anstoss

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Ein intensiver Zungenkuss unter Damen – nun, spitzt sich da schon manches andere Mündchen?

Noch ein Weihnachtsgeschenk:

Die schwiegermuttersichere Stange für den Strip im Wohnzimmer. Zerlegbar ist sie, und schnell im Wohnzimmer aufgebaut – und natürlich ebenso schnell wieder abgebaut, die Stange für den Strip, besser als „stripper pole“ bekannt.

Freilich: Erotik geht auch ohne Strip, und Strip geht auch ohne Stange. Aber vielleicht wagt es die Hausfrau ja, Sylvester einmal vor Gästen aufzutreten. Vielleicht macht Tante Mienchen und Cousine Walburga dann auch noch mit.

Via YesbutNobutYes

Früher, ja früher … das waren noch Zeiten. Da sprachen die Soziologen zwar soziologenchinesisch, aber das machte nichts, denn der Rest der Bevölkerung sprach ja noch ein brauchbares, verständliches Bürgerdeutsch, mit dem jeder etwas anfangen konnte.

Heute hingegen reden viele von uns Soziologenchinesisch. Erstens klingt es sehr gebildet, und zweitens will man ja dazugehören. Zu wem? Na zu den Leuten, die was sind, die was können und die was wissen. Dabei sollten wir eigentlich diese Unsprache bekämpfen und alle Bücher, die in dieser Weise geschrieben wurden, in ein Kuriositätenkabinett verbannen. Wer selber schreibt, der weiß: Fast alles, was der Soziologe an Kürzeln von sich gibt, kann man in einfachen Sätzen auch auf Deutsch schreiben. Freilich müssten sich die Damen und Herren Soziologen sich dann beim Schreiben ein wenig anstrengen – aber das liegt ihnen nicht besonders.

So kam denn durch Soziologen und Psychologen das monströse Doppelwortgebilde „soziale Kompetenz“ auf den Markt der Sprache. Es besteht aus einem Begriff, der im Deutschen eine vielfältige Bedeutung hat, nämlich „sozial“ und ein Wortungetüm, der „Kompetenz“. Das Wort hat bezeichnet zwar eindeutig die „Zuständigkeit“, erzeugt aber im Hirn kaum Nachklang. „Zuständigkeit“ erinnert an Behörden, nicht an Verantwortung. Sie bemerken schon: „Zuständigkeit“ und „Verantwortung“ – die Sprache derer, die keine ganzen Sätze bilden können.

Das Wort „Kompetenz“ hat man sich für die Kombination ein bisschen zurechtgebastelt, damit die „soziale Kompetenz“ gelehrter klingt. Eigentlich müsste es nämlich „soziale Fähigkeiten“ heißen – aber wer will als Wissenschaftler schon mit einem so lapidaren Wort wie „Fähigleiten“ um sich werfen? Ächz – so etwas Profanes! Fähigkeiten! Die hat doch jedes Kindermädchen.

Beim Stichwort „Kindermädchen“ kommen wir der Wahrheit allerdings sehr nahe. „Soziale Kompetenz“ hat nämlich, wer die Fähigkeit besitzt, sich selbst und andere im Umgang miteinander positiv zu beeinflussen, in vulgo: Wer gut mit Menschen umgehen kann. Außer dem Kindermädchen trauen die meisten Menschen so etwas eher den Frauen, und unter ihnen eher den einfacher gestrickten Frauen zu: Kindermädchen eben. Es sind Grundfähigkeiten, die sich ausbauen lassen, zum Beispiel dadurch, dass man eine etwas feinsinnigere Gesprächsführung erlernt – also seine Fähigkeiten in menschlicher Kommunikation verbessert. Das ist schon beinahe alles.

Man kann es freilich auch so ausdrücken (und jetzt nur für Kompetenz): Es sind also „Kompetenzen Dispositionen selbstorganisierten Handelns, sind Selbstorganisationsdispositionen.“ Sehen sie, und nun merken sie schon: Das versteht das Kindermädchen nicht. Soll es auch nicht, denn die Damen und Herren Wissenschaftler können ja nicht zugeben, dass sie im Grunde genommen von dem, was sie beforschen, selbst nicht viel verstehen, also müssen sie es schwer verständlich machen, damit es andere auch nicht verstehen.

Wenn sie denn wirklich wissen wollen, was Erpenbeck und von Rosenstiel meinen (es ist mir piepschnurzegal, was die so meinen) dann schreibe ich es ihnen hier zitierend auf:

„Als die Dispositionen, kommunikativ und kooperativ selbst organisiert zu handeln, d.h. sich mit anderen kreativ auseinander- und zusammenzusetzen, sich gruppen- und beziehungsorientiert zu verhalten, und neue Pläne, Aufgaben und Ziele zu entwickeln“. Das klingt schon beinahe danach, als wollten sie es wirklich erklären.

Gucken wir noch mal kurz ins deutsche Wikipedia, dann finden wir dort dies:

„Soziale Kompetenz bezeichnet den Komplex all der persönlichen Fähigkeiten und Einstellungen, die dazu beitragen, das Beziehungsverhalten von einer individuellen auf eine gemeinschaftliche Handlungsorientierung hin auszurichten und dabei auch das Verhalten und die Einstellungen von Partnern in diesem Sinne zu beeinflussen. Sozial kompetentes Verhalten verknüpft die individuellen Handlungsziele von Personen mit den Einstellungen und Werten einer Gruppe“.

Na, dann richten sie sich mal schön aus, Herr Wikipedia-Schreiber, und verknüpfen sie mal. Ich will nicht verkennen, dass sich diese Leute wenigsten bemühen, die Einstellung der Leser zum Thema in positivem Sinne zu beeinflussen, um in der Sprache des Schreibers zu reden.

Was die Mädchen und Jungs aus der Soziologie- und Psychologiebranche uns selten sagen: Sie übersetzen aus einem einfachen Englisch und ein wüst kompliziertes Scheindeutsch: „social skills“ heißt gar nicht anderes als „Fähigkeiten, gemeinsam zu handeln und darüber hinaus andere davon zu überzeugen, dass dies zum Erfolg führen wird“. Man kann es noch blumiger ausbauen, und wenn man einmal den englischen Wikipedia-Text in ein schönes Deutsch übersetzen würde, dann wäre schon viel getan.

Doch bis wir einmal dort sind, wird ein weiter, steiniger Weg vor uns liegen: Bis dahin werden deutsche Geisteswissenschaftler wohl alles tun, um sich wenigsten sprachlich vom gemeinen Volk abzusetzen – vielleicht, damit ihnen morgen das Kindermädchen nicht sagt: „Das weiß ich aber besser als Sie, Herr Professor“. Nötig wäre es jedenfalls hin und wieder.

 

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