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Manchmal verstehen wir einander schon deswegen nicht, weil uns dauernd Begriffe aus dem englischen Sprachraum um die Ohren gehauen werden. Peer-to-Peer heißt „gleich-zu-gleich“, soziologisch auch „unter Altersgenossen“. Ein Peer-to-Peer-Journalismus wären also Nachrichten von Gleichen an Gleiche. Wenn nun jemand „Blogs“ einfällt, hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.

Die Sache hat einen namhaften Haken: das Medium. Blogs sind frei herumschwirrende Nachrichtenträger, bei denen man sich nur auf eines verlassen kann: dass morgen alles anders ist. Wer qualitativ hoch stehende Nachrichten sucht, will aber, dass morgen alles so ist, wie heute: auf der Wirtschaftsseite die Wirtschaft, im Regionalteil das Regionale, auf den vermischten Seiten das Vermischte. Dies ist einer der Gründe, warum Blogger eher auf konservative Nachrichtenquellen zurückgreifen als sich auf Blogger zu verlassen. Google News bieten hinreichende Informationen, und wer will, kann die Quellen leicht herausfinden. Für Blogs existiert nichts Vergleichbares.

Das wissen wir natürlich längst. Was wir nicht wissen: Peer-to-Peer-Journalismus auf regionaler Ebene (z.B. in Stadtzeitungen und Stadtblogs) funktioniert nicht. Warum, ist ganz einfach: Erstens gibt es zu wenige Bürger, die anderen Bürgern berichten wollen, und zweitens sind sie nicht alle „Peers“, nämlich Gleiche: Dazu fehlt ihnen zumeist die nötige Qualität, die von Amateur wie Profi gleichermaßen verlangt wird: Ordentlich recherchieren, halbwegs brauchbar schreiben und die Sachen auf den Punkt bringen. Ansonsten bleibt nämlich alles unter dem Niveau der Polizeiberichte.

Letztendlich wird nur erfolgreich sein, wer auf genügend „Peers“ zurückgreifen kann, also Menschen, die erstens schreiben können und zweites genügend motiviert sind. Wie man sie auf Dauer bei der Stange halten kann, ist freilich eine andere Frage. Manche Dienste loben Prämien für besonders gute Artikel aus, aber dazu sind auf der anderen Seite eben auch Einnahmen nötig – und die haben Stadtblogs noch lange nicht.

Bei einem anderen Punkt könnte man helfen: Blogger horchen in der Regel auf, wenn man ihnen Themen vorgibt: vom Hundekot über die Würstchenbude bis zum Jugendstil. Und wem gar nichts mehr einfällt: Ein Pissoir kann stilvoll sein - oder eben auch nicht.
 

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