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religion im blick

Eigentlich wollte ich heute Morgen ein wenig mit Ihnen über den Wert der Bibel diskutieren – aber warum tue ich das überhaupt? Ich habe im Februar dieses Jahres bereits geschrieben, worauf man achten muss. Damals schrieb ich:

Ich habe erst sehr, sehr viel später gelernt, die Bibel richtig zu lesen: Wer sagte was wo und wann zu welchem Anlass und an wen waren die Worte gerichtet?

Das ist, in der Tat, entscheidend, wenn man ernsthaft über die Bibel diskutieren will. Ansonsten müssten wir und wirklich noch darüber unterhalten, welche Art von Heuschrecken man essen darf und welche nicht.

Da Sie (und ich) oftmals so ernst über Religion diskutieren – hier haben sie ein wenig Material, es mit einem Lächeln anzugehen.

Die Schönheit der Skulptur des afrikanischen Künstlers kam in meinem Beitrag nicht voll zur Geltung – er ließ sich auch während meines Aufenthaltes bei Neill van Kraayenburg in Northriding (ZA) nicht ganz erfassen. Ich hatte nicht im Traum damit gerechnet, dass er so viele Original-Kunstwerke zum Verkauf anbieten würde, und meine damalige Kamera versagte bei den hohen Temperaturen immer wieder.

Dennoch – ich versuche hier, Ihnen wenigstes einen kleinen Teil des Gesamtkunstwerks zu zeigen.

Adam:

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Der Teufel, die Schlange

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Eva

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Alle Bider (strikt) © 2005 by sehpferd

Keine der biblischen Verführerinnen wird so stark überschätzt wie Eva Ausgerechnet sie, die Frau, die nicht einmal die originale Schöpfung Gottes darstellt: Sie soll eine große Verführerin gewesen sein? Hat man je etwas von ihrer Schönheit, ihren erotischen Qualitäten oder sonst irgendetwas Positives über ihre Persönlichkeit gehört?

Nein, haben wir nicht. Aber verführt haben soll sie den Adam, und zwar so, dass es angeblich zu einer Katastrophe für die Menschheit wurde, nicht wahr?

Versuchen wir einmal, systematisch vorzugehen.

Eva hatte nie die Qualitäten der Verführerinnen. Sie war ja nur zweite Wahl: Die in Genesis 1,27 erwähnte Frau, die zu Gottes Ebenbild geschaffen wurde, verschwindet in Kapitel 2 in der christlichen Bibel plötzlich und mit ihr die erotische Verführerin, die es ja wohl gegeben haben musste, wie wir der Genesis 1,28 unschwer entnehmen können.

Wenn man die Gefährtin Adams, die Menschin, überhaupt als etwas bezeichnen könnte, so als einfältig: Sie trifft auf die Schlange, die angeblich listig war (was sehr merkwürdig ist, weil sie keine Vorteile von ihrer List hatte) und nun wird die Frucht vom Baum der Erkenntnis gepflückt und gegessen. Merkwürdigerweise erkennen Adam und die Frau nun, dass beide nackt sind. Dabei konnte dies nicht die größte Erkenntnis sein, denn Gott nimmt Adam zur Seite (die Frau spielt plötzlich keine Rolle mehr) und sagt ihm: „Sieh mal, Adam, du bist nun wie ich geworden, der den Unterschied zwischen Gut und Böse kennt“.

Das soll eine Verführung gewesen sein? Ach ja. Hatte man etwa erwartet, dass all die Kinder und Kindeskinder, die Gott forderte, im Garten Eden leben sollten? Es war keine Verführung, ja, es war nicht einmal Wirkliche eine Sünde – da kann die Kirche behaupten, was sie will. Und eine Erbsünde war es schon gar nicht – Sünden werden nicht vererbt. Die Frau an Adams Seite hat eine neue Epoche eingeleitet – denn Weg des Menschen als selbstständig handelndes Geschöpf, das wissen kann, was Gut und Böse ist. Das ist alles. Und am Ende war sie dann eben Eva, die Mutter der Menschheit.

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Bild (c) 2004 by sehpferd

Der afrikanische Künstler sieht Eva richtig: Die naive Frau, die sich in einer Welt aus Schlangen und Baumwurzeln verstrickt.

Es ist Weltjugendtag. Katholischer Weltjugendtag, genau genommen. Das Programm von N24 kennt kaum ein anderes Thema: Jede noch so nichtige Nachricht von diesem Treffen wird als Sensation verkauft.

Ist es gut, dass Weltjugendtag ist? Ja, einerseits. Menschen verschiedener Nationalitäten können einander begegnen, das ist immer gut. Aber sonst? Die Fernsehmoderatoren labern eine neue Moral herbei. Wo haben sie das nur her? Eine neue Moral? Mit dieser Kirche? Mit diesem Papst? Wohl kaum.

Die Jugend feiert sich, wünscht Friede auf Erden. N24 will eine moralisch-religiöse Veranstaltung daraus machen und zeigt stundenlang eine Nachricht, dass der „Heilige Vater“ nach Köln kommen würde. Allein schon diese Art von Journalismus – der „Heilige Vater“. Der Mann ist Papst, ist Oberhaupt der katholischen Kirche – aber ein „Heiliger Vater“ ist er nur für Katholiken.

Was nehmen die Jugendlichen aus Köln mit? Ein Erlebnis bei schönem Wetter. Begegnungen, Gemeinsamkeiten, vielleicht eine Tändelei. Weißt du noch, damals in Köln, als Benedikt kam? Vielleicht lächelt sich dann ein neues multikulturelles Ehepaar an.

Schön war’s werden alle hernach sagen. Schön eben. Die Moralkarte werden sie gerne an die Journalisten zurückgeben, die diensteifrig und kirchenbeflissen etwas in das Jugendfest hineininterpretieren werden, was es nicht ist. „Bei Worten zum Frieden ist die Begeisterung groß, bei solchen zur Sexualität oder Unauflöslichkeit der Ehe wird einfach weggehört,“ schrieb Roman Arens in der „Frankfurter Rundschau“. Die Kirche ist, was sie ist. Der Papst auch. Nur kümmert es niemanden mehr.

Satiren über die Religion sind völlig überflüssig, wenn man nur die eine oder andere Goggle-Anzeige verfolgt.

Wenn sie katholisch sind, dann wissen sie wahrscheinlich, wie man einen Rosenkranz betet. Aber: Sie müssen mitzählen – und wer hätte sich nicht schon einmal verzählt? Nehmen wir einmal an, dass der Katholikengott nicht so kleinlich ist beim Zählen.

Oder etwa doch? Dann brauchen sie jetzt die Erfindung zweier Spanier. Da sie mir sonst doch nicht glauben, zitiere ich mal nach dem Katholikennetz:

Per Knopfdruck werden die Gebete, die den Rosenkranz ausmachen, mitgezählt. Eine leichte Vibration ermöglicht es, der Zählung der einzelnen Ave Maria zu folgen, eine stärkere signalisiert, dass das zehnte und somit letzte Ave Maria ... erreicht worden ist..“

Nein, ich habe mich nicht ein bisschen vertan: Heute wird in weiten Teilen Europas das Osterfest gefeiert, bei all jenen Christen nämlich, die der zweitgrößten christlichen Glaubensgemeinschaft angehören: der orthodoxen Kirche.

Zwar hatten sich die Christen untereinander schon einmal geeinigt, das Osterfest zusammenzulegen – aber es wurde nichts daraus. Die Orthodoxe Kirche verweigerte am Ende doch die Zusammenarbeit, und so ist heute eben zum zweiten Mal Ostern.

Natürlich ist Maria nicht für alle Christen heilig, aber was hier passiert, grenzt bereits an Religionswahn. Vielleicht sollte man dem Unfug schnell ein Ende bereiten?

Rabbi Mordechai Eliahu sagt jedenfalls „ja“ dazu – unter bestimmten Voraussetzungen. Mehr bei der BBC.

 

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