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Ich habe vor einiger Zeit einmal geschrieben, dass mehr und mehr Frauen Unterwerfung als einen Teil des erotischen Rollenspiels nicht nur goutieren, sondern auch selber danach streben.

Auslöser für meine eigenen Recherchen war ein Gespräch mit einer Ärztin, die ihren Ehemann davon überzeugen wollte, dergleichen mit ihr zu spielen. Bei weiteren Nachforschungen fand ich dann heraus, dass derartige Wünsche nicht ungewöhnlich sind: Da Frauen heute einen größeren Anteil an der Macht haben, sind sie auch stärker an der Unterwerfung interessiert, und da sie selbstbewusster geworden sind, versuchen sie auch, von sich aus Vorschläge zu machen.

Freilich kann man dergleichen missverstehen. Jüngst las ich eine andere Diskussion, in der ein junger Mann schrieb, so etwas sei doch optimal: Der Mann könne seine Gelüste ausleben, die Frau zu unterwerfen, und die Frau sei damit auch noch höchst zufrieden.

Der arme Mann. Eine Frau, die sich einem Mann spielerisch unterwirft, stellt selbstverständlich hohe Ansprüche an seine Talente: sie will sich weder langweilen noch überfordert werden, und sie erwartet, dass ihr Meister neben Talent auch gewisse Vorkenntnisse mitbringt – mindestens ein paar Basiskenntnisse in Psychologie und Anatomie – und neben einer kräftigen Stimme und kräftigen Armen soll er dann auch noch das Talent zum Schauspieler haben.

Man sieht, wie schnell man einander missverstehen kann, wenn man erst gar nicht versucht, andere zu verstehen, sondern voreilig die eigenen Maßstäbe anlegt.

Eine sehr ausführliche und überwiegend sachliche Diskussion zum Thema gibt es bei „Med1“. Dabei geht es auch um Kontaktanzeigen und die Chancen und Risiken, die sich daraus ergeben – bei jeder Begegnung.

Zufällig fand ich heute auch bei Twoday einen aktuellen Beitrag zur Unterwerfung.

Jetzt wissen wir es genau: Die Phrasen aus den Katastrophengebieten kommen von „satte(n) Touristen in heil gebliebenen Hotels“, die „den Reportern in die Blöcke diktierten“. Nein, der Satz stammt nicht aus dem „Neuen Deutschland“, sondern von RAINER SCHAUER, seines Zeichens Kolumnist bei der „Frankfurter Rundschau“, und dann folgt eine Belehrung in deutscher Moral: Es ist nicht gut an den Stränden zu bleiben, auch wenn man dort vom Tourismus lebt, weil vom Tourismus leben nur dann gut ist, wenn die Einheimischen auch erheblich davon profitieren und nicht nur die Brosamen aufsammeln, die auf den Restauranttischen übrig bleiben.

Was bitte nützt einem Hotelangestellten, einem Fischer, einem Kleinbauern oder einer Hure (ich verwende die Vorgaben) in den katastrophengebeutelten Küstenstädten, wenn die Gäste fortbleiben? Es bringt ihn sie um ihr Einkommen, das sie gerade bitter nötig brauchen – und nicht nur sie. Denn von ihrem Geld leben auch noch andere – und sie können nun wieder damit beginnen, sich Existenzen aufzubauen. Offensichtlich ist „Wirtschaft“ für die Gourmetmoralisten ein unbekanntes Wort.

Es ist wieder die Zeit der Betroffenheitskostüme. Plötzlich ist Tourismus wieder schlecht, weil die Menschen vor Ort eigentlich kaum Geld damit verdienen, denn „den Reibach machen in erster Linie ausländische Reiseveranstalter, Fluggesellschaften und Hotelketten“, und dann werden noch die dänischen Molkereien, schottischen Destillen und französischen Käsereien erwähnt, die ebenfalls verdienen. All dies hätte man auch zu anderen Zeiten schreiben können. Aber jetzt – jetzt macht es sich natürlich besser.

Ob Mobog.com etwas mit Blogs zu tun hat, ist fraglich, doch wen interessiert, was die Menschen so mit ihren Handykameras aufnehmen (außer Brüsten), der findet dort eine reiche Ausbeute. Doch selbstverständlich werden auch die Liebhaber schöner Brüste hier fündig – man muss nur ein paar Minuten warten, schon hat einer der fleißigen Mobog-Mitglieder wieder etwas mit der Kamera eingefangen.

Die Ladezeiten der Seiten sind nicht gerade kurz, und besonders dem Internet Explorer scheinen die Bilder ganz schwer im Magen zu liegen. Wer nach Brüsten süchtig ist, muss sich auf diese Sammelseite aus Moblog begeben. Freilich gibt es auch Mitbewerber – diese Seite zeigt ebenfalls, was Männer an Frauen besonders schön finden.

Alles wieder einmal via fleshbot straight.

Eigentlich heißt es „bange machen gilt nicht“, doch bei der Sexualaufklärung hat es früher gelegentlich noch funktioniert: Schande kam über die jungen Mädchen, die sich allzu früh den Verführungen lustgieriger Knaben hingaben – aber vor allem sank ihr Heiratswert rapide, wenn sie ihre Jungfernschaft frühzeitig verschenkten.

Als diese Argumente nicht mehr so ganz plausibel schienen, wurden Drohszenarien aufgebaut: Ekel erregende Geschlechtskrankheiten lauerten an jeder Ecke, Kondome neigten, dazu, Samenfäden durch nicht sichtbare Löcher zu lassen und vor allem das Himmelreich würde den Mädchen nicht mehr offen stehen. Jungs stand es schon immer verdächtig länger offen.

Das Szenario, wie es zuletzt geschildert wurde, ist durchaus Realität, und zwar heute: in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo man eine über 170 Millionen Dollar teuer Kampagne startete, um die Höschen reinzuhalten: die Abstinence-Only-Sex-Eds: Erziehung zur Keuschheit, und um dies zu erreichen, wird gelogen, dass sich die Balken biegen: So enthalten die innerhalb der Kampagne ausgegeben Lehrbücher nach Angaben von Forschern bis zu 80 Prozent Unwahrheiten: Von der Behauptung, dass man durch das Berühren der Genitalien schwanger werden könne bis hin zu einer Versagerrate bei Kondomen von satten 31 Prozent.

Bange machen gilt also, aber es kommt nicht gut an: Denn mittlerweile wissen die bösen Mädchen und Buben, die sich der Tu-es-Nicht-Ausbildung nicht unterwerfen, besser über den Kondomgebrauch Bescheid als jene, die sich von diesem Kampagnen haben einwickeln lassen. Mittlerweile, so wollen Forscher festgestellt haben, sind die Keuschheitsanhänger sogar eher bereit als die übrigen Jugendlichen, die Kondome ganz wegzulassen. Ach sie dachten, die hätten etwas geschworen? Das muss zu einem Zeitpunkt gewesen sein, bevor Mutter Natur sie einholte.

Inzwischen weiß es auch der SPIEGEL.

Unsere Lehrer redeten noch abfällig über ihn: Er sei ja eben nur ein LKW-Fahrer, was solle man da schon erwarten – schließlich waren Mozart und Beethoven nie Lastwagenfahrer. Doch trotz alledem wurde er die wichtigste Personen in der mittlerweile langen Geschichte des Rock ’n’ Roll. Er, der Weiße, er der Wilde, er, der Erotische. Elvis eben.

Die Schwarzen, die eigentlichen Erfinder des Rock, waren zwar wild und mindestens teilweise ebenfalls erotisch, doch sie waren eben nicht weiß: Elvis kam da gerade richtig.

Wie auch beim Jazz ist beim Rock die Frage nach dem Ursprung ungeklärt, nur eines erscheint bei beiden Musikformen mittlerweile sicher zu sein: die eigentlichen Macher wirkten im Hintergrund. Sobald die ersten rockigen Songs am Markt Erfolg hatten, wurden die Weichen für den neuen Zug gestellt, der bis heute über die Schienen donnert. Die Interpreten wurden Markennamen innerhalb eines gigantischen Geschäfts, das vielen nützte – und einigen schadete. Trompeter, Posaunisten und Klarinettisten verschwanden aus der Popmusik, und mit ihnen Engelschöre und Streicherwolken. Eine Weile noch röhrte das Tenorsaxofon wie eine rostige Axt durch den Rock, dann wurde es auch von den Gitarren erschlagen.

Rock? Nun ja. Langsam ist der Saft raus aus der Zitrone. Es wäre an der Zeit, etwas Neues zum Ausquetschen zu finden.

 

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