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Was gäbe es Besseres, als ein Lexikon zu befragen, was sinnlich ist. Sehpferd tat es, und da der nackte Text denn doch zu wenig sinnlich war, entschloss sich Sehpferd, einen ganzen Artikel darüber zu schreiben.

Zum ersten, so das Lexikon, ist sinnlich, was durch die Sinnesorgane wahrnehmbar ist, doch das überlese ich schnell, den ich will ja lernen, und also überspringe ich diesen Punkt.

Zum zweiten, Brüder, der Sinnesgenuss: Insbesondere der geschlechtliche Genuss, meint das Lexikon, und dann natürlich das sinnliche Verlangen und die Begierde, mit dem kleinen Unterschied zwischen beiden, letzteres wohl als Lechzen bezeichnet, aber es gibt ja kein „lechzig“, und, ja, vergessen wir es doch nicht, die Freuden und Genüsse.

Da erwacht schon mal in jemandem seine sinnliche Leidenschaft, die ihn bisweilen wohl auch beherrschen mag, dann ist er abhängig – früher sagte man auch „hörig“ dazu. Nun, und die Liebe – sie kann sinnlich sein, aber auch „rein sinnlich“, wie das Lexikon meint, was immer „rein sinnlich“ ist, vielleicht: „sinnlich rein“? oder „Rein von sinnlich?“ – das einzige, was mir da einfällt, sind Reinigungsmittel. Da ist mir der Anblick schon lieber, der sinnlich erregt, weil es mir schon selber passiert ist, obwohl ich nicht damit übereinstimme, dass „sinnlich veranlagt“ unbedingt heißt „geschlechtlich veranlagt“ – ach, dieses Lexikon, will Sprache beherrschen und macht solche Fehler – „geschlechtlich veranlagt“ sind wir nämlich alle. Meine sinnliche Natur wäre zudem, dem Lexikon folgend, eine starke Natur, wie schön für mich, aber sprachschlampig ist es doch. Der sinnliche Mund reizt zum Küssen, lockt vielleicht zu mehr – ja begehrlich macht er schon, so ein Mund („ist“ er aber nicht, wie das Lexikon meint, und das Hindeuten auf die nun bereits bekannte „geschlechtliche Veranlagung“ hatten wir schon – Sprachmüll. Wären noch die Lippen: auch sie können, notabene, sehr sinnlich sein, sowohl bei ihr als auch bei ihm.

Zu guter letzt erregt noch die Musik sinnlich, nun ja, was sollte sie sonst tun, und eben jene Musik führte mich auch schon mal in ein Lokal, in der eine sinnliche Frau an der Bar stand. (Eine Frau, die gerne Frau ist, man höre und staune). Dort könnte die Atmosphäre dann ebenfalls sinnlich sein, doch schwül? Nun, die Luftfeuchtigkeit in einer Bar ist nicht sonderlich entscheidend, feucht sind zunächst ohnehin nur die Getränke, und falls denn doch noch mehr feucht werden sollte, fragt die Dame vorher: „Gehen wir nach oben, Schatz?“ – und das ist dann nicht mehr sehr sinnlich, sondern vor allem mal teuer.

Die Quelle der Zitate:

sinnlich /Adj./
1. durch die Sinnesorgane wahrnehmbar: die s. Erfahrung, Wahrnehmung, Empfindung; s. Eindrücke; etw. s. (durch die Sinnesorgane) auf-, wahrnehmen; die s. wahrnehmbare Wirklichkeit, geh. die s. Welt⌉; das Sinnliche und das Rationale bilden im Erkenntnis- und Forschungsprozeß eine Einheit; Philos. die s. Stufe der Erkenntnis (Stufe der Empfindung und Wahrnehmung)
2. den Sinnengenuß, bes. den geschlechtlichen Genuß, betreffend: s. Verlangen, Begierde, Freuden, Genüsse; s. Leidenschaften erwachen in jmdm., beherrschen jmdn.; eine (rein) s. Liebe; sie, dieser Anblick erregte ihn s.; jmd. ist (sehr) s. (jmd. ist stark geschlechtlich veranlagt); jmd. ist eine s. Natur, hat eine starke s. Natur, Veranlagung; ein s. (auf eine starke geschlechtliche Veranlagung hindeutender, begehrlicher) Mund; er, sie hat sehr s. Lippen; Sie hat all den sinnlichen Reiz einer Frau, die gerne Frau ist, die glücklich ist, Frau zu sein Fallada Wolf 1,266; s., s. erregende Musik; die schwüle, s. Atmosphäre in einer Bar


© für die Zitate: http://www.dwds.de/cgi-bin/portalL.pl?search=sinnlich
 

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