anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Die chinesische Lehrerin, die im Internet als Zhuying Qingtong Furore machte und Teil jener weltweiten Gemeinde ist, die man gemeinhin „Blogger“ nennt, hat aufgegeben: Ihr Blog wirkt verweist, und ihren Job hat sie gekündigt.

Ihr erging es wie manchen von uns: Mit ernsten Themen, Literatur oder Poesie gar, ist im Blog kein Blumentopf zu gewinnen. Das Volk da draußen will knallharte Themen, und am liebsten will es weibliche Haut. „Nackt“ wirkt mehr als jedes andere Wort, und so ging es auch der Bloggerin: Ab und an ein Aktfoto brachte Zugriffe, aber kaum Leser: 130.000 Zugriffe gab es plötzlich in einer Woche, und zum Schluss stand der Zähler auf etwa 2,2 Millionen Zugriffen.

Angeblich können ja die Blogger mir der Tatsache, weitgehend ungelesen zu bleiben, sehr gut leben. Ich bezweifele es, und mir vermutlich jeder, der sich auch nur ernsthaft mit einer Schülerzeitung beschäftigt hat. Keine Leser zu haben ist der Beweis dafür, wie bedeutungslos die eigenen Gedanken für andere sind.

Zhuying Qingtong hatte diese Leser nicht, sondern nur die Glotzer. Ich selbst habe eine gute Entschuldigung: Ich kann kein chinesisch.

Der Papst von Rom durfte noch einmal glänzen: In Bern jubelten ihm 10.000 Jugendliche zu. Da frage ich mich allerdings, was diese Jugendlichen sowohl vom Papst als auch vom Katholizismus noch erwarten. Wahrscheinlich mehr als die Mahnung, auf Konsum und Sex weitgehend zu verzichten.

Und auch dies fiel mir auf: Auch Zeitungen, die nicht im Ruf stehen, übertriebene katholische Berichterstattung zu verbreiten, sprachen vom “Heiligen Vater“. „Heilig“ ist der Papst aber nur für Katholiken, für den Rest der Welt ist er so weltlich wie jeder andere Priester auch. Richtig wäre: „Das Oberhaupt der katholischen Kirche“. Manche Zeitungen habe dies noch bemerkt und den „Heiligen Vater“ aus der Berichterstattung herausredigiert – so muss es auch sein. Wir sind keine Katholikenrepublik, sondern ein freiheitlicher Rechtsstaat. Fragt sich nur, wes Geistes Kind eine Presseagentur ist, die so etwas verbreitet.

Anke Engelke, ohnehin gerade nicht auf dem Zenit ihrer Erfolge, hat dagegen etwas getan, was man besser nicht täte: Den greisen Papst als Tattergreis dargestellt. Auch einem Papst sollte man das Menschenrecht zugestehen, alt zu werden. Anke Engelke wird auch einmal alt.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Manchmal habe ich den richtigen Riecher. Gedacht habe ich mir eigentlich schon, dass Surfer die Bloggerin Jessica Cutler suchen würden, also jene Frau, die sich rühmte, 400 US-Dollar für den Liebesdienst bei einem konservativen US-Senator zu bekommen. Freilich hat sie außer der Frechheit, ihre bezahlten Amouren im Internet zu veröffentlich und einer gewissen Schönheit nicht viel zu bieten – der Besuch ihres Blogs erwies sich als ausgesprochener Flop, und die üblichen Erotik-Surfer suche meist nach Aktbildern oder anzüglichen Videos.

Von meinem Artikel über die kroatische Sängerin Severina Vuckovic habe ich mir fast gar nichts versprochen. Ihr ist eine ähnliche Geschichte „wiederfahren“ wie zuvor schon Paris Hilton, nur dass sie sich noch blauäugiger in der Öffentlichkeit zeigte: Das Video, auf dem sie bei einem äußerst delikaten Liebesspiel zu sehen ist, sei ihr gestohlen worden, berichtete sie einer Tageszeitung.

Doch ich war überrascht, als ich an einem einzigen Tag über 800 Zugriffe auf diesen doch noch sehr jungen Artikel hatte, und stellte zu meiner Überraschung fest, dass mindestens die Hälfte aus einer einzigen Quelle stammten. Der Grund: Ich war der Erste, der den aus einer kroatischen Zeitung stammenden englischen Artikel als Nachricht in Deutschland gebracht hatte. Inzwischen steht dieser Beitrag mit über 10.000 Zugriffen auf Platz eins meiner Hitliste – das ist noch nie in so kurzer Zeit passiert, und natürlich ist es auch das erste Mal, das einer meiner Artikel überhaupt diese "magische" Zahl überschritten hat. Nicht einmal bei Rosie Reid, der Engländerin, die ihre Jungfräulichkeit verauktioniert haben will – mein letzter „Shootingstar“.

Wer mich kennt, weiß, dass ich an sich kein Klatschspaltenkolumnist bin. Aber es ist nun einmal so, dass der Journalist lebt, wenn er Leser hat, so, wie der Schauspieler lebt, wenn es Beifall regnet. Irgendwann habe ich einmal behauptet, ich würde das ernsthafte Bloggen beginnen, wenn alle meine so genannten „Top 25“ bei über 1000 Lesern wären. So viel darf ich verraten: 23 sind es schon, aber ich verspreche nicht fest, danach wirklich aufzuhören.

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma