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Für mich ist Ostern künstlicher Pudding mit Waldmeisteraroma, fest gekocht und so fein wie möglich geschnitten – und auf dieses Ostergras kommen dann aus Eierbechern geformte weitere bunte und sicherlich stark gefärbte Puddingeier, und das Ganze kann man dann mit Vanillinsoße essen. Nun ja, heute möchte ich es nicht mehr essen, wie ich denn auch die Hühnereier meiden muss, die früher immer vor Ostern plötzlich enorme Preissteigerungen verzeichneten. Später wurde ich dann ein Fan der feinen Nugateier und sonstiger Schweizer Kreationen, und noch später habe ich mir stets einen frischen Zweig Baumwolle gekauft, wenn es Ostern wurde.

Wie schön kann doch ein solches Leben sein, ein Leben in Frieden und Freiheit und Liebe. Nicht, dass sich die Damen und Herren Schulmeister nicht bemüht hätten, mir den wahren Sinn des Osterfestes zu vermitteln, doch sehen sie: Palästina war so weit weg, dass ich nicht einmal so weit denken konnte, und die Zeit lag soweit zurück, dass ich nicht so weit zählen konnte. Als es dann soweit war, und ich schon mal über die nächsten zwei Wiesen und den Fluss hinwegdenken konnte, und die Zeit von „vor 2000 Jahren“ nicht mehr als so dramatisch empfand, interessierte ich mich dann doch noch für den Mann aus Nazareth. Ein Mann, dem viele folgten, die ohne Hoffnung waren. Ein starker Prediger und glänzender Rhetoriker. Ein Mann voll des Mutes, die Schriftgelehrten der damaligen Zeit öffentlich anzugreifen und sich damit selbst angreifbar zu machen.

Sehen sie, ich wäre sogar bereit gewesen, diesem Mann zu folgen – wenn da nicht eine Kirche gewesen wäre, die seinen Namen trägt, eine Kirche, die uns sogar daran hindern will, unsere Wahrheit über Gott, unsere Wahrheit über den Religionsstifter und letztendlich unsere Wahrheit über uns selbst herauszufinden. Ist dies einmal gelungen, braucht man ohnehin keine Kirche mehr, weil Papier nur noch Papier ist und Worte nur noch Worte sind.

Die schöne Osterzeit – lassen wir sie einfach so schön. Freuen wir uns an den aufbrechenden Knospen, an der aufkeimenden Liebe bei den jungen Menschen (oh, Pardon - nicht ausschließlich bei ihnen) und an der Wärme, die die Sonne den älteren jetzt wieder schenkt.
 

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