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Erotikblogs stehen im Ruf, nur von mittlerer Haltbarkeit zu sein. Autorinnen und Autoren stecken plötzlich ihre Nase in den Wind, finden interessant, dass sich andere für ihre Lustempfindungen begeistern. Sie beginnen, ihre Intimitäten zu enthüllen, freuen sich über die Resonanz, die sie bekommen und spüren neugierig dem nach, was wohl noch daraus werden wird.

Irgendwann kommt die Zeit, da rationalisieren sie: Es ist doch gut, wenn Menschen solches tun. Andere werden offenbar angeregt, schreiben begeistern Kommentare, sagen, dass ihr Liebesleben beflügelt worden wäre. Ist das nicht wunderschön?

Mag sein, dass es eine Weile schön ist. Doch schon bald wird deutlich, dass man ein Teil der Öffentlichkeit ist. Dass Menschen nicht nur neugierig teilhaben, sondern auch real begierig werden: Dieser wunderbare Körper, der sich diesem oder jenem offenbar bereits geöffnet hat – warum sollte er nicht auch dem begierigen Leser willig offenbaren?

Erst spät bemerken die Bloggerinnen und Blogger, wie nahe ihnen die Öffentlichkeit gekommen ist – und sei der Kreis auch noch so klein. Man muss sich entscheiden. Kein Mensch kann auf Dauer authentisch erotisch bloggen, es sei denn, er oder sie wären in der Branche. Der Weg teilt sich: Entweder, man erfindet nun Geschichten, wird Autor oder Autorin. Das geht, weil man dann Abstand hat. Oder aber, man lässt sich auf die neue Öffentlichkeit ein – dann ist man Darsteller der Person, die man im Blog beschreibt.

Authentisch? Niemand, der mit seinem Intimleben in die Öffentlichkeit drängt, bleibt authentisch: Das Eine beeinflusst das Andere.

Erotikblogs, ich sagte es zu Anfang, stehen im Ruf, von mittlerer Haltbarkeit zu sein. Der Wind beginnt, einem ins Gesicht zu wehen. Der Öffentlichkeit standhalten? An ihr zerbrechen? Es gibt einen dritten Weg: aufzuhören. Früher oder später erwischt es alle – bis auf jene, die ohne Öffentlichkeit nicht leben könnten: Menschen, die auch im wirklichen Leben Autorinnen und Autoren sind – und Sexarbeiter beiderlei Geschlechts.
_sophie_ meinte am 26. Sep, 23:27:
Und irgendwann hat man ja auch alles durch, oral, vaginal, anal, und dann wiederholt man sich und dreht sich im Kreis...... dann ist es nur noch das drumherum, das sich voneinander unterscheidet und ab diesem Punkt muss man sich entscheiden, ob man den Schwerpunkt auf die Geschichten an sich legen will oder ob man auf die Geschlechtsorgane fixiert bleibt. 
sehpferd antwortete am 27. Sep, 18:49:
Die Kunst der Erzähler
Die Qualität jeder erotischen Geschichte, wie überhaupt jeder guten Erzählung, zeigt sich vor allem drin, so zu schreiben, dass die Leserinnen und Leser glauben, dabei gewesen zu sein, es mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Ohren gehört und es mit der eigenen Nase gerochen zu haben.

Natürlich muss man ein wenig Liebeserfahrung haben, um erotische Geschichten schreiben zu können, aber zwischen der Person und der Geschichte muss dennoch eine Folie liegen, die reißfest genug ist, um notfalls genügend Abstand zu haben. 
_sophie_ antwortete am 27. Sep, 21:27:
Jepp. Und ob diese Folie hält, wenn es drauf ankommt, zeigt sich erst später. Herzblut steckt in jeder Geschichte, auch in den erotischen, die vielleicht vollkommen der Fantasie entsprungen sind. Jeder Schreiber liebt seine Figuren, die er erschaffen hat, sonst könnte er nicht über sie schreiben, sogar dann, wenn er sie augenscheinlich hasst, liebt er sie. Schlägt man auf diese Figuren ein, trifft es auch den Schreiber irgendwo und irgendwie. (Pfui, so viel blabla um Folien und Geschichten, Frau Sophie schüttelt den Kopf über sich selbst....) 
 

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