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Falls Sie mal in Basel sind: Das Museum Tinguely zeigt gegenwärtig Werke von Eva Aeppli – überwiegend eigene, aber auch solche, die gemeinsam mit Jean Tinguely entstanden. Sehenswert – noch bis zum 30. April 2006 – die Werke von Jean Tinguely sind natürlich ganzjährig zu sehen.

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Die Welt ist voller Geschichten über Katzen und Mäuse, wie Sie als häufiger Fluggast sicher wissen werden – auf meinen Flügen werden jedenfalls immer wieder die alten Filme von Kater Tom und Maus Jerry gezeigt. Doch als Kenner des intimen Inneren mancher Webseiten werden sie sicherlich auch schon einmal von der Möglichkeit des Computermäusemissbrauchs gehört haben.

Aber hatten sie schon einmal von einem Gerät gehört, dass eine Computermaus durch genitale Beckenbewegungen über den Bildschirm treibt? Nein? Eine Frau Kiko Wu will solch ein Gerät besitzen – und was sie von der Funktion zeigt, bleibt besser hinter verschlossenen Türen verborgen.

Gelesen bei Asian Sirens.

65.300 Einträge verzeichnet Google für die Wortkombination „Soziale Software". Schauen wir in das deutsche Onlinelexikon Wikipedia, so stellen wir schnell einige Kardinalfehler des deutschen Denkens fest (es ist nicht unbedingt der Fehler des Autors von „Wikipedia“, wie ich anmerken will):

„Als Soziale Software (englisch Social Software) werden (Software-)Systeme bezeichnet, die die menschliche Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit unterstützen.“

Erstens fällt auf, dass „Social Software“ völlig sprachblind mit „soziale Software“ übersetzt wird. Als „Sozial“ gelten aber in diesem Land nur Einrichtungen und Organisationen und Systeme, die sich dem Wohl der Allgemeinheit widmen – und natürlich widmet sich eine Software nicht dem Wohl der Allgemeinheit. Richtigerweise müsste es heißen: „gemeinschaftlich nutzbare Software“. Aber die kleinen Trickser, die das Wort im Mund führen, wissen genau, warum sie falsch übersetzen: Sie wollen den Glorienschein des Wortes „sozial“ für sich nutzen, der in den deutschen Köpfen eingeprägt ist.

Zweitens ist eine Software ein Gegenstand, und der ist nicht sozial, so wenig wie eine Kirche oder eine Veranstaltungshalle sozial ist. Alle sind bestenfalls sozial nutzbar, aber nicht selber sozial.

Drittens kann eine Software zwar die Interaktion (das gemeinschaftliche Handeln) und die Zusammenarbeit unterstützen, nicht aber „die menschliche Kommunikation“, sondern bestenfalls einen Teil davon, nämlich den schriftlichen Gedankenaustausch, und auch er wird nicht „unterstützt“, sondern bekommt lediglich ein neues Vehikel verpasst, das ihn möglicherweise beschleunigen kann und das vielleicht auch weiter reicht. Dass dabei auch jede Art von Schwachsinn „unterstützt“ wird, sei nur am Rande erwähnt.

Wie ich bereits sagte, ist dies keine Kritik an Wikipedia, sonder an den Leuten, die solche Begriffe anderweitig ungefragt in die Welt hinausposaunen, bevor sie in ihrem Gehirn den „EIN“-Schalter gefunden haben. Sie müssten sich nämlich darüber klar sein, dass „soziales Handeln“ zwar auf vielen Ebenen stattfinden kann – dass aber andererseits nur die Ebene persönlicher Anwesenheit und Verantwortung eine gewisse Garantie für Effektivität bietet. Wenn sie die großen Worte für 5 Cent haben wollen: Ich kann monatelang Foren dazu nutzen, ob ich meinen (Stief-)Enkeln ein Plüschtier schenken soll, aber ich kann es nur einmal wirklich tun – und meine (Stief)-Enkel interessiert nur dieser Moment.

Natürlich – wir haben von Anfang an bemerkt, dass es bei den Autorinnen und Autoren, die in „sozialer“ Software schreiben, mit der Fähigkeit zur (sozialen) Verantwortung nicht weit her ist: Allzu viele von ihnen verstecken sich (trotz Impressumspflicht) feige hinter der Anonymität. Dass sie etwas Soziales im Sinne haben, klingt wie ein Hohn, denn, was sie schreiben, reicht ausgesprochen nach Selbstgefälligkeit. Gemeinsame Ziele? Den meisten ist piepschnurzegal, wie es mit Deutschland und seiner Wirtschaft weitergeht. Wertvolle Initiativen wie „Du bist Deutschland“ werden vom Bloggern von vornherein in infamer Weise ausgebuht, ohne dass man sie überhaupt begriffen hat. Initiativen für soziales Handeln werden, wenn überhaupt, nur dann unterstützt, wenn dahinter ein Sozialistenverein steht – und wenn man schon gemeinschaftlich handelt, dann ist man anti und hetzt gegen Personen, wie jüngst gegen Jean-Remy von Matt.

Was ich von euch halte, die ihr so denkt? Dass ihr kleine Schelme seid. Und deswegen könnt euer Gedöns nennen, wie ihr wollt, könnt damit erbauen und niedermachen, was ihr wollt – und meinetwegen auch eine neue Webwelt erlügen, in der ihr die Realität mit ein paar Bits verbiegt. Nennt es meinetwegen „Club der weißen Online-Ritter“ - aber nennt es nicht „soziale Software“ – ihr macht damit höchstens noch den Begriff „sozial“ kaputt.

Nicht erst seit gestern und nicht erst durch Herrn Ramirer hat mich dies nachdenklich gemacht: Die Windmühlenflügel sind wirklich Windmühlenflügel, und die dazugehörigen Müller produzieren kein Mehl (und auch nichts Wertbeständiges im sozialen Bereich). Nein, weit und breit keine Riesen zu sehen.

Bei näherem Nachdenken: Ich habe gar keine Windmühlenflügel im Visier, sondern Windmaschinenbetreiber, Windeierwerfer und Windhunde.

Wer behauptet eigentlich, Blogs seien nichts wert? Ich jedenfalls nicht. Ich nutze den Wert, den sie mir bieten. Das ist vorläufig einmal alles. Aber ich habe etwas gegen Leute, die dünnhäutige Luftballons so lange ausblasen, bis der Inhalt nicht mehr zu verbergen ist: heiße Luft - oder eben "Web 2.0".

Der Herr Drogist, dem die „Stuttgarter Zeitung“ einst schon überflüssigerweise viel Platz im Blatt einräumte (der Beitrag existiert im Web inzwischen nicht mehr), darf nun heute in der „Badischen Zeitung“ erneut sagen, dass der Staat ganz viel Kohle rausrücken soll um es wie Manna auf die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger regnen zu lassen.

Der Herr Drogist ist nicht irgendein Vorstadthändler, sondern der Boss einer leibhaftigen Drogeriekette, doch inzwischen – und hier merken wir auf – hat er seine ursprünglichen Sandkastenspiele wohl wegen Unpopularität wieder aufgegeben:

„1300 bis 1500 Euro Bürgergeld" forderte dieser Mann nämlich in jenem legendären Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“: Gegenfinanzierung: "Mehrwertsteuer bis zu 48 Prozent.“

Nun spricht er nur noch von der Befriedigung der „Grundbedürfnisse und kulturellen Bedürfnisse“ – und die Mehrwertsteuererhöhung hat er mal ganz aus dem Konzept genommen und spricht davon, dass die „direkten und indirekten“ Kosten der Arbeitslosigkeit ein Bürgergeld irgendeiner unbestimmbaren Höhe auch heute schon finanzierbar machten.

Na schön, werter Herr Drogerieboss. Sie haben Recht, dass manche Menschen krank werden, die keine Arbeit haben. Nur: wer das Bürgergeld einführt, wird noch mehr Menschen vorfinden, die Mangels sinnvoller Beschäftigung in Depressionen verfallen oder sich dem Suff ergeben. Und die „Badische Zeitung“ darf man wohl mal fragen: Muss man Leuten wie diesem Drogeriemann eigentlich eine halbe Seite im Wirtschaftsteil einräumen?

 

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