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Als „bedeutsam, noch über den Tag hinaus“, wollte man uns den durch die Zeit-Veröffentlichung mit Goldbronze überzogenen Artikel des Günter Grass verkaufen, der sich angeblich mit dem „Kapitalismus“ auseinander setzte. Doch erstens wird der Dichter alt, sodass es ihm schwer fällt, Neues zu sagen, und zweitens ist die Analyse nicht eben seine starke Seite – und so blieb es denn bei dem, was vielmals gesagt war, dem, was als Fehler der Republik längst erkannt war und dem, was seit Jahrzehnten auf der Hand lag.

Was Grass sagte, ist nichts Großes – es ist etwas ausgesprochen Überflüssiges. Hohle Sätze bleiben hohle Sätze, und sie werden nicht unbedingt dadurch besser, dass sie aus der Dichterfeder kommen. Zudem will der Dichter, wie fast alle seine Genossinnen und Genossen der Edelschreibkunst, nicht wahrhaben, dass dieses Deutschland nicht mehr das Deutschland ist, das Grass kennt – und möglicherweise liebt. Grass ist auf eine eigenartige, höchst antiquierte Art nationalistisch. Er denkt, wenn man so viel, deutsch zentriert, glaubt immer noch, dass wir hier, in diesem Land, unser eigen Süppchen kochen sollten.

So, wie sein Fazit, hört sich alles an, was Gras sagt - ganz offenbar überhaupt alles, was Grass noch zu sagen hat: „Als selbstbewusste Demokraten sollten wir der Macht des Kapitals, für die der Mensch nur produzierendes und konsumierendes Material ist, souverän widerstehen. Wer die geschenkte Freiheit gleich einem Börsengewinn verrechnet, hat nicht begriffen, was uns Jahr nach Jahr der 8. Mai lehrt.“

Ach, Herr Grass, der 8. Mai lehrt uns so viel – aber bestimmt nicht, dass wir der „Macht des Kapitals souverän widerstehen“ – und so einfältige Vergleiche, lieber Herr Grass, wie den, dass wie die „geschenkte Freiheit“ mit dem „Börsengewinn“ verrechnen würden, sollten sie uns doch lieber nicht antun. Wir können, mit Verlaub, selber denken.
 

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