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Ich amüsiere mich bisweilen über die Beiträge, die hier von so genannten Globalisierungsgegnern hervorgebracht werden. Die bösen Banken, die schreckliche Wirtschaftsordnung, das scheußliche Kapital. Gähn, gähn. Das alles hatten wir schon einmal – in fast allen Farben. Es ist also weder originell noch sonderlich mutig, aber vielleicht treten die Autoren ja gerade deshalb in Massen auf.

Gut wäre, einmal eine Alternative aufzuzeigen, aber bitte nicht die „wir ernähren uns alle von unserem eigenen Kleingarten“.

Sinnvoll wäre auch, wenn all diese netten Damen und Herren einmal dazu schreiben würden, wer sie eigentlich bezahlt. Darf ich annehmen, dass es der Staat, eine staatsnahe Institution oder eine Ausbildungsstätte ist? Vielleicht liege ich völlig falsch. Pappi ist reich und Söhnchen oder Töchterchen machen in Revolution. Das wäre ihr gutes Recht, solange sie in dieser Zeit auch Pläne dafür entwickeln, wie die Wirtschaft ohne Globalisierung laufen könnte.
teacher meinte am 3. Jun, 17:15:
Sorry,
so viele unbedachte, wertfreie Worthülsen in so wenige Zeilen zu pressen - das ist schon wieder so gekonnt, dass ich aufs wohlbedachte Ignorieren verzichten musste. 
sehpferd antwortete am 3. Jun, 19:22:
Kein Sorry nötig ...
... es ist mit Bedacht so geschrieben, wie es auch die Autoren der nämlichen Beiträge tun.

Und bitte nicht vergessen: Globalisierung ist ebenso ein Unwort wie Globalisierungsgegner. Würde man für Globalisierung Weltwirtschaft setzen und für Globalisierungsgegner Weltwirtschaftsgegner, kämen wir der Sache schon näher.

Wer billig im Trüben fischen will, der zitiert dann so etwas "Wie ein Staat nach allen Regeln neoliberaler Kunst systematisch zugrunde gerichtet wird, dafür ist, so Chossudovsky, Afghanistan das klassische Beispiel". (Quelle)

Mal abgesehen davon, dass Afghanistan schwerlich ein "klassisches" Beispiel ist, hat dieses Land bislang wohl kaum unter dem "Neoliberalismus" gelitten.

Die vielen Schlaumeier mögen nun vorschlagen, welche Wirtschaftsordnung sie aus ihren schicken Studierstuben dem afghanischen Volk verordnen.

Aber das alles hatten wir ja schon einmal. Wer erinnert sich nicht (teils auch gerne) an die 68er? Nur stand ich damals auf der Seite, auf der die jungen Aufmüpfigen heute stehen. 
Salvatore antwortete am 4. Jun, 16:31:
Neoliberal?
Keine Ahnung, wer Chossudovsky ist, aber er hat eine merkwürdige Auffassung von (neo)liberal. Neoliberal bedeutet, falls man es nicht als abwertenden Kampfbegriff benutzen möchte, einen freien Markt mit staatlicher garantierter Rechts-, Vertrags- und Eigentumssicherheit. Haben wir derartiges in Afghanistan? Wohl kaum. Afghanistan wurde von zahlreichen Kriegen und unfähigen Regierungen, vom sowjetischen Statthalter Nadschibullah bis zu den Taliban zugrundegerichtet und nicht durch ein Übermaß an Freiheit. Was für eine komische Idee. Tatsächlich liberlale Staaten sind eher selten, Deutschland ist beispielsweise keiner. Die Hälfte der Wirtschaftskraft des Landes läuft bei uns durch staatliche Hände. Das Unternehmertum ist eher unterentwickelt. Um das nochmal klarzustellen: Ackermann, Esser und co. sind keine Unternehmer. Sie sind hochbezahlte Angestellte, aber sie tragen kein unternehmerisches Risiko. Setzen sie riesige Summen in den Sand, kostet das nicht ihr Geld. Das möglicherweise liberalste Land bisher war Hongkong unter John Cowperthwaite, und man kann nicht gerade sagen, dass das erfolglos gewesen wäre.
Der Neoliberalismus war ursprünglich eine anderes Wort für Ordoliberalismus, d. h. die Bedeutung des Staates als Korrektiv wurde gegenüber dem klassischen (nicht neo) Liberalismus sogar noch stärker hervorgehoben. Wenn man bedenkt was Staaten und Regierungen schon alles angerichtet haben, wundere ich mich, dass sie nun als Heilsbringer betrachtet werden, während Freiheit verdächtigt scheint. Und was ist die Alternative zur Globalisierung? Nationalisierung? Regionalisierung? Die Sache scheint mir doch nicht sehr durchdacht.

Ciao
Jairzinho 
sehpferd antwortete am 4. Jun, 23:41:
Leiser Verdacht ...
wenn ich einmal ganz, ganz leise denke ... also nicht so öffentlich, wie hier beispielsweise, dann kommt mir (wie gesagt, nur sehr privat) manchmal der Gedanke, dass Globalisierungsgegner vielleicht einfach zurückgewandte Rechte im Geiste mit der Tarnkappe des Gutmenschen sind. Aber dann tue ich denen Unrecht, die wirklich eine bessere Welt wollen. Also lasse ich es, so etwas öffentlich zu sagen. 
sehpferd meinte am 4. Jun, 23:51:
Zu Frage ... wer ist ... Chossudovsky
Journalisten greifen gerne Themen auf, über die andere schon ein Buch geschrieben haben. Der Mann hat, also ist er wichtig. (so denken jedenfalls manche Journalisten). Es heißt "Die Globalisierung der Armut". Das passt natürlich wie die Faust aufs Auge in die Zeit, und so hält man sich als Journalist populär. Nach der Wahrheit fragt kein Mensch mehr - warum auch? Mit ihr kann man sich ja nicht interessant machen. 
 

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