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Jim hat es mal wieder auf den Punkt gebracht: Im Grunde genommen, so sagt er, sind wir eine unglaubliche Menge zwar begabter, aber egozentrischer Menschen, von denen keinerlei Innovationen ausgehen – und die, vor allem, nichts bewegen.

Jim schlägt vor, die Kräfte auf lohnenswerte, innovative Aufgaben auszurichten. Der Mann hat Recht. Wie haben jetzt allesamt genügend Blödsinn über Blogs und deren Bedeutung geschrieben. Wir schreiben darüber, weil wir keine Bedeutung haben, denn hätten wir sie, so müssten wir nicht darüber schreiben.

Die Menschen, die noch glauben, ein wenig bewirken zu können, sollten sich zusammentun: „Talente und Experten“, wie Jim schreibt. Er hat recht. Die unglaubliche Synergie, die von einigen wenigen vereinigten Blogs ausgehen könnten, würden etwas bewegen in diesem Land: politisch, wirtschaftlich und kulturell.

Was wir brauchen, sind Menschen, die eigenständig denken und schreiben können. Selbst wenn wir uns ein wenig organisieren müssten, hätten wir doch ungleich mehr Freiheit als die Tagespresse, die sich nicht leisten kann, bestimmte Hürden zu überschreiten. Wir könnten, wenn wir denn nur wollten, mindestens einen guten Platz bei den Online-Magazinen bekommen. Wir könnten. Aber dazu müssen wir erst einmal wollen. Und etwas erwachsener werden.

Aber tun sollten wir es. Ich, für meinen Teil, würde sofort an einem geeigneten Projekt teilhaben wollen.

Wenn man Flugreisende nach ihren Emotionen fragt, kommt manche Billigluglinie inzwischen besser weg als eine der etablierten Fluggesellschaften. Nach einem Bericht der Schweizer „Sonntagszeitung“ wird insbesondere die Swiss kritisiert: „Die Nachfolgeairline (der Swissair) Swiss hat den Service auf Europastrecken aufs Minimum heruntergefahren. Heute wird Kaffee von miserabler Qualität im seelenlosen Styroporbecher serviert“. Wobei zu erwähnen wäre, dass man diesen Kaffee auch noch bezahlen muss, wenn man Economy fliegt.

Aber es gibt Hoffnung. Deutsche und österreichische Fluglinien haben sich der Strecken angenommen, die von der Swiss nicht mehr bedient werden, und siehe: Dort würde man teilweise besser behandelt, schrieb das Sonntagsblatt, das besonders die Fluggesellschaft „Styrian Spirit“ hervorhebt, die zum Beispiel die Strecke Zürich-Salzburg bedient.

Bei meinem letzten Flug Zürich-Budapest erwies sich die Swiss im Übrigen als kundenfreundlicher als auf den Flügen zuvor. Das war allerdings auch nötig: Ich selbst bin nur Swiss geflogen, weil sie zu dem Termin, den ich brauchte, preiswerter war als die Malev, die ihre Kunden bei meist günstigen Tarifen noch einen guten Service gewährt. Bei ihr gibt es den Kaffee im Übrigen gratis aus richtigen Tassen, und auch über die Qualität kann ich nicht meckern.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Der Morgen findet mich wieder am Computer. Ich sollte etwas anderes tun – zum Beispiel mal meinen Schreibtisch aufräumen, Rechnungen bezahlen, ein paar unbedingt notwendige Dinge für das nächste Jahr vorbereiten. Auch meine Web-Aktivitäten liegen im Argen. Meine Seiten sind Kraut und Rüben, aber nicht das, was sie einmal werden sollten.

Also muss etwas anders werden. Das neue Jahr ist ja immer gut für Vorsätze.

Was mir dieser Tage auffiel? Politisch natürlich die Debatte um die Staatsreform. Chancen vergeben, jedenfalls vorläufig. Stattdessen führen wir in Deutschland Türkendebatten. Könnten wir nicht, bitteschön, wenigstens zuerst etwas tun, um unser Land vor der Zwergenstaatzerfledderung zu retten und uns dann die Köpfe über andere Länder heiß zu reden? Nein, wir können es nicht. Man muss sich nur die Diskussionen anhören – und einmal nicht auf die Themen, sondern auf die Art und Weise hören, wie diskutiert wird: Die Lösungen werden immer schon verkündet, bevor die Probleme überhaupt bekannt sind.

Kulturell ist mein Thema natürlich Weihnachten. Welchen Stellenwert hat die Weihnachtsgeschichte, ja, wie hält man es überhaupt mit dem Christentum dieser Tage? Die Kulturdebatte wirft ihre Schatten auch auf Weihnachten: Sollen wir, die Christen, etwa Rücksicht auf Muslime und Juden nehmen, nur, weil die auch in unserem Land wohnen? Man müsste sich in diesem Zusammenhang eigentlich fragen, was an Weihnachten überhaupt christlich ist. Der Weihnachtsmann, der Weihnachtsbaum und der Lichterglanz sind es nicht, ja nicht einmal das süddeutsche „Christkind“ ist es. Aus religiöser Sicht wird man auch dies sagen dürfen: Das christliche Weihnachten ist eine Offenbarung, die sich der bildlichen Darstellung widersetzt: Was übrig bleibt, ist ein Stück Folklore, und dies gilt auch dann noch, wenn man sich auf Lukas beruft.

Was Weihnachten für mich ist? Es sind die „Wihen Nachten“, das Tannenbaumglück, die Hoffnung auf mehr Licht, aber auch der Blick zurück auf das bisherige Leben. Irgendetwas bleibt immer von Kinderträumen, Kinderhoffnungen, und Kinderbefürchtungen. Die Träume? Immerhin wurden einige von ihnen wahr, und auch bei der Hoffnung sieht es rosig aus. Die Befürchtungen? Nun, da ist kein Weihnachtsmann mehr, der den Zettel mit den bösen Taten aus der Tasche zieht. Bilanz muss ich jetzt selber ziehen – schließlich verantworte ich auch das Leben, das ich führe.

Bleiben die Blogs. Dazu fällt mir ein, dass „mehr“ nicht immer „besser“ ist. Die vereinzelten Blogger, die interessant schreiben können, ziehen sich mehr und mehr zurück, schreiben deutlich weniger. Dafür kommen immer mehr Blogger hinzu, die nichts zu sagen wissen, aber dennoch schreiben.

Nun, und ich? Wenn man über viele Dutzend blanke Busen geschrieben hat, die sich irgendwie vom Abendkleidträger befreit haben oder von vornherein blank liegen, wird man dessen auch einmal müde. Zudem bringen die Nachrichtenquellen immer weniger wirklich interessante Meldungen. Dennoch - es wird weitergehen, auch im neuen Jahr: Mit allen Themen, die sie bei mir so kennen, lieben und hassen. In diesem Sinne vorläufig: einen schönen Sonntag.

In Kürze wird Herr Meyer der CDU von der Schippe springen – oder besser: Die CDU wird ihn aus seinem Amt hinauswerfen. Aber das ist noch das beste, was der Christenunion passieren kann – eine innere Reinigung.

Die Union ist in die Sackgasse geraten: Ihre Verhinderungspolitik hat gerade wieder dazu geführt, dass dieser Staat erneut auf Jahre, wenn nicht auf Jahrzehnte gelähmt ist. Dabei geht es nicht um politische Themen, sondern um einen ebenso feigen wie lächerlichen Kampf um die Macht aus der Trickserposition heraus.

Nur: Inzwischen wird die Herumlaviererei nicht mehr akzeptiert. Mag das Volk auch noch in Ruhe seinen politischen Winterschlaf halten, die Presse hat es jedenfalls erkannt. Das Scheitern der Reformen in Deutschland trägt den Namen einer politischen Partei: Sie heißt CDU. Die „Badische Zeitung“ will sogar einen prominenten Akteur im Hintergrund ausgemacht haben: Roland Koch. (*)

Sehr typisch für den Zustand der Partei ist, dass die Vorsitzende mucksmäuschenstill in der Kemenate saß, als es um Deutschlands Zukunft ging. Wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt daran interessiert war. Sie scheint sich mit der Ideologie zu beschäftigen, namentlich mit dem christlichen Glauben, und sie will, wie es scheint, ihre persönliche Auffassung von der Kultur des Abendlandes gegenüber dem Rest der Welt durchsetzen. In Brüssel hat sie gerade eine schwere Niederlage einstecken müssen – nicht nur, weil die Parlamentarier mehrheitlich für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei votiert haben, sondern auch, weil sie innerhalb der europäischen Volksparteien keine Mehrheit für ihren Standpunkt fand.

Die CDU pfeift aus dem letzten Loch – sie hat in Europa gegen ihre Schwesterparteien verloren, sie hat sich mit ihrem Abendlandkurs aufs ideologische Glatteis begeben, und sie hat dem deutschen Staat durch ihren aberwitzigen Widerstand gegen die Staatsreform nachhaltig geschadet. Dass in dieser Situation noch ein beachtlicher Prozentsatz der Deutschen diese Partei wählen will, verwundert schon – vermutlich sind es jene, die von der Regierung enttäuscht sind. Das könnte man verstehen.

(*) aus dem Kommentar „Die Blockade geht weiter“ vom Sa., 18. Dezember 2004.

Kochs Äußerung dann hier.

 

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