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Eine Google-Anfrage „Filmen in den es Frauen so richtig besorgt kommen“ führte (leider) zu meiner Seite: Nur war es wohl nicht das, was der Herr sich dachte: „Ashley de Vyne ist besorgt über ihre Freundin Amaya Lovely in New Orleans wegen des Wirbelsturmes „Katrina“, „geblieben ist eine Darstellerin in Filmen für ein erwachsenes Publikum“ und „sollen sie natürlich auch schöne Frauen zu sehen bekommen“

Muss ein langes Gesicht gemacht haben, der Knabe.

Wenn man verschiedene Pressemeldungen von heute glaube kann, die auf Aussagen der Agentur Reuters basieren oder die kritische und aus sicherer Distanz treffsicher abgegebene Prognose der NZZ liest, dann sieht es so aus, als ob sich die Kanzlerkandidatin von CDU und CSU, Angela Merkel, nach und nach wieder von Herrn Kirchhof distanziert, den sie gewissermaßen wie das Kaninchen aus dem Hut geholt hatte, als sie sah, dass der Platz des Schattenfinanzministers intern nicht zu besetzen war.

Als ich am 6. September fragte, ob Herr Kirchhof der Pferdfuß im Wunschkabinett Merkel wäre, erntete ich noch nichts als Häme – vor allem stellten Kommentatoren einen Zusammenhang mit Herrn Eichel her. Das Resultat waren die blogüblichen Hickhackargumentationen, die letztendlich alle an der Kernfrage „ist Paul Kirchhof für die Union tragbar?“ vorbeigingen.

Das Amt des Finanzministers ließe sich mit einem vorzüglichen Fachmann aus den Reihen der CDU besetzen: Friedrich Merz. Wie es scheint, buhlt die Kanzlerin in Wartestellung nun wieder um diesen Mann, den sie vor Monaten derartig düpiert hatte, dass er all seine Parteiämter hinwarf. Man darf gespannt sein, ob Angela Merkel wenigstens dieses Mal richtig handelt – viele Fehler kann sie sich nicht mehr leisten.

Soeben veröffentlichte ein weltbekanntes Magazin, dass nunmehr ein neues Schattenkabinett gebildet wurde. Die sensationelle Neuigkeit können humorbegabte Leserinnen und Leser auf einer anderen Sehpferd-Seite lesen und vor allem auch ansehen.

Ich weiß ja nicht, wann für Sie Herbst ist – aber für mich ist Herbst, wenn die Kastanien reif sind. Wenn es soweit war, ging mein Großvater mit mir immer Kastanien sammeln – drei für ihn, weil er sich von ihrer Wirkung die Linderung von Rheumabeschwerden versprach, der Rest für mich.

Die wirklich großen Kastanienbäume befanden sich auf der wasserabgewandten Seite jener Wurft, auf der Jürgens Hof stand – damals schon kein Hof mehr, sondern ein Café. Ich denke, es war schon zu jener Zeit so vornehm, dass Familien nicht Kaffee kochen konnten und dass man auf der Terrasse bereits Kännchen nehmen musste.

Ja sehen Sie, nun könnten sie Fragen stellen: Etwa, was eine Wurft ist, warum der Hof auf einer Wurft stand, was bedeutet, dass Familien Kaffee kochen konnten. Sehen sie, so ist es eben, wenn ältere Herren in Jugenderinnerungen schwelgen. Also dann: Ich wohnte derzeit auf dem Hauptdeich der Weser im Osten, dem Osterdeich. Zwischen dem Osterdeich und dem Vordeich befand sich neben einem Kleingartengebiet auch eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, die Pauliner Marsch, auf der eben auch dieser Jürgens Hof stand – und weil das Gebiet zwischen den Deichen eben zum Überschwemmungsgebiet der Weser gehörte, standen der Hof hoch oben auf einer Wurft. Das alles steht noch heute so ähnlich dort, nur dass aus Jürgens Café jetzt das vornehme Restaurant Jürgenshof geworden ist.

Mein Fundstück von heute: Es ist eine Kastanie. Und deswegen ist jetzt Herbst.

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Photo oben: (C) 2005 by sehpferd, Lörrach, Germany

Das Restaurant "Jürgenshof" heute: Unbedingt besuchen.

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Photo unten: (c) 2005 by Jürgenshof, Bremen, Germany

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Das erste, was sie vom Jazz erfahren, wenn sie sich niemals damit beschäftigt haben, ist, dass er eine „improvisierte Musik“ ist. Für den Fall, dass sie gute Jazzliteratur lesen oder Musiker kennen, wird diese Meinung schnell relativiert: Man komponiert, man arrangiert, und man lässt den Musikern dennoch Raum für Improvisationen. Das gemeinsame Improvisieren beruht vor allem darauf, in einen musikalischen Dialog einzutreten – das war im so genannten „New Orleans Jazz“ nicht anders als im modernen Jazz, beispielsweise bei den heftigen. Oft kontroversen Dialogen zwischen Charles Mingus und Eric Dolphy. Ganz generell aber kann mann sagen: Der musikalische Erfolg einer Band beruht auf der Fähigkeit, Disziplin, Geist, Emotionen und selbstverständlich das musikalische Können zu vereinigen, so, dass mehr daraus entsteht, als jeder Einzelne tun könnte.

Ich bin gerade auf eine Diskussion gestoßen, in der Blogs mit Jazz verglichen werden. Generell ist die Bloggerin oder der Blogger, wie ich sie oder ihn heute erlebe, eine Person, die hinter einem Bildschirm sitzt und absolut an die Welt abgeben will, was sie für richtig hält. Nicht wenige glauben dabei, bereits Jesus Christus ersetzen zu können und verkünden das neue Evangelium der Kommunikation. Die Idee von einem „sozialen Medium“ geistert ja immer wieder durch die Bloggerei – doch kann ich nicht viel davon erkennen. Es geht nicht darum, ob die Heidi mit dem Heiner verbal herumschmust, oder ob die Anni mit der Betti Sprechblasen austauscht, sonder darum, dass aus diesen Dialogen ein Zuwachs entsteht, ein Gewinn an intellektueller, emotionaler oder sozialer Kraft, wenn es hoch kommt. Natürlich kann es auch einfach eine Erweiterung des Horizonts sein – was ich manchen Bloggern ohnehin empfehlen würde. Doch davon merke ich sehr, sehr wenig. Sollte ich einen Beweis dafür brauchen, muss ich mir nur die Kommentare in den meisten Wahlblogs ansehen.

Gegenwärtig erhalte ich dieses Blog mit Mühe. Wenn man längere Zeit bloggt, entsteht eine Anspruchshaltung der Leserinnen und Leser, die ich mitnichten bereit bin, zu erfüllen. Manche haben dies lange vor mir erkannt und ihre Artikel reduziert, andere haben ganz aufgegeben. Gegenwärtig schreibe ich hauptsächlich für meine Nachtfalter-Seite – die ist wenigstens völlig banal. Ich bemerke deutlich: Immer, wenn es tatsächlich ernst wird, wenn Alltagsprobleme oder wirkliche Zeitprobleme angesprochen werden, sinkt die Popularität rapide. Man will den witzigen Bonvivant, um sich selber glauben zu machen, dass irgendjemand dauernd witzig und ein Bonvivant ist.

Die Politik? Am nächsten Wochenende ist Wahl – und da ist vor allem eines wichtig: Hinzugehen. Alles andere sollte man der Gewissensentscheidung des Wählers überlassen – und für mich hat sich noch diese Erkenntnis ergeben: Die Tagespresse hatte abermals die Nase weit vorn, wenn es um die Hintergründe der Wahl 2005 ging – die Blogs hinkten weit hinterher, weil die Insider sich nicht zu den Hintergründen äußerten, sondern beinahe ausschließlich Propaganda für das eigene Lager betrieben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.

 

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