Lara Fritzsche ist zu ehren. Eine Journalistin, 21. Eine Frau, die schon jetzt so engagiert ist, wie man es sich von Journalisten wünscht, und eine, die heiße Eisen anpackt: Magersüchtige, die sich im Internet gegenseitig Ratschläge geben, wie sie ihre Krankheit auf gar keinen Fall überwinden – sondern möglichst behalten.
Das Phänomen ist zwar bekannt – fast alle Klinikärzte wissen es und mache im guten Glauben gegründete Selbsthilfeinitiative kann darüber berichten. Doch bisher galten die geheimen Rituale der Magersüchtigen als Gerücht. Wer sich darüber äußerte, riskierte, von den magersüchtigen Frauen attackiert zu werden.
Doch inzwischen gibt es das Internet. Es veränderte die Welt, und es veränderte die Kommunikationsmöglichkeiten der Magersüchtigen. Nun können sie nicht nur über ihren Freundeskreis das Unheil der Magersucht verbreiten – nun steht ihnen die ganze Welt offen – allerdings gibt es nun auch Einblicke, denn man kann sich nicht völlig abschotten.
Pro-Ana-Foren nennen sie sich, und die Mitglieder motivieren einander, auf alle Fälle krank zu bleiben. Freilich sehen sie sich nicht als „krank“, sondern glauben, auf einem höheren intellektuellen Stand zu sein als die anderen Menschen. Wer hinein will, muss eine Erklärung abgeben, was ihn bewegt, sich gemeinsam mit anderen so herunterzuhungern, dass ein oftmals gefährliches Untergewicht entsteht. Wer längere Zeit nicht anwesend ist, fliegt einfach aus den Foren heraus. Man schützt sich, man will nur untereinander kommunizieren. Wer nicht bei der Stange bleibt, muss das Forum verlassen. Aber das sind nur Äußerlichkeiten, die man noch als harmlose Geheimbündelei bezeichnen könnte. Das Forum freilich geht härter zur Sache, wie die Journalistin in unermüdlichen Recherchen ermittelt hat
Wer nie mit den Betroffenen konfrontiert wurde, weiß nicht, wovon die Rede ist. Im Vordergrund steht eine merkwürdige Krankheit, die Kotz-Freßsucht, mal Anorexia Nervosa genannt, mal anders. Die Mediziner und Psychotherapeuten haben viele Namen dafür, doch sie wissen kaum etwas über die Entstehung – und auch die Therapie ist nicht unumstritten: Meist wird Verhaltenstherapie empfohlen.
Doch was in den Frauen vorgeht, deren waches und sehr agiles Hirn eine innere Scheinwelt aufbaut, während es den Körper systematisch zu Grunde richtet, ist kaum bekannt. Wenn sie mit uns reden, klingen sie bisweilen äußerst vernünftig – doch auch dies ist nur ein Teil ihrer Abwehrstrategie. Sie beobachten andere, erkennen deren Fehler und Schwächen, sammeln sie, wandeln sie in Argumente und beweisen so, dass die Anderen nichts Wert sind.
Lara Fritzsche gab uns einen Einblick – und nun hat sie den begehrten Theodor-Wolff-Preis erhalten. Sie hat ihn verdient.
Die Ehrung
Der preisgekrönte Artikel
Ein kurzer Artikel
Das Phänomen ist zwar bekannt – fast alle Klinikärzte wissen es und mache im guten Glauben gegründete Selbsthilfeinitiative kann darüber berichten. Doch bisher galten die geheimen Rituale der Magersüchtigen als Gerücht. Wer sich darüber äußerte, riskierte, von den magersüchtigen Frauen attackiert zu werden.
Doch inzwischen gibt es das Internet. Es veränderte die Welt, und es veränderte die Kommunikationsmöglichkeiten der Magersüchtigen. Nun können sie nicht nur über ihren Freundeskreis das Unheil der Magersucht verbreiten – nun steht ihnen die ganze Welt offen – allerdings gibt es nun auch Einblicke, denn man kann sich nicht völlig abschotten.
Pro-Ana-Foren nennen sie sich, und die Mitglieder motivieren einander, auf alle Fälle krank zu bleiben. Freilich sehen sie sich nicht als „krank“, sondern glauben, auf einem höheren intellektuellen Stand zu sein als die anderen Menschen. Wer hinein will, muss eine Erklärung abgeben, was ihn bewegt, sich gemeinsam mit anderen so herunterzuhungern, dass ein oftmals gefährliches Untergewicht entsteht. Wer längere Zeit nicht anwesend ist, fliegt einfach aus den Foren heraus. Man schützt sich, man will nur untereinander kommunizieren. Wer nicht bei der Stange bleibt, muss das Forum verlassen. Aber das sind nur Äußerlichkeiten, die man noch als harmlose Geheimbündelei bezeichnen könnte. Das Forum freilich geht härter zur Sache, wie die Journalistin in unermüdlichen Recherchen ermittelt hat
Wer nie mit den Betroffenen konfrontiert wurde, weiß nicht, wovon die Rede ist. Im Vordergrund steht eine merkwürdige Krankheit, die Kotz-Freßsucht, mal Anorexia Nervosa genannt, mal anders. Die Mediziner und Psychotherapeuten haben viele Namen dafür, doch sie wissen kaum etwas über die Entstehung – und auch die Therapie ist nicht unumstritten: Meist wird Verhaltenstherapie empfohlen.
Doch was in den Frauen vorgeht, deren waches und sehr agiles Hirn eine innere Scheinwelt aufbaut, während es den Körper systematisch zu Grunde richtet, ist kaum bekannt. Wenn sie mit uns reden, klingen sie bisweilen äußerst vernünftig – doch auch dies ist nur ein Teil ihrer Abwehrstrategie. Sie beobachten andere, erkennen deren Fehler und Schwächen, sammeln sie, wandeln sie in Argumente und beweisen so, dass die Anderen nichts Wert sind.
Lara Fritzsche gab uns einen Einblick – und nun hat sie den begehrten Theodor-Wolff-Preis erhalten. Sie hat ihn verdient.
Die Ehrung
Der preisgekrönte Artikel
Ein kurzer Artikel
sehpferd - am Freitag, 20. Mai 2005, 12:22 - Rubrik: zeit geschehen
com meinte am 9. Okt, 20:58:
Modeerscheinung oder Krankheit?
Schrecklich diese Krankheit! Die erst im Kopf beginnt und ganz langsam, schleichend auf den Körper übergeht... Diese Gefahren müssen aufgezeigt werden, ich denke es fehlt da an Aufklärung. Hier viele Interessante Infos zu dem Thema: http://www.proana.at oder http://www.pro-ana.at
sehpferd antwortete am 11. Okt, 08:35:
Mein lieber Com, so nicht!
Ihr Link verweist auf ein Portal - das halte ich schon für unverschämt. Normalerweise bin ich dankbar für Tipps - aber ich habe mich selber lange Jahre mit der Magersucht beschäftigt und kann auf diese Art von Blechwerbung nun durchaus verzichten.