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Die mit der amerikanischen Jungfrauenkampagne einhergehende Sexualerziehung zur Keuschheit zeigt unerwartete „Erfolge“: Nach mehreren am vergangenen Dienstag veröffentlichten Berichten wird die Hälfte der Amerikaner unter 25 wenigstens einmal im Leben mit einer Geschlechtskrankheit infiziert worden sein.

Besonders die jungen Menschen unter 15, auf deren Verhalten gerade die Jungfrauenkampagne abgestimmt ist, sind stärker als alle anderen Altersgruppen mit Geschlechtskrankheiten infiziert – auch insgesamt hält die US-amerikanische Bevölkerung den zweifelhaften Rekord, die höchste Rate an Geschlechtskrankheiten von allen Industrienationen zu haben – dies geht nach einem Zeitungsbericht aus einer WHO-Studie hervor.

Wer glaubt, die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua sei Prüde, sollte mal einen Blick auf diese Damen werfen, die sich in aufgemalte Blütenkleidchen gehüllt haben. Auch andere asiatische Motive und sogar einen US-Dollar kann man auf den Körpern bewundern.

Anett Fehér, ausgeflippte ungarische Fernsehmoderatorin und besser bekannt als „Anettka“, will demnächst ins Europaparlament einziehen: Die 30-jährige ist dafür auch schon mal bereit, etwas mehr als ihre Brüste zu entblößen: Als sie ihren Entschluss bekannt gab, trug sie im ungarischen Fernsehen nichts, als ein bisschen Schmuck, wie CNN berichtete.

Freilich wehrte sich Frau Feher in einem Interview, „nur eine neue Cicciolina“ zu sein. Wie sie meinte, könnten es ein böses Erwachen für die etablierten Politiker geben – diese würden unterschätzen, dass sie schließlich täglich vier Stunden Fernsehen machen würde.

Ihre Webseite (in ungarischer Sprache) zeigt allerdings bereits etwas mehr von ihr, als man von deutschen Fernsehmoderatorinnen üblicherweise erwarten würde - nur ganz aktuell ist sie nicht.

Das Vibrieren eines Handys hat, wie man hört, schon viele junge Frauen auf die Idee gebracht, dass seine Nutzungsmöglichkeiten irgendwie über Lauschkontakte hinausgehen. Doch erst mit dem nötigen Zubehör kann diese Funktion voll genutzt werden, meint der Produzent eines Zubehörteils, das „VibraSMS“ heißt und von einer Firma mit dem Namen „Wähleinenorgasmus“ verkauft wird.

Es sei, so der Hersteller, auch für Menschen zu gebrauchen, die nie Anrufe bekämen: Man müsse, so der Hersteller, sein Handy nur so einstellen, dass es jede Minute „klingeln“ würde.

Kunst – da erstarrt das das deutschsprachige Volk vor Ehrfurcht, wenn die Kulturpäpste die Zeilen rütteln. Gerade erst hat man, sehr zögerlich, die Fotografie in den Stand der Kunst erhoben, und geeignete Kritiker für diesen Bereich fehlen, schreibt man vorsichtshalber nichts Negatives, sondern veröffentlicht, was Georg Kreisler schon im „Musikkritiker“ verulkte: „Schubert war ein stierer großer Komponierer … das Buch war sofort ein Riesenerfolg, und es sagten mir viele Herrn: Genial; Großartig; Sie müssen Kritiker wern"!

Doch während die Fotografen der Schönen und Reichen inzwischen in den Galerien hängen, ist ein anderer Typus des Fotografen so gut wie ausgestorben: der Zeitzeuge. Man mag argumentieren, dass auch Man Ray, Annie Leibovitz und Helmut Newton Zeitzeugen waren, muss dann aber ergänzen: Zeugen einer kleinen Schicht der Eliten und Eitlen. Fast keine Marktfrauen, Taxifahrer, Konsumbürger, Nachtschwärmer oder Spaziergänger aus dem Volk. Wäre da nicht Onkel Fritz Foto von der Busfahrt der Belegschaft zur Kohl-und-Pinkel-Fahrt *, niemand wüsste, wie eine Kontoristin anno 1956 gekleidet war, wie sie lächelte und die Beine brav in einer Linie hielt.

Nun besteht das Leben freilich nicht nur aus den Reichen und den zufällig geknipsten Kolleginnen und Kollegen. Es findet auf der Straße, in Hotelhallen, Einkaufszentren und Vergnügungsstätten statt. Dort allerdings fotografiert kaum jemand – außer Straßenfotografen, und dies durchaus auch erotisch. Nein, ich meine nicht diejenigen, die in „einem gegen Einblick besonders geschützten Raum“ fotografieren, wie es in einem neuen Gesetzestext heißt. Ich meine Menschen, die fotografiert werden, wenn sie ihr nacktes Gesicht mitsamt ihren Empfindungen in die Öffentlichkeit tragen. Wer sie indessen ablichtet, zumal in Deutschland, schrammt dauernd am Rande des Gesetzes vorbei: Das Recht am eigenen Bild kann privat eingeklagt werden.

Was werden spätere Generationen einmal wissen von dieser Zeit? Vermutlich nicht viel. Noch leben Zeitzeugen, die das“ Dritte Reich“, den zweiten Weltkrieg, die Trizone und die Anfänge der Bundesrepublik kennen. Werden sie gefragt, was sie erlebt haben in jenen Zeiten? Manchmal. Zu selten. Genau genommen fast nie.

Das führt dazu, dass wir uns kein Bild machen können von dem, was war. Es ist eben Geschichte. Buchwissen, Herrschaftswissen. Wir sind gar nicht gefragt, die Zeitzeugen, die noch von Kälte, Hunger und Adenauer-Staat berichten könnten. Die nachfolgende Generation will es ohnehin nicht wissen – sie ist gegenwärtig ausschließlich mit sich selbst beschäftigt.

Doch was, wenn spätere Generationen einmal fragen werden, wie denn das Leben Anno 2004 ausgesehen haben mag – was werden sie finden? Geschriebene oder fotografierte Zeitzeugnisse? Eventuell gar hier? Vielleicht hier. Aber dann müssten wir alle sehr viel verändern. Auch hier.

* für Nicht-Bremer = Betriebsausflug zu Lokalen, in denen zu Jahresbeginn Grünkohl mit Grützwurst angeboten wird.

 

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