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Der Abgesang der Wahlblogs ging sehr friedlich vonstatten – sozusagen friedhofsfriedlich, denn in den Blogs ist es nicht anders als bei den Wahlplakaten: Ein paar bleiben immer hängen. Der Rest hat die Nase voll.

Kein Wunder. Das einzig Positive, was ich von Wahlblogs zu berichten weiß, ist die Konzentration vieler Meinungen an wenigen Plätzen im Web. Ich konnte nicht umhin, mir anzusehen wie Leute die Weblogs vollschmierten, deren Leserbriefe jeder Redakteur mit Recht in den Papierkorb geworfen hätte.

Manche der Kommentatoren, die dort schrieben, erinnerten mich leibhaftig an die verwirrten Menschen, die auf Märkten und in Einkaufspassagen lauthals Parolen vor sich hinblubbern. Offenbar hatten geschickte Wahlkampfmanager auch ein paar U-Boote ausgeschickt, die Blogs mal ein bisschen aufmischen sollten – ich selbst habe einen WASG-Mann gefunden, der solches tat. Da Blogger offenbar verschwörungstheorieempfänglich sind, wurde ich selbst des U-Boot-Daseins verdächtigt: so ziemlich das Dümmste, was man mir unterstellen kann.

Blogger – echt öffentlich, echt geil. „echte veröffentlichte Meinung von Privat Personen“, schrieb mir ein Kommentator. Na und? Was soll ich mit diesen „echten“ Meinungen? Ist der Kommentator meiner Zeitung nicht wesentlich kompetenter als die Leute, die kommentierend über Blogs herfallen? Selbst mein ehemaliger Friseur Franz war da kompetenter: Er konnte zuhören. Blogger können es oft nicht.

Was bleibt? Ein paar gute Artikel, ein paar gute Kommentare, hier und da ein Seelenverwandter. Und die Erkenntnis, dass man mit viel Lebenserfahrung und guten Presserzeugnissen weiter kommt als damit, stundenlang Blogs zu lesen. „Echt veröffentlichte Meinung von Privatpersonen – geil was?“ reicht mir eben nicht.
 

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