Mag sein, dass der Historiker Michael Wolffsohn umstritten ist. Aber es ist schließlich wahr, dass ein Herr Müntefering bei seinem Heuschrecken-Vergleich auch Assoziationen zu „ausrotten“ oder „vernichten“ wenn nicht gewollt, so doch billigend in Kauf genommen hat.
Der Theaterdonner, den die Sozialdemokratie nun inszeniert, ist absolut lächerlich. Nicht Michael Wolffsohn hat sich im Ton vergriffen, nicht er muss sich „entschuldigen“, sondern ein anderer: Herr Müntefering. Er hat die verbale Entgleisung gebraucht, er ist der Verursacher, und er ist der Verantwortliche – aus seinem Munde ist das unsägliche, dumme Wort gekommen. Dieser Herr Müntefering, und kein anderer, sollte sich beeilen, sich schnellstens öffentlich für die „Heuschreckenschwärme“ zu entschuldigen. Er wird es nicht tun. Er wähnt sich im Recht. Er weiß die Sozialdemokratie hinter sich.
Es herrschen keine Maßstäbe mehr in unserem Land. Natürlich hat auch Herr Wolffsohn überzogen, und doch hat er recht, wenn er sagt: "Mich interessiert nicht Herr Müntefering, mich interessiert die Tatsache, dass in der heutigen Gesellschaft eine so große Akzeptanz für Sprachbilder dieser Art vorhanden ist."
Indessen – so groß ist die Akzeptanz nun auch wieder nicht. Selbst SPD-Mitglieder sind offenbar politisch klüger als ihre Parteiführung und folgen den linken Donnersprüchen nicht mehr ohne weiteres, und auch Teile des grünen Koalitionspartners lassen sich nicht einfach vom Koalitionspartner für dumm verkaufen – Wahlkampftaktik hin, Wahlkampftaktik her.
So weit – so ernst. Börsianer und andere Pragmatiker sollen den Begriff inzwischen schon in ihre Vokabular übernommen haben: „Bei der Firma Xy ... könnte eine Heuschreckenübernahme bevorstehen“ soll dieser Tage schon mancher Börsianer zum anderen gesagt haben. Nun, vielleicht gibt es in Zukunft keine „Erdrutschniederlagen“ für die SPD mehr, sondern „Heuschreckenfraßniederlagen“ und der Jüngling wird nach der Party erzählen, dass die ansonsten so blass wirkende Buchhalterin daheim über ihn hergefallen sei, wie ein Heuschreckenschwarm über die Wirtschaft.
So bleibt denn zu sagen, dass über die ganze Heuschreckenangelegenheit schon viel zu viel Pulver verschossen wurde, und den aufgebrachten Genossen sei geraten, einmal etwas zu zeigen, was immer gut ankommt: Humor. Und mit dem kann Deutschland vielleicht auch noch den Herrn Müntefering eine Weile ertragen.
Näehre Informationen, Hintergründe und Tastachen: „Der Spiegel“ und „Die Zeit“.
Der Theaterdonner, den die Sozialdemokratie nun inszeniert, ist absolut lächerlich. Nicht Michael Wolffsohn hat sich im Ton vergriffen, nicht er muss sich „entschuldigen“, sondern ein anderer: Herr Müntefering. Er hat die verbale Entgleisung gebraucht, er ist der Verursacher, und er ist der Verantwortliche – aus seinem Munde ist das unsägliche, dumme Wort gekommen. Dieser Herr Müntefering, und kein anderer, sollte sich beeilen, sich schnellstens öffentlich für die „Heuschreckenschwärme“ zu entschuldigen. Er wird es nicht tun. Er wähnt sich im Recht. Er weiß die Sozialdemokratie hinter sich.
Es herrschen keine Maßstäbe mehr in unserem Land. Natürlich hat auch Herr Wolffsohn überzogen, und doch hat er recht, wenn er sagt: "Mich interessiert nicht Herr Müntefering, mich interessiert die Tatsache, dass in der heutigen Gesellschaft eine so große Akzeptanz für Sprachbilder dieser Art vorhanden ist."
Indessen – so groß ist die Akzeptanz nun auch wieder nicht. Selbst SPD-Mitglieder sind offenbar politisch klüger als ihre Parteiführung und folgen den linken Donnersprüchen nicht mehr ohne weiteres, und auch Teile des grünen Koalitionspartners lassen sich nicht einfach vom Koalitionspartner für dumm verkaufen – Wahlkampftaktik hin, Wahlkampftaktik her.
So weit – so ernst. Börsianer und andere Pragmatiker sollen den Begriff inzwischen schon in ihre Vokabular übernommen haben: „Bei der Firma Xy ... könnte eine Heuschreckenübernahme bevorstehen“ soll dieser Tage schon mancher Börsianer zum anderen gesagt haben. Nun, vielleicht gibt es in Zukunft keine „Erdrutschniederlagen“ für die SPD mehr, sondern „Heuschreckenfraßniederlagen“ und der Jüngling wird nach der Party erzählen, dass die ansonsten so blass wirkende Buchhalterin daheim über ihn hergefallen sei, wie ein Heuschreckenschwarm über die Wirtschaft.
So bleibt denn zu sagen, dass über die ganze Heuschreckenangelegenheit schon viel zu viel Pulver verschossen wurde, und den aufgebrachten Genossen sei geraten, einmal etwas zu zeigen, was immer gut ankommt: Humor. Und mit dem kann Deutschland vielleicht auch noch den Herrn Müntefering eine Weile ertragen.
Näehre Informationen, Hintergründe und Tastachen: „Der Spiegel“ und „Die Zeit“.
sehpferd - am Dienstag, 3. Mai 2005, 20:18 - Rubrik: deutschland im blick