anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
rosinentexte_500_x
Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Da war also die Wahl – und zur Wahl selbst will ich gar nicht mehr sagen als diex: Ich war in Budapest, inmitten ungarischer und deutscher Bürger, als Kanzler Schröder zwei Mal ausfällig wurde: Einmal, vor der „Elefantenrunde“, fand er Worte gegen die Medien, die man besser vermeiden sollte – immerhin könnte es ja sein, dass man die Medien noch einmal braucht. Sodann, in der „Elefantenrunde“, wurde er auf eine unsägliche, arrogante Art ausfällig.

Meine lieben Leserinnen und Leser, wenn Herr Schröder dies über irgendeinen Sender gesagt hätte, der bestenfalls in deutschen Wohnstuben zu empfangen wäre, wäre das alles noch mit dem Mäntelchen der etwas überhitzten Liebe zu sich selbst zuzudecken gewesen. Aber wir haben andere Zeiten.

Heute nämlich können alle unsere Nachbarstaaten unsere ARD-Sender und das ZDF per Satellit empfangen – und in diesen Nachbarländern beherrschen sehr viel Menschen die deutsche Sprache in Wort und Schrift, sodass Herr Schröder (und jeder andere politisch aktive Mensch) dort sofort verstanden wird – und auch die Unflätigkeiten, die aus seinem Munde kamen. Sehen sie, da schämt man sich dann manchmal, ein Deutscher zu sein, wenn sich schon der Regierungschef nicht zu benehmen weiß.

Doch ich wollte Ihnen heute noch viel mehr dazu sagen: Im Internet sind vor einiger Zeit Wahlblogs entstanden. Nachdem die Wahl vorbei war, haben sich die Autoren so gut wie alle wieder zurückgezogen (es gibt dafür heftigere Ausdrücke). Politische Blogs? Ach so. Ja, das war mal während der Wahl. Jetzt ist Alltag. Da kann man wieder auf die Globalisierung schimpfen und auf den Neoliberalismus – das ist ja auch viel einfacher, als die Probleme mal mit den Händen anzupacken.

Dies nun wieder wirft viel Licht auf die Blogger, aber ein wenig Licht fällt dabei auch auf Deutschland: Politik ist jeden Tag man ist jeden Tag Deutscher und man kann jeden Tag auf seine Weise etwas für seine Stadt, sein Bundesland, die Republik oder unser Europa tun. Das ist, mit Verlaub, ihre Aufgabe, meine Damen und Herren Staatsbürger – und nicht ihre Tage vollzuknallen mit Wohlfühlterminen. Wobei ich gleich sagen will, dass ich nichts gegen das Wohlfühlen habe – aber alles zu seiner Zeit.

Wie so oft sonntags will ich sie noch einmal dazu anregen, mit mir zu kooperieren und mich in ihre gegenwärtigen Projekte einzubeziehen. Wir alle leisten am Meisten, wenn wir unsere besten Fähigkeiten zusammenwerfen – das gilt so gut wie überall, nur Blogger ignorieren dies nach wie vor. Es ist sehr schade, wie viel intellektuelles Potenzial dabei vor die Hunde geht.

In diesem Sinne könnten sie ja eigentlich noch mal nachdenken an diesem Wochenende.
 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma