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Deutsche, die an keinem Ort dieser Welt das Vaterland missen möchten, werden hier fündig. Garantiert.

Amerikanische Journalisten sind immer schnell bei der Hand, wenn es um Sensationen geht, und schon nach kurzer Zeit geht alles Drunter und Drüber: Kommentatorinnen und Kommentatoren aller Couleur schreiben dann das, was ihnen dazu einfällt. Es scheint, als hätten sie die Artikel schon in der Schublade, und sie brauchten nun nur noch ein Ereignis, was darauf passt. Vielleicht fällt ihnen deswegen immer etwas ein, zumal wenn es sozial inkorrekt, frauenfeindlich, unamerikanisch oder ganz und gar pervers ist.

Da fallen dann nicht einmal mehr Satiren auf, auch wenn sie mehr aus Zufall an das Licht der Öffentlichkeit geraten und gar nicht als Satiren geplant wurden.

Da hatte also ein cleverer Geschäftsmann die Idee, man können doch mal einen Film über Männer machen, die ein scheues Rehlein im Wald aufstöbern und dann mit einem Farbgewehr ganz arg farbig bespritzen: Päng, päng, Rehlein tot. Das ist nun zugegebenermaßen ziemlich befremdlich, aber „paintball hunts“ sind irgendwie auch amerikanischer Alltag: Vergnügen für ein paar erwachsene Schwachköpfe, die sich das Indianerspielen nie abgewöhnen konnten. Nun, und weil es vom Indianerspiel zur Jagd auf die Squaw nicht weit ist, werden eben solche Filme gedreht.

Doch nun gilt es, solche an sich billig produzierten Produkte zu vermarkten, und siehe – der Produzent hatte eine Idee. Auf seiner (mittlerweile veränderten) Webseite bot er fröhliche Jagden auf nackte „Bambis“ an – freilich nicht, um sie zu verkaufen – sie wären auch viel zu teuer gewesen. So etwa 10.000 US-Dollar hätte das „Vergnügen“ gekostet. Aber es lohnte sich: Halb Amerika zerfetzte sich das Maul über die Filmgesellschaft namens „Real Men Outdoor Productions”.

Nun hat der Produzent gestanden, dass alles nur ein Werbegag war und eine kleine Geldstrafe bekommen. Wer immer noch nackte Bambis jagen will, muss durch die Röhre gucken – und die Journalisten, die sich damals künstlich erregt haben, können wieder zur Tagesordnung übergehen. Garantiert werden heute Nacht im US-Fernsehen wieder ein paar Leiber durch Schüsse zerfetzt, und ein Teil davon werden Frauenleiber sein. Nicht wirklich natürlich, aber wirklichkeitsnäher als es eine solche Bambijagd gewesen wäre. Das kümmert niemanden, denn diese Frauen sind böse, mindestens aber schlecht – das reicht meist als Argument, um sie nach Art Hollywoods ins Jenseits zu befördern.

Wer weiß, vielleicht greift irgendein Kommerzsender das Thema ja wieder auf: Dann ist es „eine Herausforderung“ für die junge Frau, die vor den Jägern fliehen muss, und in den Werbepausen kann für Likör geworben werden. Heia Safari.

Muss ich eigentlich dauernd wissen, wo sich ein gewisser Herr Kaplan befindet? Eigentlich nicht. Doch die Politiker der BRD, allen voran die rechtskonservativen Ausländerhasser, haben nun wieder Wasser auf ihre Mühlen bekommen - und Deutschland hat abermals ein Thema, das eigentlich überflüssig ist.

Wichtig wäre, den Wirtschaftsaufschwung voranzutreiben. Doch jetzt kommen erst einmal wieder die Bremser auf die Wirtschaftslokomotive: „Unterschriftenaktion gegen den Sozialabbau“ heißt so etwas dann marktwirksam, und viele Arbeitnehmer werden denken: „Nun, ja, unterschreiben kann man ja mal“.

Kostet ja nichts – und hat mit dem wirklichen Sozialabbau auch nichts zu tun, sondern nur darum, der kränkelnden Gewerkschaft mal wieder etwas Glanz überzuhauchen.

Nun wissen wir, warum die Welt bekehrt werden muss: Weil Mohammed ein Krieger war, und Christus niemals eine Waffe anfasste. Wie schön, wenn Christus es nie tat. Christen hingegen taten es schon: Auf Kreuzzügen zum Beispiel. Nicht denen von Herrn Bush, Präsident, 21. Jahrhundert. Die von Herrn Urban II, Papst, 11. Jahrhundert. Soviel zu Kriegern und Friedfertigkeit.

 

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