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Mein Thema der Woche - in einem neuen Licht, um verständlicher zu machen, was ich meine: Blogger - und ihre Art, mit dem Rest der Welt umzugehen.

Sicher ist nur eines. Das neue Medium „Blogs“ wirft neue Fragen auf. Angetreten ist es zunächst mit einer Idee: Eine einfach zu bedienende, tageweise aufrufbare Webseite, in die aktuelle Beiträge eingestellt und diskutiert werden können. Die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen und darüber in eine Diskussion zu kommen, führte bald zu dem Begriff „soziale Software“.

Das Medium verbreitete sich schnell: Offenbar bestand (und besteht) ein Grundbedürfnis, entweder das eigene Leben nach außen zu tragen oder aber der Welt zu sagen, was man selber denkt. Dadurch entstand zweierlei. Zum einen der „öffentliche Mensch“, der selbst entscheiden mag, was er über seine Gefühle veröffentlichen sollte und was nicht, aber auch „der öffentliche Mensch und die Anderen“. Letzteres erwies sich als weitaus problematischer: Zwar kann ich mir auch als Person schaden, wenn ich mein eigenes Leben zu sehr im Web ausbreite, doch ich kann eben auch anderen Personen, Familien, Organisationen und Firmen, ja letztlich sogar dem Staat schaden, wenn ich Intimes oder Geheimes ausplaudere, was einen großen Unterhaltungswert haben mag, aber eben nicht zum öffentlichen Bereich gehören sollte.

Die Menschen, die Blogs schreiben, reagieren oft so, als ob sie im Sandkasten, im Familienkreis oder in der Kneipe sitzen: Sie reden (oder schreiben) wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das tägliche Leben ist voller Grenzfälle: Da wird viel beleidigt und schnell wieder verziehen, da wird Intimes ausgeplaudert und es verpufft einfach und da werden Gesetze, Verordnungen und Vorschriften auch mal überschritten und ebenso wenig ernst genommen wie die guten Sitten, die man auch als „ungeschriebene Gesetze“ bezeichnet – vor allem aber: Das meiste bleibt im kleinen Kreis. Der Schädiger kann sich einen Rüffel abholen, sich entschuldigen und es wieder „gut machen“, wenn der Schaden klein blieb. In Blogs kann man das meist nicht. Was man schreibt, wird von vielen gelesen und diskutiert, und es sozusagen „ungeschehen“ zu machen ist verdammt schwer.

Manche der Geschädigten reagieren gar nicht, wenn der Schaden nur gering ist: Schweigen ist die beste Methode, um auf Bloggerangriffe zu reagieren. Doch was, wenn der Schaden größer wird? Wenn Menschen persönlich angegriffen, beleidigt oder in ein falsches Licht gestellt werden? Wenn Liebeshändel, Familien- oder Firmenangelegenheiten (nicht Verbraucherangelegenheiten) plötzlich Gegenstand der öffentlichen Diskussion werden? Wenn Hexanjagden veranstaltet werden oder andere rufmordähnliche Kampagnen? Soll man sich dann weiterhin dem Mob des Webs beugen?

Fragen über Fragen. Wird David im Kampf gegen Goliath zum Heckenschützen? Ist David überhaupt ein guter Held und Goliath überhaupt ein böser Riese? Warum glauben die neuen Autoren eigentlich, die Moral sozusagen „gepachtet“ zu haben? Beweisen sie dieses Verhalten im Leben auch? Fragen eben – viele Fragen – und keine Antworten.
unkreativ.net meinte am 7. Apr, 19:36:
Du schreibst "Warum glauben die neuen Autoren eigentlich, die Moral sozusagen „gepachtet“ zu haben?" und beziehst das mal wieder pauschal auf alle. Ohne ein einziges konkretes Beispiel zu liefern, an dem Du Dich reiben könntest. Ich verstehe ehrlich gesagt Deine Motivation nicht - sofern es eine rationale gibt.

Was ist also Dein Problem mit Meinungsäußerungen, die Du nichteinmal lesen, geschweige denn teilen mußt? 
sehpferd antwortete am 7. Apr, 20:02:
Das muss ich (nicht) erklären
Erstens: Ich beziehe mich dann nicht auf einzelne Blogs, wenn ich meine, eine Tendenz festgestellt zu haben. Ich mache das im Übrigen nicht nur bei den Blogs so, sondern auch, wenn ich über andere Tendenzen schreibe - da bin ich ganz Schriftsteller.

Nebenbei bemerkt (sehen Sie, und das unterstelle ich Ihnen beispielsweise nicht sofort) ist diese Aussage "ach, nennen Sie mir doch ein konkretes Beispiel" eine übliche rhetorische Methode, um den Partner (oder Gegner) aufs Glatteis zu führen - tut er es nicht, wie ich, so können Sie sagen: es gibt dieses Beispiele nicht. Tut er es aber, so können sie mit etwas rhetorischem Geschick sofort anhand eben jenes Beispiels beweisen, dass es just dort nicht so war - ich habe also gar keine Chance.

Im Übrigen wurde die Tendenz (über die ich schreibe) ja auch durchaus anderwärts festgestellt.

Hier finden Sie einen Fall, wenn es Sie wirklich interessiert. 
 

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