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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Das Wien der Mittelpunkt der Welt ist, wissen wir spätestens seit der denkwürdigen Fernsehserie „Kottan ermittelt“. Nur hier weiß man um den rechten Weg, jedenfalls abends, jedenfalls beim Heurigen, jedenfalls für Wien – für was denn sonnst? Nein, nein, das ist in Berlin nicht viel anders: Dort denkt man bekanntlich, dass man das geballte Weltwissen gepachtet hätte und sich das Weltgewissen mittlerweile einverleibt. Und in Zürich? Dort würde man vielleicht noch fragen, welchen Gewinn es bringt, wenn man die Schweizer Weltsicht in den Mittelpunkt stellt. Aber im Mittelpunkt stehen muss sie jedenfalls.

Europa hat noch etliche andere Länder außer den Deutschsprachigen. Auch sie wollen ernst genommen werden, wollen sich, ihre Eigenart und ihr Leben im Web wiederfinden – am besten natürlich anhand persönlicher Beiträge. Ob das Leben der Wienerinnen und Wiener nur aus Nörgeln, Schwermut, Verdruss über die Regierenden, Rauchen, Trinken und ein paar Intrigen des Büroalltags besteht? Wahrscheinlich nicht. Was Europäer eint oder trennt, interessiert oder gleichgültig lässt, erfahren wir durch Vergleiche. Es wäre schön, wenn wir es ja erfahren würden, aber dann müssten wir alle englisch schreiben. Doch können wir dann noch alles ausdrücken? Es wird schwieriger. Gefühle in Fremdpsrachen wallen nicht so wie in der Landessprache oder gar im Dialekt.

Blogger glauben manchmal, es ginge hier (und anderwärts) darum, zu einer „Gruppe“ zu gehören, „Freundschaften zu schließen“ und „kein Außenseiter zu sein“ (alles Zitate). Das alles ist schlicht und mit einem Satz, grober Unfug. Keiner unserer Dichter und Denker hat geschrieben, um solches zu erreichen. Was man ist, wie man ist, was man sagt, denkt und fühlt, hat man nur gegenüber sich selbst zu rechtfertigen und gegenüber keinem anderen Menschen (solange es keine Gesetze verletzt). Was wir in den vielen Internet-Nestchen erleben, ist etwas Anderes: Hier wird, durch Anonymität, Überheblichkeit und vor allem Unsicherheit ein künstliches Universum der Wortfetzer aufgebaut, das am Ende weder nach Wien noch nach Berlin noch nach Zürich passt - nicht einmal ins Web.
toomuch meinte am 12. Apr, 15:48:
W.Busch-Zitat:
Das Gute - dieser Satz steht fest -
Ist stets das Böse, was man läßt!
Ei, ja! - Da bin ich wirklich froh!
Denn, Gott sei Dank! ich bin nicht so!!"


oder, Bibel-Zitat:
"O Herr, ich danke Dir, daß ich nicht bin wie jener Pharisäer dort!" 
sehpferd antwortete am 12. Apr, 21:09:
Na, wenn schon , dann gleich:
"Sie aber verstanden der keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das Gesagte war." (Lukas 18, 34). 
 

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