„Wenn ich mir immer wieder den Duft der frischen Brötchen reinziehe, wird mein Mund irgendwann schaumig und ich laufe sabbernd durch die Gegend“.
Kein Kommentar. Aber ein Link zum Sabbern.
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sehpferd - am Freitag, 10. Februar 2006, 23:16 - Rubrik: papierkorb nachrichten
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Versuch einer Replik auf Dieter Rappolds Beitrag in "report.at"
„Das Web ist die Nutzung kollektiver Intelligenz“ lese ich heute und reibe mir die Augen: der Autor ist KNALLGRAU-Geschäftsführer Dieter Rappold. Nun, viele werden diesen Satz einfach überlesen, andere werden ihn glauben, wieder andere werden ihm widersprechen – aber er ist so falsch, wie nur eine Behauptung falsch sein kann.
Zunächst einmal ist das Web keine Nutzung, sondern bestenfalls die Basis, um etwas Nutzen zu können. Dann besteht die Möglichkeit, dass Menschen in dieses Netz kommen, die ihre Intelligenz dort verewigen und erst dann kann man die Intelligenz nutzen. Ich habe „kann“ gesagt. Denn was da geschrieben wurde, mag für die Projekte einiger Universitäten zutreffen, sicher auch für große Teile von Wikipedia und vielleicht sogar noch für einige engagierte private Sammler von Spezialinformationen, die dort gemeinsam mit anderen gehegt und gepflegt werden – aber: Es geht natürlich auch umgekehrt.
Denn auf jeden intelligenten Beitrag im Netz kommen 1000 dümmliche, dreiste und überflüssige Beiträge, die bestenfalls noch der kollektiven Großmannssucht, der Besserwisserei, der Verbreitung von Vorurteilen, der Zunahme von Halbwissen und letztendlich auch der kollektiven Verdummung dienen.
Natürlich verstehe ich, dass man sich eine schöne neue Medienwelt nach der Art der Blogpropheten herbeireden will, und ja, ich verstehe auch, dass man dabei schönfärbt und die wenigen Glitzersteinchen wie beispielsweise „Wikipedia“ hervorholt. Nur: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und bisher haben die meisten Österreichischen und schweizerischen und deutschen Blogger noch nicht einmal bewiesen, dass sie zu einer vernünftigen Recherche fähig sind – von sonstigen Mängeln einmal ganz abgesehen.
Dabei stimme ich dem Herrn Rappold im Prinzip durchaus zu – nur unter ganz anderen Vorzeichen. Wenn er, der einige Mittel dazu in den Händen hält, nämlich wirklich will, dass Blogs zu einem mächtigen Medium in deutschsprachigen Ländern werden, dann müsste er auch entsprechende Schritte in dieser Richtung unternehmen – beispielsweise, neue Strukturen zu schaffen, in denen sich Schreiber und Leser besser finden können. Blogger brauchen Markt, auch wenn das die Rebellen ohne Markt noch nicht wahrhaben wollen.
So lange dies so ist, versuchen sich andere am Erfolg. Bislang werden nämlich diejenigen, die wirklich Einsicht in Politik, Wirtschaft und Kultur haben und auch beim Recherchieren und Schreiben noch Gutes und Interessantes leisten, vor allem in der Nähe von Zeitungen und Zeitschriften gesichtet – in Blogs. Nur: das hat so gar nichts Sensationelles an sich, sondern ist einfach ein Experiment im Alltag. Von Web 2.0 und solchen Dingen ist dabei noch nichts zu spüren.
Die Erfolge im Ausgangsartikel sind lapidar. Die so genannten „Trends“, die dort beschrieben werden, sind in Wahrheit Einzelaktionen. Wo Blogs für das Marketing genutzt werden können, werden sie auch angelegt. Aber das ist ebenfalls keine Sensation und berechtigt nicht zu der unglaublichen Euphorie, die allenthalben verbreitet wird.
Warum beispielsweise, verweisen der Artikel, wie so viele andere Artikel auch, auf diese lächerlichen Strohfeuer, über die sich Bloggerinnen und Blogger gelegentlich freuen wie die Sandkastenkinder? Was ist denn so toll daran, wenn in der gesamten deutschen Blogosphäre zweimal im Jahr wegen Nichtigkeiten ein großes Feuerwerk veranstaltet wird, sei es von Jens Scholz oder auch vom Spreeblick? Wollen unsere Leser wirklich solchen Pipifax? Nun kommen sie mir bitte nicht damit, dass wir Pro(ducer)(Con)sumer wären – das sind meist nur die Blogger, die sich gegenseitig lesen und auf diese Weise ihr schräges Weltbild formen. Nein, wenn wir wichtig, wenn wir bedeutsam, wenn wir meinungsbildend werden wollen, dann brauchen wir außer erheblich höherer Qualität vor allem Leser, Leser und nochmals Leser.
Wie wir alle wissen, fallen die nicht vom Himmel. Der Leser interessiert sich aber nur dann für uns, wenn wir uns als verlässliche Produzenten von Nachrichten und Kommentaren erweisen – und vielleicht sogar von Sensationsberichten über Stars und Sternchen. Sehen Sie, wir können die Boulevardpresse beschimpfen und sogar ein leidlich erfolgreiches (Anti-)BildBlog aufbauen – aber all das ist lediglich Reaktion. Wann beginnen wir, ein besseres Boulevard zu machen? Sie kennen die Antwort. Die großen Macker in der Bloggerszene wollen es nicht, die anderen können es nicht, weil sie allein zu schwach sind.
Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir Popanze verehren, wie etwas die „Macht der Blogosphäre“. Wir täten alle besser daran, am langfristigen Erfolg neuer Medien zu arbeiten – ohne Euphorie, aber mit Augenmaß und Sachverstand – vor allem aber mit einer neuen Orientierung an den Konsumenten, denn eines wissen die Macher der neuen Medien doch genau: Web 2.0 unterscheidet sich von Realität 2006 in fast gar nichts. Wie schreibt Herr Rappold doch? „Es wird entscheidend sein, die digitalen Welten dieser Zielgruppen zu verstehen und entsprechende Angebote liefern zu können“. Dafür erwarten wir Perspektiven, die auch dann noch gültig sind, wenn sich Weihrauchschwenker wie auch Nebelkerzenwerfer um das angebliche „Web 2.0“ einmal verzogen haben.
„Das Web ist die Nutzung kollektiver Intelligenz“ lese ich heute und reibe mir die Augen: der Autor ist KNALLGRAU-Geschäftsführer Dieter Rappold. Nun, viele werden diesen Satz einfach überlesen, andere werden ihn glauben, wieder andere werden ihm widersprechen – aber er ist so falsch, wie nur eine Behauptung falsch sein kann.
Zunächst einmal ist das Web keine Nutzung, sondern bestenfalls die Basis, um etwas Nutzen zu können. Dann besteht die Möglichkeit, dass Menschen in dieses Netz kommen, die ihre Intelligenz dort verewigen und erst dann kann man die Intelligenz nutzen. Ich habe „kann“ gesagt. Denn was da geschrieben wurde, mag für die Projekte einiger Universitäten zutreffen, sicher auch für große Teile von Wikipedia und vielleicht sogar noch für einige engagierte private Sammler von Spezialinformationen, die dort gemeinsam mit anderen gehegt und gepflegt werden – aber: Es geht natürlich auch umgekehrt.
Denn auf jeden intelligenten Beitrag im Netz kommen 1000 dümmliche, dreiste und überflüssige Beiträge, die bestenfalls noch der kollektiven Großmannssucht, der Besserwisserei, der Verbreitung von Vorurteilen, der Zunahme von Halbwissen und letztendlich auch der kollektiven Verdummung dienen.
Natürlich verstehe ich, dass man sich eine schöne neue Medienwelt nach der Art der Blogpropheten herbeireden will, und ja, ich verstehe auch, dass man dabei schönfärbt und die wenigen Glitzersteinchen wie beispielsweise „Wikipedia“ hervorholt. Nur: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und bisher haben die meisten Österreichischen und schweizerischen und deutschen Blogger noch nicht einmal bewiesen, dass sie zu einer vernünftigen Recherche fähig sind – von sonstigen Mängeln einmal ganz abgesehen.
Dabei stimme ich dem Herrn Rappold im Prinzip durchaus zu – nur unter ganz anderen Vorzeichen. Wenn er, der einige Mittel dazu in den Händen hält, nämlich wirklich will, dass Blogs zu einem mächtigen Medium in deutschsprachigen Ländern werden, dann müsste er auch entsprechende Schritte in dieser Richtung unternehmen – beispielsweise, neue Strukturen zu schaffen, in denen sich Schreiber und Leser besser finden können. Blogger brauchen Markt, auch wenn das die Rebellen ohne Markt noch nicht wahrhaben wollen.
So lange dies so ist, versuchen sich andere am Erfolg. Bislang werden nämlich diejenigen, die wirklich Einsicht in Politik, Wirtschaft und Kultur haben und auch beim Recherchieren und Schreiben noch Gutes und Interessantes leisten, vor allem in der Nähe von Zeitungen und Zeitschriften gesichtet – in Blogs. Nur: das hat so gar nichts Sensationelles an sich, sondern ist einfach ein Experiment im Alltag. Von Web 2.0 und solchen Dingen ist dabei noch nichts zu spüren.
Die Erfolge im Ausgangsartikel sind lapidar. Die so genannten „Trends“, die dort beschrieben werden, sind in Wahrheit Einzelaktionen. Wo Blogs für das Marketing genutzt werden können, werden sie auch angelegt. Aber das ist ebenfalls keine Sensation und berechtigt nicht zu der unglaublichen Euphorie, die allenthalben verbreitet wird.
Warum beispielsweise, verweisen der Artikel, wie so viele andere Artikel auch, auf diese lächerlichen Strohfeuer, über die sich Bloggerinnen und Blogger gelegentlich freuen wie die Sandkastenkinder? Was ist denn so toll daran, wenn in der gesamten deutschen Blogosphäre zweimal im Jahr wegen Nichtigkeiten ein großes Feuerwerk veranstaltet wird, sei es von Jens Scholz oder auch vom Spreeblick? Wollen unsere Leser wirklich solchen Pipifax? Nun kommen sie mir bitte nicht damit, dass wir Pro(ducer)(Con)sumer wären – das sind meist nur die Blogger, die sich gegenseitig lesen und auf diese Weise ihr schräges Weltbild formen. Nein, wenn wir wichtig, wenn wir bedeutsam, wenn wir meinungsbildend werden wollen, dann brauchen wir außer erheblich höherer Qualität vor allem Leser, Leser und nochmals Leser.
Wie wir alle wissen, fallen die nicht vom Himmel. Der Leser interessiert sich aber nur dann für uns, wenn wir uns als verlässliche Produzenten von Nachrichten und Kommentaren erweisen – und vielleicht sogar von Sensationsberichten über Stars und Sternchen. Sehen Sie, wir können die Boulevardpresse beschimpfen und sogar ein leidlich erfolgreiches (Anti-)BildBlog aufbauen – aber all das ist lediglich Reaktion. Wann beginnen wir, ein besseres Boulevard zu machen? Sie kennen die Antwort. Die großen Macker in der Bloggerszene wollen es nicht, die anderen können es nicht, weil sie allein zu schwach sind.
Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir Popanze verehren, wie etwas die „Macht der Blogosphäre“. Wir täten alle besser daran, am langfristigen Erfolg neuer Medien zu arbeiten – ohne Euphorie, aber mit Augenmaß und Sachverstand – vor allem aber mit einer neuen Orientierung an den Konsumenten, denn eines wissen die Macher der neuen Medien doch genau: Web 2.0 unterscheidet sich von Realität 2006 in fast gar nichts. Wie schreibt Herr Rappold doch? „Es wird entscheidend sein, die digitalen Welten dieser Zielgruppen zu verstehen und entsprechende Angebote liefern zu können“. Dafür erwarten wir Perspektiven, die auch dann noch gültig sind, wenn sich Weihrauchschwenker wie auch Nebelkerzenwerfer um das angebliche „Web 2.0“ einmal verzogen haben.
sehpferd - am Freitag, 10. Februar 2006, 20:08 - Rubrik: blog nachrichten
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen