchen und den Besuch beim Wolf.

Und bevor ich vergesse, dies zu zitieren: „Redakteur: „Gab es Sex bei Ihnen für die Herren?“ Madame Halina R: „Nein, um Gottes Willen. Nein“.

Selbstverständlich nicht – bei Yuccapalmen und einem Esstischchen mit vier Stühlen und einem aufgelegten grünen Deckchen.

Nun haben wir es also: Der Piano-Man ist gar kein Pianomann, sondern ein Wichtigtuer, der die englische Psychiatrie verscheißert hat. Kein Wunder, dass die Damen und Herren Ärzte jetzt sauer sind – schließlich müssen sie sich gefallen lassen, einen kranken Patienten nicht von einem gesunden unterscheiden zu können – was viel Licht auf die gesamte Branche werfen dürfte – nicht nur in England.

Doch noch eine Branche sieht nicht gut aus: Hatten wir nicht noch vor Monaten gelesen, der Pianomann würde konzertreif spielen? Oder stundenlang? Und vernahmen wir nicht, „die Ermittler“, hätten sich mit „mehreren europäischen Orchestern“ in Verbindung gesetzt, ob ihnen denn wohl ein Pianist fehle?

Wie schön, dass nun das „Rätsel“ gelöst ist. Inzwischen wird berichtet, dass der Herr aus Bayern (denn um einen solchen soll es sich handeln) schon wieder auf Papis Hof ist, während die Presse dabei ist, an einer neuen Geschichte zu stricken: Der bayrische Bauernsohn, der in Paris seinen Job verlor und dann nach England ging, um sich selbst zu töten.

Wahrscheinlich gehöre ich nicht zu der Generation, die über so etwas lachen kann: Frau-Deutsch, Deutsch-Frau. Nerve verarscht das Quiz zu Recht – es hat etwa den Sinninhalt einer dieser Blödel-Shows im Privatfernsehen – und auch da stimme ich zu: Der Langenscheid-Moderator sieht genau so aus – wie ein Showmaster in den soeben erwähnten Blödelshows.

Bevor ich vergesse, ihnen dies zu erzählen: Als Aktmodell müssen sie mindestens 18 Jahre sein, wenn sie keinen Ärger wollen – aber wie alt darf ein Aktmodell höchstens sein? Nun, 78 ist noch kein Alter, meint John Flannery – und sie steht weiterhin Modell – immerhin für etwa 13 USD die Stunde.

Frauen besaufen sie billiger, wissen auch ohne DAN-test, wer ihre Kinder sind, und vor allem wissen sie genau, welche Knöpfe man drücken muss, wenn die Welt etwas hergeben soll.

Diese und 37 andere Gründe, warum es sich lohnt, eine Frau zu sein, finden sie bei der Escort-Dame Kelly Shannon. Versuchen sie gar nicht erst, ihre Fotos anzusehen – sie sollte sich wirklich einen besseren Fotografen suchen.

Irgendwie fielen mir in der Budapester Innenstadt ständig diese romantisierten und total verkitschten Werbungen für Hochzeitskleidung auf. Ich musste erst eine Budapesterin fragen, was es damit auf sich habe – und sie wusste mindestens dies – man verkauft dort keine Brautkleider, man verleiht sie. „Sieh mal“, sagte die Dame, „bei euch in Deutschland mietet man Wohnungen und kauft Brautkleider – bei uns kaufen wir Wohnungen und mieten Brautkleider“.

Insgesamt gesehen keine schlechte Entscheidung.

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Bild: © 2005 by sehpferd kommunikation, Lörrach (DE) and Budapest (HU)

 

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