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Da fragen sich doch deutsche Einzelhändler, warum ihre Kunden immer weniger kaufen – und führen dies auf die wirtschaftliche Lage zurück, die Kaufunlust, die Käuferzurückhaltung. Doch sind dies wirklich die Gründe, warum die Kunden ihren Händlern den Rücken zudrehen? Ich hätte ein paar andere Antworten.

Erste Antwort: Weil die Geschäfte dauernd geschlossen sind.Teilweise mittwochs nachmittags, sehr oft samstags nachmittags, teilweise sogar montags. In Kleinstädten bleibt kaum ein Geschäft nach 18:30 geöffnet, und viele Geschäfte schließen mittags. Offenbar will man keine Kunden: Sie verursachen ja nichts als Kosten – falls man der Gewerkschaft Ver.di glauben sollte.

Zweite Antwort: Weil die Auswahl wie auch die Qualität des Warenangebot zum großen Teil so erbärmlich schlecht ist, dass sich der Besuch kaum lohnt. Bücher und CDs kaufe ich schon lange nicht mehr beim Fachhandel – warum auch? Die Leute müssen ohnehin alles erst bestellen. Da brauchen sie natürlich keine längeren Öffnungszeiten: Aber auf Dauer werden sie wohl gar keine Öffnungszeiten mehr brauchen, weil sie pleite gehen werden.

Dritte Antwort: Weil immer noch zu viel Händler glauben, mit den Kunden umspringen zu können, wie es ihnen gerade passt. Beispiel Möbelhandel: Nur Muster am Lager, unglaubliche Lieferzeiten, aber Festpreise mit Handelsspannen, die Käufer vergraulen. Oder auch so herum: Da kostet ein Sofa 3000 Euro, und die Leute machen es einem auch noch schwer, es zu bestellen – wenn es nämlich nicht gefällt, kann man nicht vom Kauf zurücktreten.

Das, freilich, sind nicht die Argumente, die Ver.di kennt. Dort spricht man vom Kostendruck und der Verlagerung auf die grüne Wiese, vom Schutz der kleinen Händler und dem Wohl der weiblichen Angestellten. Ich kenne ein paar „kleine Händler“ – handeln mit Frischgemüse und Spezialitäten, verdienen ein Heidengeld und arbeiten dafür 14 Stunden am Tag. Wer dort kauft, dem würde nicht im Traum einfallen, seine Tomaten beim Einkaufszentrum auf der grünen Wiese zu kaufen.

Merkwürdig, wie unterschiedlich die Meinungen sind – doch eines wird deutlich: Die Meinung der Gewerkschaft Ver.di interessiert den Kunden nicht die Bohne. Er macht es sich viel einfacher: In Grenznähe kauft man im Ausland, auf dem Land sowie in Klein- und Mittelstädten im Internet. Ohne Ver.di, selbstverständlich, und auch ohne die Kirchen: anderwärts hat man sonntags geöffnet.

Was immer sich hinter den komplizierten Forderungen der ostdeutschen Länder verbirgt – Tatsache ist, das sie mehr Geld wollen. Das kann bei den westdeutschen Ländern nur Kopfschütteln hervorrufen, denn Geld ist in Richtung Osten wahrlich genug geflossen.

Wann werden wir endlich klug? Der deutsche Irrtum ist seit Jahren, dass Geld den Fortschritt bringt – aber in Wahrheit sind es Ideen. Wir müssen in Deutschland lernen, die Vergabe von Geld an produktive Ideen zu koppeln – und unter dieser Voraussetzung kann auch weiterhin Geld fließen.

 

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