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Soll man nun lachen, will die WASG den Albtraum einer sozialen Einheitspartei zumindest für Berlin begraben hat oder soll man über die Aussagen weinen, die die Amateurpolitiker jetzt machen. Sagte doch Frau Lucy Redler (WASG): „Wir machen keine Politik für alle, sondern für Erwerbslose und andere, die ihre Rechte verloren“ hätten.

So einfältig war zuletzt eine ganz andere Partei –die FDP. Sie hatte sich ja einmal erfrecht, sich als Partei der Besserverdienenden darzustellen. Das war dumm. Aber noch dümmer ist es, als Robin-Hood-Partei für die Entrechteten aufzutreten und damit letztlich nur auf die Stimmen eines Bruchteils der Arbeitlosen zu setzen - das geht auf Dauer nicht auf. Arbeitslose, aber auch andere, brauchen vor allem Arbeit - und keine Almosengesellschaft mit dem Etikett der „sozialen Gerechtigkeit“.

In der DDR war er so etwas wie ein sozialistischer Ersatzmuttertag – nur dass man nicht Mutter sein musste. Im Westen haben ihn Gewerkschaftlerinnen und Sozialdemokratinnen mühsam hochgehalten, doch heute ist er in aller Munde: Frauentag also.

Vielleicht sollten wir Männer einmal daran erinnern, dass bei uns jeder Tag Frauentag ist: Ihr verlangt, dass wir uns mit euch auseinandersetzen. Wenn ihr über eure Fassade sprechen wollt, müssen wir über Eure Fassade sprechen, wenn die Gefühle köcheln, über die Gefühle. Wir sind daran gewöhnt, dass dies nur Themen sind, denn morgen wird eine andere Fassade hervorgeholt und eine neue Gefühlswelt ausgegraben.

Wir haben die Rolle inzwischen verinnerlicht. Ja, wir setzen uns hin und hören uns alles an und sagen nicht, dass letzte Woche noch alles ganz anders war – wir bleiben höflich – denn wir sind, im Grunde unserer Herzen, eigentlich immer noch Gentlemen.

Das müssen wir auch, denn wir einmal eine Frau wie einen Mann behandeln sollten, verfallt ihr wieder in die Rolle, die ihr für solche Fälle gelernt habt: das arme, hilflose Mädchen, dass eine Schnute zieht. Auch daran kann man sich gewöhnen. Jeder Tag ist Frauentag.

(Bei der Lektüre dieses Beitrags sollten Sie berücksichtigen, dass ich über das Zeitgeschehen schreibe und nicht über mein eigenes Leben – es verläuft wesentlich gelassener).

Eigentlich ist es gar keine Meldung wert. Aber das Haus Springer, das mit seiner BILD-Zeitung einst eine Schlammschlacht gegen die „Neue Deutsche Rechtschreibung“ losgetreten hatte, wird ab Mitte dieses Jahres zu einer verlässlichen deutschen Rechtschreibung zurückkehren. Damit hat die Falschschreibung, die insbesondere beim „dass“ auffällt, endlich ein Ende.

Einzig und allein zu Frankfurt verschanzt sich noch eine kleine Gruppe von Sprachguerillas hinter ihrer eisernen Ideologie, hinter der außer ihnen höchstens noch ein paar alternde Schriftsteller stehen.

Gedöns am Rande: Angeblich will Springer doch noch manches Wort „alt“ schreiben: Zum Beispiel „Orthographie“ statt „Orthografie“. Ach, wissen Sie, liebe Springer-Redakteure, dann schreiben sie doch auch gleich „Photographie“ in der alten Schreibweise.

Die „Badische Zeitung“ beschert uns den Frauentag. Seite um Seite werden wir mit Themen konfrontiert, die extra für diesen Tag geschrieben wurden – vermutlich nur für diesen Tag, denn leider sind sie überwiegend belanglos. Vor allem jener auf Seite vier: „Wenn Frauen Frauen ausbeuten. Zitat: „Die gut ausgebildete Karrierefrau …. ist … auch abhängig von illegal oder in Minijobs beschäftigten Frauen“.

Gemeint sind überwiegend Putzfrauen, und darüber muss man sich natürlich empören. Würde man die Frauen fragen, die solchen Beschäftigungen nachgehen, so würde man die Dinge ganz anders lesen. Aber es ist eben, wie es ist: Putzfrauen schreiben nicht in der Zeitung – Feministinnen schon. Autorinnen waren, damit auch mal die Namen genannt werden, Beate Rosenzweig (Politikwissenschaftlerin) und Dagmar von Cramm (Kochbuchautorin). Ich vermute, beide haben noch nie mit einer Putzfrau geredet.

Damit eines von vornherein klar ist: Ich schätze gute Ansätze von tüchtigen Frauen, die mit Chuzpe und Sachverstand etwas bewirken, was andere nicht können – und Männer vielleicht schon gar nicht. Freilich habe ich Bedenken, wenn man seinen Feminismus über „Attac“ verbreiten lässt, wie dies gerade die 1939 geborene Frau Dr. Erika Riemer-Noltenius getan hat. Im Grunde sollten sich alle Projekte, die den Bürger noch erreichen wollen, geeignetere Partner als Attac aussuchen – aber das nur nebenbei.

Die Frauenbewegung stand einst für den Fortschritt: Mutige Frauen standen auf, um den Spießbürgern Dampf zu machen, die sie nur als Menschen zweiter Klasse gelten lassen wollten. Das tun diese Frauen bis heute, und das ist auch gut so: Viele Männer wissen bis heute nicht, wo ihre Grenzen liegen, und viele Frauen nicht, wie sie diese überschreiten können. Frauen, das wissen wir heute, packen an, was andere nicht anpacken wollen und bewirken, was andere nicht bewirken können. Die einstigen Aversionen gegen Begriffe wie Macht, Technik und Führung sind längst gefallen – Frauen beweisen, dass sie den Fortschritt vorantreiben können.

Doch was nun? Der Rückwärtsgang wird eingelegt – und das allenthalben. Esoterik, Okkultismus und jetzt offenbar eine naive Naturromantik, das soll der modernde Feminismus sein? Gar noch ein Manifest? Frauen, ihr seid drauf und dran, euch der Lächerlichkeit preiszugeben, wenn ihr so etwas zustimmungsmurmelnd verbreitet.

Weiter recherchierend stößt man bei Frau Riemer-Noltenius unweigerlich auf ein Projekt, das mir zunächst gefällt: Eine Wohnbaugenossenschaft wird gegründet, und entsehen soll eine Wohn- und Wirkstätte von und für Frauen. Ob der Steinhaufen, „Beginenhof“ genannt, den die Architektin Alexandra Czerner da in die Bremer Neustadt hineingebaut hat, nun den Ansprüchen der naturnahen Dame Riemer-Noltenius entsprach, weiß ich nicht – ich war nie da. Aber alle Bilder, die gezeigt werden, zeigen einen Haufen toter Steine – ohne Natur.

So ein Projekt erforderte Sachverstand und einen scharfen Rechenstift, nicht feministische Ideologie und alternative Währungssysteme. Vermutlich scheiterte es, weil es viele zu großspurig geplant war – mit über 80 Wohneinheiten und 20 Gewerberäumen. Wer nach der Schuld sucht, muss bei den Bauherrinnen anfangen, doch die verweisen gerne auf etwas anderes: Schuld soll nun der Senat der Stadt sein, der beschuldigt, wird, 7,5 Millionen Euro zugesagt, aber nicht bezahlt zu haben. Was wirklich geschehen ist, ist undurchsichtig – dieser Artikel in „lespres“, der überraschend hellsichtig geschrieben wurde, mag es erklären.

Das Projekt – der Zufall will es, dass die „taz“ gestern darüber schrieb – ist den Bach herunter. Ernüchterung macht sich breit und die Erkenntnis, dass man die Wohnungen der ehemaligen Baugenossenschaft nun wohl als Eigentumswohnungen an reiche Bremerinnen verhökern muss - für satte 1.400 Euro pro Quadratmeter, und das ist für Bremen nicht wenig. Zudem – welche Frau will schon dort Geld anlegen, wo Ideologie über Wohnwert geht? Wer das will, der muss schon sehr reich sein – und noch eine Ersatzwohnung für alle Fälle haben.

Wie war das noch im Manifest? : „Ein Grundprinzip der Natur, ist das Prinzip des bedingungslosen Schenkens“. Das ist natürlich kein Grundprinzip der Natur, aber wen interessieren solche Kleinigkeiten schon – in der Fantasie fällt der Ackerboden dem Bauern in den Schoß, und bestellen tut ihn die Natur, während für den Rest von uns Manna vom Himmel fallen wird - das haben wir ja schon von anderen gehört.

Zum Schluss noch ein Auszug aus dem Manifest „(in meiner Utopie) werden Bedürfnisse am tatsächlichen Bedarf orientiert befriedigt. Was heute noch als Utopie erscheint, kann morgen schon Wirklichkeit werden, denn alle Veränderungen beginnen als Wunschträume im menschlichen Bewusstsein“.

Da darf man wohl fragen: Wo liegt denn nun das Scheitern begründet? Der Bedarf oder die Bedürfnisse? Und was sollen die Aussagen? Will sie für weitere Experimente nach der Art des Beginenhofs werben? Mit ähnlichen Ergebnissen?

Vielleicht sollte man Frau Riemer-Noltenius einmal dazu hören. Schließlich ist sie auch noch Politikerin („Die Frauen“), Politikwissenschaftlerin und angeblich Fachfrau für „alternative Währungssysteme“.

Kein Kommentar zum Urteil gegen einen Messerstecher, der eine unschuldige junge Frau mit 83 Messerstichen strafen wollte – sonst müsste ich ausfällig werden gegenüber dem psychiatrischen Gutachter. Aber vielleicht überlegen Sie, meine Damen, in Zukunft einen Moment länger, bevor sie sich in Chats und ähnlichen Webeinrichtungen auf Verabredungen mit Unbekannten einlassen.

Ich bin überzeugt, dass die Dunkelziffer der Sexualdelikte an Frauen, die ursächlich auf das Web zurückgehen, enorm ist – von den anderen Geschichten, die einem nur die Übelkeit in die Kehle treiben, die aber eigentlich keine Delikte sind, einmal ganz abgesehen. Ich war versucht, diesen Artikel zynisch mit „soziale Software“ zu überschreiben, habe es dann aber doch nicht getan - aber dennoch - die angebliche "soziale" Komponente mancher Webeinrichtungen lockt eben auch Verbrecher an.

Politisch hat weder die PDS noch die WASG noch die Linkspartei wirkliche Aussagen – man muss sich nur die Plakate zur Landtagswahl ansehen. Doch wozu hat man eigentlich Oscar Lafontaine? Der sagte nach einem Pressebericht dies: „ (Zitat Lafontaine) die Bürger hätten zu Recht den Eindruck, dass "die ganze Bande im Bundestag, die da sitzt", (zitiert nach dem „SPIEGEL“) „alle in einen Sack gesteckt und geprügelt gehörten, weil der Richtige schon dabei sein werde“.

Da haben wir ihn wieder, den Populisten. Ob er nun tatsächlich in diesem Zusammenhang „Schweinebande“ gesagt hat oder nicht – Lafontaine bleibt Lafontaine – und er weiß natürlich genau, dass sich die Signale, die er aussendet, bei den politisch blindesten Bürgern gut ankommen – vor allem bei denen, die außerhalb der Demokratie rechts stehen. Der linke Daumen klingelt schon seit langer Zeit immer mal wieder rechts. Fragt sich nur, ob dies ausschließlich Taktik im Wahlkampf ist, oder ob sich Rechts und Links bereits soweit angenähert haben, dass keine Unterschiede mehr erkennbar sind.

In der Stadt, in der ich (noch) wohne, kommen viele Innovationen von Menschen, die als „Ausländer“ bezeichnet werden – und das ist schon seit langer Zeit so. Menschen aus Italien, Spanien, Kroatien und der Türkei werden Unternehmerinnen und Unternehmer, und wenn sie nicht wären, dann hätten wir das miese Eis deutscher Konditoren, die pappige Pizza deutscher Pizzabäcker und keinen Schneider mehr, der uns Änderungen durchführt.

Ich freue mich, dass dies so ist, und ich sage den neuen Dienstleistern aus dem Osten mein herzliches „Willkommen“ – denn was ich in Deutschland an Dienstleistungen von Deutschen bekommen kann, ist – bei allem Respekt – nicht erträglich

Sozialgesülze: „Online-Journale … machen das Netz zu einem von Menschen belebten sozialen Raum“. Soziale Realität: ein Mädchen soll ihr neugeborenes Baby in einer Mülltonne „entsorgt“ haben. Zitat: „Um ihre französische Bulldogge soll sie sich stets liebevoll gekümmert haben“.

Kein Tage vergeht, ohne dass ver.di dicke Backen macht – und mit jedem Tag nimmt der berechtige Hass der Mehrheit der Bürger auf diese Gewerkschaft ein wenig zu. In dieser Situation wundere ich mich doch, dass eine gewisse Frau Ute Vogt, MdB und angedachte Anwärterin auf den Posten der Ministerpräsidentin von Baden-Württemberg, ganz vorne in den Reihen von ver.di mitmarschiert – jedenfalls online und jedenfalls als Unterstützer.

Wie interessant – sollte diese Frau (was die Wähler hoffentlich zu verhindern wissen) jemals Ministerpräsidentin oder auch nur Kabinettsmitglied werden, dann wissen wir ja, wofür sie sich im Zweifel (und mindestens im Herzen) entscheiden wird: Für ver.di – hat da jemand gesagt: „Und damit gegen die Bürger?“ – Ach, wer würde denn so etwas sagen. Schließlich haben die Damen und Herren von ver.di doch das Streikrecht, und sie nutzen es nicht schamlos aus, sondern bestenfalls rücksichtslos, und außerdem ... sparen Sie sich doch mal all diese Argumente.

Ute Voigt? Nein Danke. Freilich wird einem mehr als mulmig, wenn man sieht, welche merkwürdige Allianz sich hier für ver.di stark macht – und vor allem: Mit welchen Argumenten.

O-Ton Frau Vogt:

"Ich finde es richtig, dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sich gegen längere Arbeitszeiten wehren, weil es eine Frage der Solidarität ist, ob die Arbeitszeit der Beschäftigten weiter ausgebaut wird, oder auch Arbeitslose neue Chancen bekommen."

Falls Sie einen ganze andere Beitrag suchen: Mehr über Ute Vogt und Antenne 1 hier.

 

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