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Da liegt er also, der holde Knabe, mit seinen Wuschellocken, und die Gemeinde singt es so schön und so laut – und nein, nun kommt nicht etwa Joachim Ringelnatz ins Gespräch, obwohl er eben auch jenes Wort in seiner „Weihnachtsfeier des Seemannes Kuttel Daddeldu“ verwendet. Keine Frage: Das Wort heißt „hold“ und hier zum Vergleich noch einmal die Stelle bei Ringelnatz: „Und das Mädchen steckte ihm Christkonfekt still in die Taschen und lächelte hold.“

Die Leipziger Uni muss auf dem weihnachtlichen Glatteis ausgerutscht sein: Sie bezeichnet „hold“ als synonym für „hübsch“ und hat damit falsch geraten, denn es handelt sich keinesfalls um einen hübschen Knaben, so, wie auch Daddeldus Dame nicht hübsch war (wenn er dies bei dem Stand seines Alkoholgenusses überhaupt noch feststellen konnte) sondern sie war ihm geneigt: Sie wollte ihm mit ihrem Lächeln zu verstehen geben, dass sie zu näheren Begegnungen bereit war.

So ist denn „zugeneigt“ eigentlich die richtige Übersetzung oder auch „gewogen“. Ich kenne das Wort noch aus meiner Jugend, als Männer schon einmal sagten, „meine Holde“, und dies auch dann, wenn die Dame, die hier gemeint war, ihnen gerade nicht sonderlich hold war.

Da liegt er also, der holde Knabe – der geneigte Knabe, der zugeneigte Knabe, der uns gewogen ist. Das Lied will sagen, das er uns hold ist, dass wir seine Zuneigung genießen. So einfach ist das.
 

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