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Internet-Käufe können sehr umständlich sein – aber eben auch sehr einfach. Bestes Beispiel: Victorias Secret. Der Liefertermin wird ziemlich großzügig kalkuliert : Sie haben Ihre Ware bis zum 23. Dezember. Also bestellt am 27. November, Auftragsbestätigung vom 28. November, Lieferavis am 2. Dezember mit Versanddatum 30.11. – und heute ruft mich der Paketservice an, die Ware sei da. Na bitte: Es geht doch, wenn man nur will.

Das entschädigt mich wieder etwas für die Praxis einiger so genannter „Versandhändler“, die ihre Ware überhaupt erst selbst bestellen, wenn die Kundenbestellung schon lange vorliegt – und man im Voraus bezahlt hat. Auf solche Penner kann man nötigenfalls verzichten.

Nein, sie haben nicht gefragt, aber die Antworten sind einfach: Mein Open Office (das ich für englische Texte benutze) war abgekracht, und dann stelle sich heraus, dass alle meine Norton-Programme sich nicht mehr aufrufen ließen und mein Direktzugriff zu IBM war auch nicht mehr verfügbar.

Also habe ich zwei Nächte lang gebastelt, um alles wieder Hinzukriegen. So einfach war es nicht: Mein Norton Anti-Virus stammte von der IBM, Norton System Works war selbst erworben. Bis ich alles wieder legal zusammengefieselt hatte, dauerte es eben.

Außerdem bastele ich nach wie vor an meiner Zukunft – und daran, meine Wohnungen zu verkaufen. Der Wegfall der Eigenheimzulage scheint sehr, sehr wenige Menschen zu interessieren.

„Sex ist eine gute Gabe Gottes“ – nein, das ist nicht von mir, sondern von Desmond Tutu, und Nacktheit ist zwar keine Gabe Gottes, sondern eine Folge der Evolution, die und den Großteil unserer Körperbehaarung verlieren ließ.

Wer jemals eine Bibel gelesen hat, weiß, wie wichtig der Sex ist: Es ist Gottes wichtigster Auftrag an den Menschen – ich denke, ich muss dies nicht dauernd zitieren – lesen sie es in der Genesis bitte selber nach, wenn es sie interessiert. Diesem Auftrag werden manche anderen Gesetze untergeordnet: Das erste Gesetz greift, auch, wenn andere dagegen stehen, wie zahlreiche Beispiele beweisen: Am populärsten ist wohl das der Töchter des Lot.

Nun aber scheint die Revolution ausgebrochen zu sein, und zwar ausgerechnet in Bayern, genauer gesagt, im Nürnberger Stadtteil Katzwang. Dort hat die Pfarrjugend zusammen mit einem Fotografen einen Kalender herausgegeben – mit den einschlägigen biblischen Szenen, und zwar, wie verlautet und teilweise im Internet zu sehen ist, zum großen Teil nackt.

Das alles wäre kein Problem, wenn die Kirche so etwas wie Demokratie kennen würde – denn selbstverständlich ist es christlichen Jugendlichen unbenommen, ihr Bibelverständnis so darzustellen, wie sie es sehen.

Doch die Katholiken sehen das Mal wieder völlig anders: Der Kardinal Wetter ließ durch seinen Sprecher bereits verkünden, es sei „nicht die richtige Form, sich mit der Heiligen Schrift auseinander zu setzen, indem man die Hosen runterlässt“.

Jawoll, Herr Kardinal, wie haben verstanden. Jawoll, jawoll. Und deswegen ging an die Glaubensbrüder von der Konkurrenz auch gleich noch die Aufforderung sich mit dem Vorfall zu befassen, wenn man denn die "intellektuelle Kraft" dazu habe. So, und nun wissen wir auch noch, was der evangelische Kirche fehlt, wenn sie sich toleranter gibt als die Katholen: intellektuelle Kraft. Na bitte. Oder nochmal: jawoll, Herr Kardinal?

Doris Marszk schreibt in der WELT einen Artikel über Menschen, die sich in etwas höherem Alter verlieben – und führt aus, was anders ist als in der Jugend. Sie hat es gut recherchiert und mithilfe des Familientherapeuten Ragnar Beer auch verdeutlichen können, wie Alt und Jung zwar ähnliche Gefühle haben, aber eben doch nicht die Gleichen. Dies trifft in jedem Fall zu:

„Eines aber ist anders als in jungen Jahren: Das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit. Es wird einem klar, dass man nicht ewig leben wird“.

Aus persönlicher Erfahrung mag ich hinzufügen: Und noch eines wird einem klar - dass man sich nicht ständig neu entscheiden kann.

In weiß nicht, ob Ihnen dies jemals aufgefallen ist. Zeitzeugen werden, jedenfalls in Deutschland, immer bemäkelt.

Zuerst sind sie viel zu jung, um Zeitzeuge zu sein. Dann waren sie gerade in der Pubertät – da hatten sie natürlich etwas anderes im Kopf als Zeitzeugnisse abzugeben, und überhaupt sehen Jugendliche die Welt mit ganz anderen Augen, man sollte doch mindestens dreißig Jahre sein, um eine Beurteilung des Zeitgeschehens abgeben zu können. Sind sie dann dreißig, sind sie entweder immer noch zu jung, weil ihnen der Erfahrungsschatz weiterhin fehlt, um etwas beurteilen zu können, oder sie sind gerade mir Ehe und Familie beschäftigt und haben deshalb den Zeitbezug verloren. Mit 40 ergäbe sich vielleicht gerade einmal eine Lücke, in der ihnen die Gesellschaft zutrauen würde, Zeitzeuge zu sein, doch da waren sie ja in Karriere, Scheidung oder beides engagiert, sodass ihnen wieder der Blick verstellt war, Zeitzeuge zu sein, und das geht mindestens bis 50, wenn sie da nicht gerade nach persönlicher Neuorientierung streben, und ab 60? Ach, da können sie doch gar nicht mehr beurteilen, was die Jugend und die Mittelgeneration überhaupt denkt – sie sind als Zeitzeuge schon viel zu alt.

Überhaupt: Sagen sie mal, welchen Zugang haben sie denn überhaupt dazu? Ach, sie haben nichts studiert, was sie dazu qualifizieren würde, Zeitzeuge zu sein? Ja sagen Sie einmal, wie kommen Sie dann überhaupt dazu, die Entwicklung der Gesellschaft zu beschreiben? Das bitte, lassen sie blutiger Amateur besser bleiben. Und überhaupt – pah! Zeitzeugen! Haben wir nicht gelernt, dass erst die Geschichte Antworten geben wird? Das hatte doch der hagere, mit Mühe entnazifizierte alte Geschichtslehrer gesagt, nicht wahr? Und dann wollen Sie die Antworten schon jetzt haben? Da können wir nur den Kopf schütteln.


Sehen Sie – das alles habe ich gehört. Warum nur haben die Menschen ausgerechnet vor Zeitzeugen so viel Angst, das sie sich Scheinargumente einfallen lassen, um sie zu diffamieren?

 

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