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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Nachdem ich mich über Ostern ja schon so reichlich ausgelassen habe und sowohl dem ursprünglichen Sinn des Osterfestes meinen Tribut heftigst gezollt habe (das ist die Sache mit den Hasen, der Fruchtbarkeit und den Hühnereiern) sollte ich eigentlich jetzt sagen: Zurück zur Tagesordnung, schließlich sind heute schon drei Viertel der Feiertage vorbei – ja, ich blubbere einen Tag zu spät.

Könnte mir bitte jemand sagen, was an diesem Ostern eigentlich anders ist als an jedem Ostern? Es waren immer die Hasen und die Eier, die Kinder wie Erwachsene anregten, und natürlich ist es die aufkeimende Liebe, die ja nicht von ungefähr mit dem Hasenfest zusammenfällt. Woher mancher Bischof die Weisheit hat, dass Ostern noch mehr „entchristlicht“ wird als Weihnachten, ist mir schleierhaft, und als Weisheit bleibt mir nur dies zu verkünden: Man kann die Heiden zwar bekehren, aber die Kraft ihrer Bräuche nicht ausradieren – und der kommende Frühling liegt den Menschen nun einmal näher als das Himmelreich, das ja erst für fernere Zeiten versprochen wurde.

Hinzu kommt, dass die Pfarrer offenbar vergessen haben, dass sie Ostern die „Frohe Botschaft“ eigentlich ruhig als frohe Botschaft verkünden könnten – jetzt ist kein Herbst und daher auch nicht die Zeit, in der sich die Menschen in sich verkriechen und über den tieferen Sinn des Lebens nachdenken wollen – dazu bliebt ab November noch genug Muße.

Nachdem ich nun schon seit Wochen über Blogs schreibe, fällt mir dies auf: das gibt es eine so genannte „Szenerie“, die den Blogs eine Bedeutung gibt, die ihnen nicht zukommt: Was immer ich ihn den letzten Wochen aus dem Munde so genannter „Berufener“ gelesen habe, klingt so wie das, was die Fotoamateure dauernd schreiben: Ihre Fotos wären viel besser als die der Profis, nur wolle das niemand wahrhaben, und just deshalb haben sie eigene Webseiten, Foren und was sie sonst ihr eigen nennen. Bei den Fotoamateuren ist die Sache paradox: Sie nützen nämlich in Wahrheit nicht der Kunst, sondern einem Industriezweig, der so gut wie ausschließlich vom Amateurwahn lebt: oder glaubt wirklich jemand, dass ein Amateur eine digitale Spiegelreflexkamera für über 3000 Euro braucht, von einer Studioausrüstung in etwas gleicher Preislage einmal ganz zu schweigen?

Doch zurück zu den Bloggern: Wem nützt der Wahn, wichtiger zu sein als andere Zeitzeugen, eigentlich hier? Und welche Zeitzeugnisse werden eigentlich wirklich gebloggt? Sollen die nachfolgenden Generationen wirklich glauben, dass Herz und Schmerz, Linksgetröte und getürktes Sozialgekuschel die Zeit repräsentiert haben? Oder gar die ausgesprochen wichtige Frage, welches Betriebssystem, welcher Browser und welche Software verwendet werden?

Ich kann es ihnen zufälliger Weise sagen, was die Nachwelt darüber sagen wird: Dass es einmal eine Zeit gab, in der tausende von Menschen versucht haben, andere davon abzuhalten, über die wesentlichen Dinge des Lebens nachzudenken: zum Beispiel, wie man alle Menschen in Arbeit und Brot bringen kann, wie eine liberale Partei wieder zur Verteidigung der Bürgerrechte kommt oder eine rote Partei wieder lernt, ernstlich sozial zu sein und nicht gießkannensozial.

Deutschland ist, in Blogs oder anderwärts, vor allem geschwätzig. Das Volk der Dichter, Denker und wirtschaftlichen Innovatoren ist zum Volk der Schwätzer, Phrasendrescher und selbstgefälligen Nostalgikern geworden. Damit lässt sich freilich kein Pfifferling gewinnen – genau so wenig wir mit Ostern ohne Osterhase. Den will ich zum Schluss noch mal hochleben lassen.

Ich wünsche allen eine frohe Nachosterwoche.

Ich wünsche all meinen Leserinnen und Leser ein ebenso glückliches wie lustvolles Osterfest mit allen Freuden, die das Leben hergibt.

Ich selbst lege mir einige Tage Hasenpfoten an, damit ich nicht in Versuchung komme, geräuschvoll und hasenschnell kleine Knöpfe zu drücken, die diese seltsamen Muster an Bildschirmen und in Blogs erzeugen.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Ich freue mich, vor allem über die Wärme und dann natürlich über die schöne Osterzeit, die seit meiner Kindheit immer nur Liebe, Frohsinn und Unbeschwertheit bedeutete. Ich wundere mich immer darüber, dass die Gesichter der Kirchenmänner immer so ernst werden, wenn von Ostern die Rede ist – sie hätten doch nun wirklich allen Grund, sich über das neue lichtdurchflutete Zeitalter zu freuen, das doch nach ihrer eigenen Auffassung durch das Wirken ihres Religionsstifters entstanden ist.

Mein Blog wird seit der Umstellung immer beliebter – vor allem werden sowohl Blogger als auch Zeitschriften auf mich aufmerksam, die mich sonst nicht einmal mit dem Gesäß angeguckt hätten. Das mag an vielem liegen, vor allem aber an drei Alleinstellungsmerkmalen: Erstens habe ich oft neue Nachrichten, bevor sie jemand anders hat – und zweitens recherchiere ich mithilfe des Webs, meines eigenen Archivs und meines Elefantengedächtnisses gerne nach, was ich so lese, und drittens bringe ich die Dinge schneller auf den Punkt als die Mehrheit meiner Bloggerkolleginnen und Kollegen.

Womit auch eines klar wäre: Der oft erhobene Vorwurf, ich würde mein Blog mit „Sex“ verkaufen, kann nicht aufrecht erhalten werden: Wirkliche Sexblogs, wie beispielsweise „Swingandyouaresinging“ haben erheblich mehr Zulauf – ich kann es anhand der Rückläufer von dort auf meine eigene Seite messen. Der Grund, warum sie so gefragt sind, liegt im Wesentlichen in einer Kombination von Wörtern, die ich hier meide – nun, sie wissen schon, welche Wörter gesucht werden.

Selbst wenn sie nicht wirklich, absichtlich oder zufällig, in einem Sinnzusammenhang gebraucht werden, fassen dies die Suchmaschinen dennoch so auf – daher der starke Zulauf. Aber natürlich hat „Weib“ auch ihre Fans, die täglich vor ihrer virtuellen Tür herumlungern und gar nicht erwarten können, bis der nächste Beitrag erscheint. Ich persönlich finde Erotikblogs oder erotische Webtagebücher nur dann in Ordnung, wenn sie ehrlich sind (oder mindestens so gut erfunden, dass sie ehrlich aussehen). Ein Beispiel für kompromisslose Ehrlichkeit ist zum Beispiel das Weblog „Walking Vixen“ von Audacia Ray. Im deutschsprachigen Raum fehlen, wie ich finde, noch solche Tagebücher. Das eine gescheiterte Experiment mit „Bettys Bett“ hat eigentlich viel zu viel Staub aufgewirbelt – dieser künstlich erzeugte Dunst könnte jemanden hindern, es erneut zu versuchen.


Wenn sie wirklich wissen wollen, mit welchem Wort ich den größten Erfolg habe, so ist es derzeit der Name einer australischen Modefirma – ansonsten bewegt sich nicht viel. Es ist leider sehr schwierig, mit einem neuen Artikel mehr als 2000 Leserinnen und Leser zu gewinnen. Meine Leserinnen und Leser kommen ja zu einem überwältigenden Teil von den großen Suchmaschinen, also nicht von anderen Bloggern und vor allem nicht von so genannten Blog-Suchmaschinen

Wie sie als meine Stammleser wissen, hatte ich eine Aktion „sehpferd schreibt es für sie“ losgetreten, die bislang leider nicht den gewünschten Erfolg hatte, aber der wird wohl noch kommen: Ich verspreche, das Experiment zu wiederholen. Einen Beitrag habe ich allerdings geschrieben, und zwar zum Thema „Wasserball“, der tatsächlich vom Wasserball handelt und nicht etwa von einem anderen „Wassersport“.

Ich werde demnächst mein Angebot wiederholen. Achten sie bitte drauf, empfehlen sie mein Blog weiter, wenn sie können, vor allem an die Presse und ansonsten – haben sie noch einen schönen restlichen Sonntag.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Die Erdbeeren kommen nicht, die Spargel kommen nicht, die Erotik-Nachrichten kommen nicht: Es scheint, als habe sich alle Welt gegen den Genuss verschworen: Was bringt man uns schon? Fischer und wann er von den Visa gewusst? Merkel und „ich will an die Macht“? Oder vielleicht sogar Kinderwähler an die Front?

Deutschland liegt politisch, wirtschaftlich, intellektuell und emotional im Tiefkühlfach, und die Ware ist kurz vor dem Verfalldatum: Wenn die Mittelgeneration nicht endlich ihre brachliegenden Ressourcen in Produktivität und begeisternde Ideen umwandelt, dann können wir alle einpacken: alte, mittlere und junge Jahrgänge.

Meine Generation, also die über 50-jährigen, erwartet, dass die mittlere Generation ihre Aufgabe erkennt. Dazu gehört vor allem, den grassierenden Pessimismus zu beseitigen und den berufsmäßigen Pessimisten einmal die Leviten zu lesen. Die Presse würde sich hervorragend eignen, einmal die Themen zu wechseln und die Gewerkschaften, die Arbeitgeberverbände und ein paar andere Interessengruppen öffentlich in Frage zu stellen. Ach, das hatte ich schon einmal geschrieben? Und wenn ich es jeden Tag schreiben müsste: Es geht nicht an, dass die öffentliche Meinung von Verlautbarungen den Gewerkschaften und Verbänden nachhaltig beeinflusst wird, während die Vernunft keinerlei Sprachrohr mehr findet.

Hoffen auf die junge Generation? Sie ist unser aller Zukunft. Aber die mittlere Generation ist diejenige, die sie in die Zukunft hinein erzieht. Das geht nicht mit Pessimismus und Demokratieverdrossenheit, ja, es geht vermutlich nicht einmal mehr mit dem Prinzip „alles fließt“. Wir müssen junge Leute wieder vom Wert der Arbeit, vom Wert des Unternehmertums und dem einer demokratischen und liberalen Gesellschaft überzeugen und sie nicht den Verführern überlassen, die nicht nur in Braun und Rot, sondern auch noch in anderer Weise auf der Lauer liegen – und unter jungen Leuten nicht wenig Zulauf haben. Es mag ja sein, dass es schön ist, gegen die Globalisierung zu sein – aber es geht eben nur dann, wenn man wenigstens die europäische Binnenwirtschaft im Auge behält.

Doch was erleben wir? Massive Angriffe der Linksparteien und ihrer Helfershelfer auf die EU – vor allem auf die EU-Verfassung. Da helfen keine Krokodilstränen, man wäre ja „eigentlich“ für Europa, aber eben nicht für dieses Europa – es gibt, meine Damen und Herren Besserwisser, kein anderes Europa – und ich wäre schon recht froh, wenn die Menschen in Deutschland wenigstens eines unserer Nachbarländer so intensiv kennen würden, dass es sich überhaupt lohnt, weiter mit ihnen über Europa zu diskutieren.

Ob es sich lohnt, dies hier zu schreiben? Ich bezweifle es. Deutschland kennt derzeit kaum noch eine verantwortungsbewusste politische Diskussion – und die Blogger sind, mit Verlaub, wahrscheinlich die Letzten, die überhaupt politische Verantwortung wahrnehmen wollen.

Ich warte dennoch erst einmal auf den Frühling. Er soll ja auch die Hirne in wundersamer Weise beflügeln. Vielleicht gibt es dann ja genussvollere, erotischere und vor allem politisch und wirtschaftlich positivere Nachrichten.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Zirkus Bloggiani brachte in den vergangenen Monaten immer mehr Menschen, Tiere Sensationen hervor – und wer nicht in jeder Vorstellung war, der glaubte, etwas versäumt zu haben - falls man dem öffentlichen Getöse glaubt. Doch mittlerweile scheinen die Artisten lustlos unter der Zirkuskuppel zu sitzen, die Tiere werden immer zahmer und putziger, und die Sensationen – ach, wenn wir doch welche hätten. Da wird gerade zum was-weiß-ich-wie-vielten Mal der Spreeblick ausgebuddelt, wenn man etwas über den „Erfolg“ der Blogger schreiben möchte.

Tatsächlich wird es stiller in jenem Teil der Bloggerwelt, in der nicht irgendein Schaubudenansager täglich ein Titelgemisch in die Menge brüllt, so wie es der Schockwellenreiter oder Bloggywood tun. „In der ersten Abteilung sehen sie den kleinen, furchtlosen Ofensturz , wie er der Bestie Mikrosofia den Kopf in das weit aufgerissene Maul steckt“, in der zweiten dann „die Königin der blauen Luft, Miss Kolchosa, und ihr Luftakt über den Wolken mit dreifachem Salto mortale neben das soziale Netz“ und was dergleichen mehr ist. Das muss man dem „Schockwellenreiter“ lassen – aus Computerthemen, Linksaußenpolitik und ein bisschen Blödsinn kocht er täglich einen Eintopf, der sogar mir ab und an schmeckt – es sei denn, es gäbe gerade Schlangenfraß.

Kommen wir von den großen Schaubuden der Welt zu der kleinen Kaschemme, in der die Mädchen aus ihren Handtäschchen plaudern. Ab und an taucht wieder einmal eine Erotikbloggerin auf. Auch sie werfen, wie die Schaubudenansager, erst einmal eine kleine Münze auf den Boden, damit die Leute neugierig vor der Bude stehen, in der Miss Lorelau gleich ihre große Schau zeigt. Merkwürdig, dass in derartigen Blogs so oft Schilder herumstehen: „Wenn sie mich kennen lernen wollen, werden sie mich kennen lernen“. Das ist natürlich nicht das Einzige, was Erotik-Bloggerinnen zu sagen haben, sie haben auch eine Mission – mir ist nur leider entfallen, welche. Wer es unbedingt lesen muss, wird hier fündig. Doch ich gebe zu: Ich lese auch diese Blogs, aber wirklich immer seltener – die männlichen Gegenstücke, nebenbei bemerkt, auch. Sogar die RSS-Feeds habe ich abgeschaltet, zum Beispiel den zu diesem hier.

Bloggen oder nicht Bloggen? Manche können sich offenbar nicht entscheiden: In Norddeutschland sagt man „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ und drückt damit aus, dass man nicht hält von den Wankelmütigen. Wer nicht einmal dazu steht, aufzuhören, wenn er sich mit lautem Getöse verabschiedet hat, verdient nicht einmal einen zweiten Kommentar dazu.

Indessen eröffnen immer mehr Leute Blogs: Politiker und Gewerbetreibende, zum Beispiel. Und es gibt einen neuen Beruf: Blog-Berater. Ob freilich alle gut beraten waren, ein Blog zu eröffnen? Es reicht ja nicht, nichts zu sagen zu haben, um ein Blog zu betreiben. Man muss auch noch das auslassen, was man besser nicht sagen sollte. Sonst geht es einem bald wie Herrn Dittrich, dem Ex-Juli-Vorsitzenden.

In diesem Sinne – bloggen sie alle schön weiter. Aber vergessen sie nicht, dass alles, was in ihrem Blog steht, noch viele, viele Jahre bei Google nachzulesen ist.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – (fast) immer sonntags

Seit Schleswig-Holstein gewählt hat, erleben wir eine deutsche Untugend: Nicht mit Kompromissen leben zu können, alles auf die Spitze zu treiben und letztendlich dabei so viel Energien zu verschleudern, dass unsere Bürger eigentlich den Kopf schütteln müssten und die BILD-Zeitung am Kiosk lassen.

Zudem glauben mache CDU/CSU-Politiker offenbar, dass sich schlechte Kinderstube auszahlt: Ich würde, mit Verlaub, einmal die Bundestagswahlen abwarten. Wobei mir dies durch den Kopf geht: Eine CDU ohne Frau Merkel ist durchaus vorstellbar. Es gäbe einen guten Kanzlerkandidaten, der nicht von ungefähr in der Beliebtheit beim Volk auf Platz 1 steht – ohne Schnörkel, ohne Aufhebens und vor allem mit pragmatischem Auftreten.

Ob ich die Wende in Berlin will? Ja, ich will sie. Aber ich will sie mit gerechten, fairen und fähigen Politikern, nicht mit Leuten, die sich bei der BILD-Zeitung mit Schlammschleudern anbiedern. Auch halte ich Frau Merkel nicht für die geeignete Person, um die CDU zu führen oder gar Kanzlerin zu werden: Sie hat viel zu viel DDR-Vergangenheit, um die Bundesrepublik Deutschland in Gänze zu begreifen, geschweige denn, zu vertreten.

Neu aufgestellt, kann die CDU die Bundestagswahlen mit Ruhe abwarten: Sie wird die Wahl zwischen drei Koalitionspartner haben, mit denen sich in Variationen ausgezeichnete Politik machen lässt. Schon deshalb sollte sie aufhören, mit Schlamm zu werfen, denn ob es dem Sieger der nächsten Bundestagswahl, der zweifellos CDU heißt, gelingt, mit einer leider völlig profillosen FDP zu koalieren, wird sich erst noch zeigen.

Mein zweites Thema in der letzten Woche waren die Blogs. Ich denke nach wie vor, dass wie in Deutschland eine „Blogosphäre“ vorfinden, die kaum brisante Themen aufgreift – in der letzten Woche zum Beispiel wurde weder die Diskussion um das Papst-Buch aufgegriffen noch das reichlich brisante Thema, dass n-tv sich einen Teil seine Reportagen praktisch von einem christlichen Hilfswerk schenken lässt. Beides halte ich für typische Blogger-Themen, weil sich die so genannte Mainstream-Presse hier aus vielerlei Gründen zurückhält. Generell ist es nicht einmal der Mangel an politischen Blogs, der mich verdutzt dastehen lässt, sondern generell die Unfähigkeit der Blogger, Themen aufzugreifen, die auf der Straße liegen und nur darauf warten, aufgehoben zu werden. Statt dessen wirft man sich lieber Stöckchen zu und sagt sich Nettigkeiten.

Apropos Nettigkeiten: Mir eilt der Ruf voraus, gegen Gefühls-Blogs zu sein. Dass dies nicht der Fall ist, habe ich, wie ich hoffe, diese Woche mit einem Artikel bewiesen. Freilich muss derjenige, der Gefühle ausdrücken will, dazu die Sprache beherrschen und ein gutes Sprachempfinden haben: Daran allein scheitern mehr als 9 von 10 derartiger Blogs.

Hier, auf Twoday, kommen immer wieder Blogger hinzu, doch ab und an gehen auch welche: manche still, andere mit Getöse. Gerade ist Isenberg gegangen. Ich habe ihm einen Artikel zum Abschied gewidmet.

Meine Antworten an die Blogosphäre zur Qualitätsdiskussion glaube ich, mit diesem Beitrag abgearbeitet zu haben. Wiederholen möchte ich nur noch einmal dies: Qualität ist nicht das Ziel, sondern die Voraussetzung für das Bloggen.

In diesem Sinne wünsche ich meinen Leserinnen und Lesern einen schönen Sonntag.

Ich muss mich leider korrigieren. Hatte ich meinen Leserinnen und Lesern vor einiger Zeit angekündigt, dass ich von nun an hier mit einer täglichen Presseschau vertreten sein werde, so muss ich jetzt einen Rückzieher machen: Die „Presse Zusammenfassung“ wird es nicht mehr geben. Das liegt einerseits an mir, weil ich nicht jeden Tag ein paar Wörter in immer wieder ähnlichen Sätzen ändern will, andererseits aber auch an meiner Quelle, die sich oftmals als fragwürdig erwies.

Ich werde deshalb ab sofort nicht mehr so weit gefächert über die Nachrichten aus Deutschland berichten, sondern mir lieber mehr Zeit für die herausragenden Tagesereignisse nehmen. Die neuen Kategorien werden ab 1. März 2005 etwa so aussehen:

religion im blick
blog nachrichten
deutschland im blick
erotik nachrichten
kult(ur) im blick
europa im blick
fotografie im blick
papierkorb nachrichten
rück blick
wirtschaft im blick

Meine bisherigen Kategorien werden nach und nach umbenannt, die beiden Sparten „blog nachrichten“ und „erotik nachrichten“ können schon jetzt per RSS abonniert werden.

Wenn sie meinen, dass eine Kategorie fehlt, scheuen sie sich bitte nicht, mir dies per Email mitzuteilen.

Wenn mir es jemand in den Garten wirft, werfe ich es wieder hinaus: Mein Blog ist kein Müllplatz und auch kein Kindergarten, aber das ist nicht mein Thema, sondern dies: Warum sind Blogger eigentlich so schrecklich manipulierbar?

Was verdienst du eigentlich mit deinem Weblog?
Nichts, ich lege darauf, Monat für Monat.
Und warum führst du es dann?
Weil es wichtig für meine Zukunft sein könnte.
Sicher?
Ich denke darüber nach.
Wie lange?
Bis Mitte nächsten Jahres.
Und dann?
Werde ich etwas anderes tun.
Und das Blog?
Ist wirklich zweitrangig.


Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - fast immer sonntags


Diese Woche stand ganz im Zeichen der Blogs: Alle wissen, dass sie sich entwickeln, doch keiner weiß, in welche Richtung. Die deutschen Befindlichkeitsblogs haben ja schon aufgejault, nachdem ich offenbar einigen auf die Füße getreten habe. Indessen habe ich noch eine Frage zu beantworten, und zwar die: warum denn bitteschön die Beiträge, in denen persönliche Dinge beschrieben werden, immer so viele Kommentare bekommen würden. Ich weiß nicht, welche Antwort der Blogger erwartet, der dies geschrieben hat, aber sie ist vermutlich viel einfacher, als er glaubt: weil weder Intelligenz noch Kompetenz dazu gehört, auf einen Befindlichkeitsbeitrag zu antworten – auch keine soziale Kompetenz.

Die Blogs sind gerade dabei, ihr Unschuld zu verlieren: Dies zeigt sich keinesfalls nur am Beispiel des Blogs „47 Things“, der im Verdacht steht, mehrheitlich Amazon zu gehören, denn inzwischen wird klar: Hinter jedem beliebigen Blog kann eine politische oder wirtschaftliche Organisation stecken – und das Publikum wird es möglicherweise nie erfahren. Gerade haben „die Blogger“ aufgeheult, weil sich ein Fremdling in die US-amerikanische Journalistenriege eingeschmuggelt hatte, doch bis heute verweigern die Blogs jegliche Information darüber, welcher Blog von einer politischen Partei gesponsert wurden – und vermutlich noch werden.

Schlimmer freilich wiegt der Fall des CNN-Journalisten
Eason Jordan, der durch ein Plappermäulchen aus der Bloggerszenerie seinen Arbeitsplatz verlor – wobei der Ausdruck „Plappermäulchen“ noch um Längen zu höflich gewählt wurde. Im Grunde genommen haben offenbar einzelne Blogger in den USA den Journalisten den Krieg erklärt, und was aus diesen Schmierkampagnen noch werden wird, ist noch gar nicht zu ermessen.

Ich kann nur hoffen, dass wir in Deutschland nicht ähnlich dumme Fehler machen. Die freie Meinungsäußerung verträgt noch ein paar Blogs, die sich schärfer mit den gesellschaftlichen Kräften auseinander setzen – aber dann bitte nicht an der falschen Front. In Deutschland beispielsweise müssen wir kritischer mit Gewerkschaften wie auch mit Arbeitgeberverbänden umgehen, und was für die beiden Dauerkontrahenten gilt, mag auch auf andere Interessengruppen zutreffen. Nehmen wir nur einmal die Kirchen: Sie treten in Deutschland massenhaft als Träger der Kindergärten auf, und wir alle halten dies offenbar für völlig normal, und ebenso normal ist für uns Deutsche, dass es eine Kirchensteuer gibt, die vom Staat im Auftrag der Kirchen eingezogen wird. Beides ist skandalös, wird aber schön säuberlich unter der Decke gehalten.

Aber die Presse? Sie ist wahrhaftig ein schlechter Feind. Es scheint, als müssten diejenigen, die gegen die etablierte Presse heulen, aber sich nicht scheuen, ständig die „Neue Welt“ zu zitieren, erst einmal einen Lehrgang in gelebter Demokratie absolvieren – oder hat man die DDR-Diktatur schon wieder vergessen?

 

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