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religion im blick

Es gibt nichts auf dieser Welt, über das man nicht bloggen könnte – Zugriffszahlen sind bekanntlöich alles. Also, wer kein N24-TV sein eigen nennt oder wie die Papst-Dauer-TV-Station heute heißen mag: Es gibt Blogs. Hier meine Quelle, allerdings muss ich hinzufügen: über Mario Sixtus.

Breakingnewsblog - Papst

Das Papst Blog (englisch)

Und außerdem: hier und hier und offiziell auch hier, beim kath.net (kein Blog).

Was ich beinahe vergessen hätte - eine Wette gefällig?

Seit in diesen Tagen befürchtet wurde, dass der Papst wohl sterben würde, gab es bereits Auszüge aus den vorfabrizierten Nachrufen – und gestern Vormittag, als der Papst noch nicht verstorben war, hörte es sich auf manchem Nachrichtensender an, als sei er bereits tot: Mehrfach sagten die Sprecher: „Dieser Papst war ...“, und nicht selten hieß es auf einem Sender, „der heilige Vater war“ - der "heilige Vater" ist der Papst aber nur für Katholiken.

Freilich war dieser Papst ein wichtiger Mann – vor allem, weil er eine große Außenwirkung hatte – der Reisepast, der Friedenspapst, der Papst der Jugend, der Versöhner der Religionen. Das alles haben wir ja zur Genüge gesehen als Bildmaterial.

Aber – dieser Papst war auch ein umstrittener Papst. Nach innen war er streng und kompromisslos und vertrat halsstarrig alle Thesen, die den Katholizismus für andere Christen so unerträglich machen: von der Marienverehrung über das Zölibat bis hin zu den Heilig- und Seligsprechungen.

Die katholische Kirche hat einen ehrenwerten Priester, die Menschheit einen versöhnlichen Menschen und die Welt einen Botschafter des Friedens verloren. Für den Katholizismus uns seine Anhänger mag der Tod eines Papstes noch mehr bedeuten – aber ich bin kein Katholik.

Normalerweise lese ich Anke Gröner nicht, weil sich mein Interesse an Spielfilmen sehr in Grenzen hält. Doch in letzter Zeit macht sie sich öfter Gedanken, die über das Flimmerfühlen hinausgehen, zum Beispiel zur Religion:

„Es ist ziemlich nervig, allein durch das kleine silberne Kreuz, das ich trage, von vornherein in einen Topf geworfen zu werden mit einer Gruppe von Hinterwäldlern, die die Bibel wörtlich nehmen wollen und ihren Kindern beibringen, dass Darwin keine Ahnung hatte und Homosexuelle in der Hölle landen“.

Fragt sich, wann die Kirchen endlich Gedankenfreiheit gewähren, denn die Bibel ist ein vielfältiges Buch, das unterschiedliche Autoren hat – und durchaus auch Autoren mit unterschiedlichen Absichten.

Sie meinen, eigentlich sei es keine neue Nachricht? Doch, schon, denn nun hat es der Ex-Kriminalist Bernd Rein aus Hünstetten bei Wiesbaden gesagt – er beruft sich auf Zeugenaussagen.

Sie meinen, das sei eine Zeitungsente? Aber nicht doch. Die Quelle heißt kath.net und dort scherzt man niemals.

Für mich ist Ostern künstlicher Pudding mit Waldmeisteraroma, fest gekocht und so fein wie möglich geschnitten – und auf dieses Ostergras kommen dann aus Eierbechern geformte weitere bunte und sicherlich stark gefärbte Puddingeier, und das Ganze kann man dann mit Vanillinsoße essen. Nun ja, heute möchte ich es nicht mehr essen, wie ich denn auch die Hühnereier meiden muss, die früher immer vor Ostern plötzlich enorme Preissteigerungen verzeichneten. Später wurde ich dann ein Fan der feinen Nugateier und sonstiger Schweizer Kreationen, und noch später habe ich mir stets einen frischen Zweig Baumwolle gekauft, wenn es Ostern wurde.

Wie schön kann doch ein solches Leben sein, ein Leben in Frieden und Freiheit und Liebe. Nicht, dass sich die Damen und Herren Schulmeister nicht bemüht hätten, mir den wahren Sinn des Osterfestes zu vermitteln, doch sehen sie: Palästina war so weit weg, dass ich nicht einmal so weit denken konnte, und die Zeit lag soweit zurück, dass ich nicht so weit zählen konnte. Als es dann soweit war, und ich schon mal über die nächsten zwei Wiesen und den Fluss hinwegdenken konnte, und die Zeit von „vor 2000 Jahren“ nicht mehr als so dramatisch empfand, interessierte ich mich dann doch noch für den Mann aus Nazareth. Ein Mann, dem viele folgten, die ohne Hoffnung waren. Ein starker Prediger und glänzender Rhetoriker. Ein Mann voll des Mutes, die Schriftgelehrten der damaligen Zeit öffentlich anzugreifen und sich damit selbst angreifbar zu machen.

Sehen sie, ich wäre sogar bereit gewesen, diesem Mann zu folgen – wenn da nicht eine Kirche gewesen wäre, die seinen Namen trägt, eine Kirche, die uns sogar daran hindern will, unsere Wahrheit über Gott, unsere Wahrheit über den Religionsstifter und letztendlich unsere Wahrheit über uns selbst herauszufinden. Ist dies einmal gelungen, braucht man ohnehin keine Kirche mehr, weil Papier nur noch Papier ist und Worte nur noch Worte sind.

Die schöne Osterzeit – lassen wir sie einfach so schön. Freuen wir uns an den aufbrechenden Knospen, an der aufkeimenden Liebe bei den jungen Menschen (oh, Pardon - nicht ausschließlich bei ihnen) und an der Wärme, die die Sonne den älteren jetzt wieder schenkt.

Schade, dass es ausgerechnet Pro Sieben ist, also eine Art Boulevardsender, der am Karfreitag ein Thema aufgreifen will, das bei der Suche nach einer neuen Moral wichtiger erscheint als mancher österlicher Segen, nämlich: Wer war Jesus?

Dabei ist nach meiner Meinung völlig unbedeutend, ob er mit Maria aus Magdalena eine Liebesbeziehung hatte oder nicht, sondern wie viel Menschlichkeit wir dem Religionsstifter zutrauen, aber auch wie viel Religiosität. Es ist keine Christen-Provokation, Christus für sich selbst aus der Bibel neu zu interpretieren, die Provokation liegt im Anspruch der Kirchen auf eine „heilige Dreifaltigkeit“.

Wenn Jesus auch nur halbwegs derjenige war, den uns die drei Synoptiker vermitteln wollten, dann war er vor allem ein gläubiger Jude, Prediger, Täufer, Rabbiner und Prophet. Für keinen der vier genannten Lebensentwürfe gilt im alten Testament das Verbot, eine Frau physisch zu lieben.

Die Kirchen haben wieder Oberwasser. Inzwischen wird selbst Gregor Gysi als Zeuge dafür genommen, dass ohne Religion gar nichts geht: „Moralische Grundsätze können bei uns eigentlich nur aus der Religion kommen“ hat er anlässlich einer Diskussion gesagt.

Die Frage ist, ob solche Sätze einfach hingenommen werden sollten, denn natürlich kommen moralische Grundsätze niemals unmittelbar aus „der Religion“ – weder so, wie sie in den Büchern steht, noch so, wie sie von den Kanzeln herunter verkündet wird.

Woher, bitte schön, haben denn sie ihre moralischen Grundsätze, liebe Leserin oder lieber Leser? Ich, für meinen Teil, habe sie von meinen Eltern, und beide Eltern haben mit der Religion nie etwas am Hut gehabt. Später habe ich gelernt, dass mir die Schriften ebenso wenig bedeuten wie die Worte: Es sind allein die Taten, die zählen. Wer in seiner Jugend Menschen kennen lernt, die eine moralische Orientierung geben können, braucht keine Zehn Gebote, ja, nicht einmal eine Bibel: er weiß bis ins Alter, was man tun darf und was man tunlichst meiden sollte.

So ähnlich hat es der Religionsstifter, auf den sich die Kirchen ja nach wie vor berufen, zu Lebzeiten auch formuliert, und in dieser Weise stimme ich zu: Religionen können eine Grundlage der Moral sein – die Frage ist nur, ob die Kirchen noch einen nennenswerten Beitrag dazu leisten können: Zwar darf sich die Kirche nicht dem Zeitgeist unterwerfen, doch darf sie sich auch nicht über jedes Tüpfelchen des Menschseins urteilen. Das steht nur Gott zu, nicht der Kirche.

Michel Friedman hat die Teilnahme am Deutschen Evangelischen Kirchentag im Mai in Hannover abgesagt. Er hätte gar nichts Besseres tun können, denn es scheint so, als hätte sich die Gutmenschengilde, die in der evangelischen Kirche über mächtige Vertreterinnen und Vertreter verfügt, auf den Fernsehmoderator eingeschossen. Hauptverursacherin ist nach Presseberichten die Frauenunion, also die Damenriege der CDU/CSU, deren Vorsitzende Eva Möllring sogleich frohlockte.

Wie es in anderen Presseberichten heißt, habe auch eine Tübinger Frauenrechtsgruppe mit Namen „Terre des Femmes“ gegen den Auftritt Friedmanns protestiert.

Fragt sich, was der Kirchentag wert ist, wenn einem offenbar reumütigen Menschen wie Michel Friedmann das öffentliche Wort verweigert wird, nur, weil er sich die falschen Damen aufs Zimmer bestellt hat. Religion beinhaltet etwas mehr als „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ – jedenfalls aus christlicher Sicht.

Schade, wenn man die Sendungen nicht im Original sieht, sondern sich auf das „Kölner Domradio“ berufen muss. Wer auf „Phönix“ die überaus intelligente Diskussion zwischen Heiner Geißler und Gregor Gysi gesehen hat, der konnte wenigstens in etwa ahnen, was der schlaue Fuchs unter „Religion“ verstand – aus zweiter Hand klingt das dann so, als hätte Gisy den Katholiken Recht gegeben:

„Moralische Grundsätze können bei uns eigentlich nur aus der Religion kommen. Dieses Fundament muss man erkennen und da hätten die Kirchen eine Aufgabe, von der ich meine, dass sie sie nicht ausreichend wahrnehmen.“ Wie soll diese Aufgabe verwirklicht werden? „Man darf sich als Kirchen, finde ich, nicht dem Zeitgeist unterwerfen“, schlug Gysi vor.“

Das trifft alles zu, nur: Gysi verstand sowohl unter moralischen Grundsätzen wie auch unter Kirche, wie auch unter Religion nun leider etwas ganz anderes als die katholische Kirche. Doch dass ein Ex-Sozialist der Kirche Recht geben würde, kam dem Katholikennetz gerade Recht: Der Zweck, so wissen wir, heiligt die Mittel.

T-Online-Kunden müssen sich ja täglich mit der von der Boulevardpresse aufgemotzten Startseite einiges gefallen lassen – zum Beispiel den Titel „Skandalplakat wird verboten“. Zwar geht es dann innen etwas harmloser zu Werk, und tatsächlich erhalten auch die Freigeister und Katholikengegner einmal eine Chance, ihre Meinung zu äußern, doch dann bolzt man schon wieder: „Das Bild passt in eine ganze Reihe von Skandalwerbungen der letzten Zeit. Klicken Sie sich durch!„.

Es ist nichts zu sehen, was man nicht schon einmal gesehen hätte – in der VOGUE, beispielsweise, und ich gebe noch eines drauf: Der eigentliche Skandal liegt im Sieg der katholischen Kirche, nicht im Bild, das zur Werbung benutzt wurde.

 

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