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Ray Charles! The Great Ray Charles! The Genius! Gibt es dieser Ankündigung noch etwas hinzuzufügen? Ja, sehr viel. Erstens, dass er dieser Tage, 73-jährig, gestorben ist. Zweitens, dass er jetzt, in so gut wie allen Nachrufen, als Vorzeigeobjekt benutzt wird – du kannst schwarz, blind und elternlos sein und dennoch Karriere machen. Drittens, wie man einen Künstler heute sieht: Er gewann Grammys, zwölf an der Zahl. Die meisten zu Zeiten, an denen selbst ich noch ein sehr junger Mann war: Zwischen 1960 und 1966.

Den Jazzfans war er immer suspekt. Ein Mann, der schlecht Saxophon spielte und viel zu viel sang, und dazu noch begleiten von seinem Engelschor, dachten sie, könne kein guter Jazzmusiker sein. Freilich, denn das war er auch nicht. Er war ein Mann des Blues, jemand, der ihn nicht nur in die großen Städte hinein schrie, sondern in die ganze Welt.

Ja, er hat etwas neues erfunden, das heute oft in den Hintergrund gerät: Ray Charles erkannte als einer der ersten, dass die Inbrunst des Evangeliums und der Art, wie die schwarzen Gemeinden es zelebrierten, etwas mit Erotik gemeinsam hatten, und er wagte den Stilbruch: Blues, Sex und Gospel – das zusammen müsste die Mischung geben, die sein Publikum zum Schäumen brachte.: „What'd I Say“ wurde zum Sinnbild orgiastischer Musik.

Freilich war derselbe Mann auch Entertainer, amerikanischer Medienstar und Schnulzensänger: „Georgia on My Mind“ ist eine Schnulze, doch wie er dieses Schlagerliedchen gesungen hat - das macht im keiner der Lebenden nach.

Was von ihm bleiben wird? Bestimmt nicht sein Saxofonspiel, kaum seine wenigen Ausflüge in den Jazz. Eher schon der Blues, besonders die erotischen, ekstatischen Blues, die er mit den Rayletts vor Publikum gesungen hat, und ein paar all-amerikanische Schnulzen.
 

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