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Nun geht Verdi als aufs Ganze: Der größte Arbeitskampf in der Bundesrepublik Deutschland seit Jahren steht bevor. Er wird keinem Staatsangestellten oder Beamten wirklich nützen, aber wird unserem Land viel Schaden zufügen.

Wofür? Für das Ego der Gewerkschaftsbosse? Wo bleiben eigentlich die Maßstäbe? Wo die Verantwortung für das Gemeinwesen? Geht es wirklich um anderthalb Stunden? Oder geht es darum, zu zeigen, dass der Staat ohnmächtig ist gegen die Macht der Gewerkschaften?

Ich stehe fassungslos vor dieser Demonstration der Macht - und fühle mich ohnmächtig gegenüber der Gewerkschaftswalze, die über meine Interessen als Bürger hinwegrollt.

In einer Zeit der Hassprediger einerseits und der Blödler andererseits freut man sich über frische Meinungen: Cem Basman (aka Jim) geht über den Punkt hinaus, auf dem fast alle verharren: Wir sollten das Zeitalter der Aufklärung nicht für beendet erklären – nicht in dieser abendländischen Welt und auch nicht in jener orientalischen.

Antwort auf den offenen Brief der Kandidatinnen aus "Germany's Next Topmodel" (Modeartion: Heidi Klum ™ ®) an die Medien.

Liebe Anne, Jennifer, Luise, Lena M. und Lena G., Charlotte, Janina, Yvonne, Andrea, Micaela, Céline und Rahel,

Ihr seid Teil eines Spiels. Ihr wusstet, dass ihr nichts anderes seid und dass ihr nur deswegen überhaupt im Fernsehen seid, weil alles ein Spiel ist – und ihr wisst auch, was eure Funktion in diesem Spiel ist. Zuschauer an Land ziehen. Irgendwann ist das Spiel vorbei. Eine Weile werdet ihr noch auf der Straße erkannt: „Warst du nicht die, die damals …?“ Danach könnt ihr vielleicht noch in irgendwelchen Landdiscos als Attraktion auftreten – viel Vergnügen schon jetzt.

Ach ja, die angestrebte Berufung: Nach der Show seid ihr die neben der anderen da, die auch ganz schön, ganz talentiert und ganz strebsam ist. Dann könnt ihr sehen, wie ihr euer Brot damit macht, ein paar Jahre lang Kleider vorzuführen. Habt ihr eigentlich wirklich nichts Besseres zu tun?

Euer Sehpferd

Zum Beispiel auch hier: TAZ.
Und hier: Süddeutsche Zeitung.

Sollen sie sich nur mit den AEG-Beschäftigten solidarisieren, die weißen Ritter von Bosch Siemens, Bauknecht und Liebherr – und mögen sie große Worte finden wie diese: „Ihr kämpft für die Arbeitsplätze der gesamten Branche in Deutschland“.

Mag ja sein, dass sie das wirklich glauben. Doch gerade die „Weiße Ware“ wird mit dem schändlichen Slogan „Geiz ist geil“ verkauft, und dies vor allem bei Waschmaschinen. Sie werden nicht besser, kaum noch sparsamer, sie haben längst die optimale Form, Varianten oder Moden sind wenig gefragt und die Qualität lässt meist mindestens 10 Jahre Haltbarkeit zu. Unter diesen Voraussetzungen kauft sich kein Mensch eine Waschmaschine für 1000 Euro, wenn es eine Gleichwertige um 500 Euro gibt, zumal eine Waschmaschine kaum je das Tageslicht sieht. Da haben es die Hersteller von Herden schon leichter: Das lacht wenigstens noch Herz der kochenden Personen in den blitzenden Küchen, wenn alles schnell und sicher von der Hand geht.

So werden denn die Waschmaschinen und andere große, weiße Geräte immer mehr dort gebaut werden, wo man sie noch in großen Zahlen benötigt – in Osteuropa. In Deutschland will ja die IG Metall demnächst für erheblich höhere Löhne streiken. Wahrscheinlich werden dann noch ein paar andere Branchen, die Geräte mir viel Metall drumrum und wenig Technik innen drin produzieren, überlegen, wo man am günstigsten produzieren kann – und dann kann wieder die Versammlung der weißen Ritter vor den Werkstoren stehen und Parolen ausgeben. Die oben Genannte dürfte ein Dauerbrenner werden.

Eine Frau Helke Sanders versucht gerade, von sich reden zu machen und bringt mich in einen Zwiespalt. Ich halte nämlich Fernsehen generell für überwiegend entbehrlich, sodass der Fußballwahn dort mich nur wenig berührt. Hinzu kommt: Eigentlich verbünde ich mich niemals mit Frauen, die sich die Sache der Frauen zu Eigen gemacht haben. Schließlich mache ich mir ja auch nicht die Sache der Männer zu Eigen.

Nein, ich weiß nicht genau, wer in diesem Staat die Gutmenschenmoral hervorbringt – doch ich hege stets den Verdacht, dass es nicht der Fleischer, Schuhmacher oder Gemüsehändler ist, sondern jemand, der in Arbeit und Brot von Staat und Kirche steckt.

Jetzt haben sie es also den Bürger gezeigt, die Erzieherinnen und Erzieher und die Klinikangestellten. Haben sich mit Trillerpfeifen und Plakaten ausgestattet – da kann man mal endlich mal zeigen, wie wichtig man ist. Demonstrieren gegen das, was andere längst tun: Länger arbeiten. Statt 38,5 Wochenstunden sollen es wieder vierzig sein.

Die Gewerkschaft Verdi schickt ihre Speerspitzen an die Front, kämpft da, wo es den Bürger weh tut. Hofft, dass die Bürger sich in die Reihen der Staatsangestellten und Beamten einreihen werden. Doch so blöd sind die Bürger nicht. Sie wissen, dass nicht nur Erzieherinnen und Pflegepersonal gemeint sind sondern auch die Menschen, die in den Behörden mit Verwaltungsarbeiten beschäftigt sind – und sie wissen auch dies: Erzieherinnen und Pflegekräfte, die streiken, streiken auch gegen das Volk – nicht nur gegen den Staat.

Fragt sich nur, warum sich gerade die Erzieherinnen vor den Gewerkschaftswagen haben spannen lassen – und letztlich fragt sich damit, , welche Moral sie dabei an den Tag legen. Freilich kann man argumentieren: Sie zeigen damit auch den Kindern, wie man seine Recht wahrt und durchsetzt. Man kann aber genau so gut argumentieren, sie würden dem Staat die Möglichkeit entziehen, preiswerte und gute Kindergartenplätze aufzubauen. Argumente sind schnell gefunden – aber das ändert nichts an der Tatsache: Wenn der öffentliche Dienst so streikt, wie er es gerade tut, dann streikt die Gewerkschaft gegen die Bürger.

Ein Sechstel aller Ehen werden in der Bundesrepublik Deutschland von binationalen Paaren geschlossen – in der Universitätsstadt Freiburg im Breisgau waren es sogar 37 Prozent, wie die Badische Zeitung weiß.

Das Internet, der Tourismus wie auch die immer enger werdenden Geschäftsbeziehungen in Europa dürften einen gewissen Einfluss auf die binationalen Liebesbeziehungen haben. Wer oft fliegt, weiß, dass es inzwischen auch zahlreiche Blinddates zwischen Deutschen und Ausländern gibt – und tränenreiche Abschiede.

Die Beziehungen selbst sind oft nicht einfach. Wer glaubt, dass ein Deutscher und eine Schwedin die gleichen kulturellen Hintergründe haben, wird schnell erwachen – und möglicherweise an Kleinigkeiten zerbrechen: Zum Beispiel daran, was praktisch, gerecht und angebracht ist – vom unterschiedlichen Konfliktmanagement ganz zu schweigen. Auch die Sprache setzt Grenzen: Selbst, wenn beide relativ fließend englisch oder eine andere gemeinsam genutzte Fremdsprache verwenden, ist dies nicht das Gleiche, als würde sie sich in der Muttersprache unterhalten: Wörter werden schon in der eigenen Sprache oft missverstanden, und in einer Fremdsprache natürlich erst recht.

Die Frage „werden wir im Alltag zueinander passen?“ stellen sich wohl alle Paare – doch die binationalen Partner können es oft nicht erproben, vor allem dann nicht, wenn beide in ihren Heimatländern Ländern berufstätig sind. Man will zusammenkommen – aber wie oft, wann, und wie lange dann? Die Entfernung setzt Grenzen – und oft sehr enge.

Fragt sich, warum deutsche Männer den Blick so gerne ins Ausland schweifen lassen (Frauen tun es auch, aber deutlich weniger). Viele Männer sagen, es seien die Ansprüche deutscher Frauen: So viel Eier legende Wollmilchschweine, wie sie verlangten, gäbe es gar nicht. Ansprüche runter? Viele Frauen werden schnippisch, wenn man es ihnen vorschlägt – und bleiben lieber allein. Dabei geht es gar nicht um die Ansprüche als solche, sondern um deren Übersteigerung: Im Zweifel erinnern sich Männer eben an den Butt: Es ist besser, eine fleißige, kluge und sinnliche Frau aus dem Ausland zu haben als eine Ilsebill aus Deutschland.

Wer war es nun eigentlich, der die Hexenjagd gegen den Baden-Württembergischen Sozialminister Andreas Renner eröffnet hatte? Waren es klammheimliche Verschwörer in der Christenunion? Mitglieder der Oppositionsparteien? Oder waren es letztlich doch die kaum verholenen Empfehlungen einzelner Presseorgane, den Minister so schnell wie möglich zum Rücktritt zu bewegen? Wir wissen es nicht: Hexenjagd eben.

Die „Badische Zeitung“, deren stellvertretender Chefredakteur Thomas Fricker vor einigen Tagen noch die katholische Gutmenschenmeinung verherrlichte, gibt sich nach dem Rücktritt moderat, und Abwiegler Stefan Hupka muss her: „Alleine von Anstandsfragen“ so orakelte er hätten sich die Gegner von Herrn Renner denn wohl doch nicht leiten lassen.

Was bleibt, ist ein „G’schmäckle“, wie es denn der Schwabe wohl ausdrücken würde, oder auch dies: Was Religions- und Meinungsfreiheit bedeutet, bestimmte offenbar mittlerweile eine Minderheit in der Christenunion. Jedenfalls in Baden-Württemberg und hier jedenfalls bei den Aussagen eines Ministers. Vielleicht sollten wir es doch nicht ernst nehmen? Schwabenstreiche? Maultaschen-Connection? Spätzleslogen? Trollingerseilschaften? Oder einfach der unbändige Wille zur Macht, der sich nur am Wahltag orientiert?

Was es auch war – es ist, Pardon, zum Erbrechen.

Gestern war es wieder da, dieses Wort: E-Musik – im Zusammenhang mit Mozart, natürlich? In welchem Zusammenhang sonst würde man das Wort denn überhaupt benutzen? Ein Herr sagte es, Mozart-Kenner wohl. Derselbe Herr beklagte das seiner Ansicht nach mangelnde oder gar fehlende Interesse der jungen Generation an dem, was er als E-Musik etikettierte. „Wird der Vorhang hinter Mozart fallen?“ hörte man ihn, eine große amerikanische Tageszeitung zitieren, werden wir eine Welt (nun wechselte die Bezeichnung) ohne klassische Musik haben?

Eine Welt ohne klassische Musik? Die Kulturpäpste erzittern. Die Zentralverwaltung ewiger Werte erhebt sonor ihre Stimme. Die Kenner lächeln: Volle Konzertsäle, allenthalben, jedenfalls dort, wo ich hinblicke. Sehen sie hin und hören sie hin, falls Sie eine Karte bekommen – es ist gar nicht so einfach – und manchmal ist es auch sehr, sehr teuer.

Ach ja, dieser Mozart, richtig. Der schrieb ja „klassische“ Musik – nur wusste er noch nichts davon – und vielleicht, weil er es nicht wusste, schrieb er keine E-Musik, sondern einfach Musik: Für das gewöhnliche Volk, für die Gebildeten, für den Hof, zum Amüsieren, zum Tanzen, zum Zuhören.

Hören – einfach hören. Genießen, Empfinden, bewegen lassen und für sich entscheiden, was es bedeutet. Das heißt: Musik hören. Haben wir eine Chance? Ja, wenn wir nicht auf die Musiklehrer, Kritiker und den Zeigefinger hebenden Kulturpäpste hören. Ich will, mit Verlaub, nicht wissen, welches Genie in dieser oder jenen Sonate liegt, nicht die vermeintliche Größe und Bedeutung des Violin- oder Klavierkonzert erklärt bekommen. Ich will ins Konzert gehen und es hören – und vielleicht noch sehen, wie die Musikerinnen und Musiker ihr Herzblut geben, wenn sie mit sinnlichem Gesicht die Saiten streichen, ja, sogar wenn sie dumm in der Gegend herumstehen bevor sie einmal „ping“ auf ihrem Triangel machen dürfen.

Musik hat etwas mit der Lust am Hören und auch ein bisschen mit der Lust am Sehen zu tun. Das müssen jene begreifen, die Musik fördern wollen. Alles andere können wir den Leuten überlassen, die CD-Sammlungen anhäufen und ein bisschen Smalltalk über Mozart auf Partys reden können – oder auf Veranstaltungen von E-Musik sprechen.

Viel bewundert: Fabelwesen aus Eis am Szena Ter, Budapest, vor dem Einkaufszentrum Mammut.

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(c) 2006 by sehpferd

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