anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Gerade habe ich etliche Suchanfragen über „Spargel Erotik“ bekommen – ich kann ihnen eines versichern: Die leichtesten und ungefährlichsten Genüsse sind auf der Zunge. Selbst Sauce hollandaise gibt es jetzt fettarm mit Sonneblumenöl zubereitet.

Manchmal finde ich Artikel, die sind so dümmlich dreist, dass ich sie schon wieder empfehlen muss: Dieser handelt von einer Oben-ohne-Bedienung, die gerne Postbotin geworden wäre.

Da werden die Gutmenschen seufzen: „Ach, wäre sie doch Postbotin geworden, was wäre ihr alles erspart geblieben“, und die kühlen Rechner würden sagen: "Scheiß auf die Moral, Hauptsache, die Kasse stimmt".

Was ich dazu sage? Jeder nach seinem Geschmack. Briefträgerin ist heute auch nicht mehr das, was es mal war – kein Beamtenstatus mehr, zum Beispiel. Das spielen die Rücklagen schon eine Rolle.

So ganz genau weiß ein Sehpferd natürlich nicht, ob Polizisten Sex haben dürfen. Da müsste man vielleicht erst in der Dienstvorschrift nachsehen. Aber mal ehrlich: Dürfen sie Sex in der Öffentlichkeit haben? Oh ... ich merke schon, wie sie nachdenken. Und wenn sie denn beide Männer sind? Oh, jetzt sehe ich die Gesichtsstarre bei ihnen eintreten.

Nun, ich darf sie einerseits beruhigen: Das Ganze ist eine Skulptur. Andererseits muss ich sie beunruhigen: Der Staatsanwalt ermittelt. „Geprüft werden die Verdachtsmomente der Verbreitung von Pornografie und der Beleidigung“.

Geschehen zu Schwerin anno Domini 2005.

Natürlich ist Maria nicht für alle Christen heilig, aber was hier passiert, grenzt bereits an Religionswahn. Vielleicht sollte man dem Unfug schnell ein Ende bereiten?

Seit einigen Tagen läuft bereits eine Beta-Version des Europa Stadt Blogs, und ich lade nochmals alle Bloggerinnen und Blogger dazu ein, bei diesem Projekt mitzumachen. Die Aussichten für den Erfolg sind groß: Blogs, die sich mit populären Metropolen beschäftigen, sind noch rar, während das Interesse an den europäischen Großstädten zunimmt.

Das Motto des Stadtblogs ist ja „meine Stadt mit den Augen des Fremden“. Ich lege dabei durchaus eigene Erfahrungen zugrunde: Als ich nach vielen Jahren einmal wieder offenen Auges durch die Stadt meiner Kinderzeit ging, hatte sich nicht nur manches verändert: Ich sah auch einfach manches anders.

Städte, die ich mir (in Deutschland) wirklich wünsche: meine Geburtsstadt Bremen mit ihrer Schönheit, ihrer Gediegenheit und ihren schirmbewehrten Bürgern. Die Stadt Stuttgart mit dem wunderschönen Stadtteil Bad Cannstadt, den schwäbischen Genüssen und den „Staffeln“, die überall hinauf- und herunterführen, die Stadt München mit ihren urigen Bürgern, die den Genuss zu schätzen wissen, den Sommer in Biergärten verbringen und im Winter massenhaft Lodenmäntel tragen.

Wer will, der kann: Bitte eine Email an Sehpferd@Sehpferd.com, - ja, sie geht wieder, die Adresse.

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Stadtblogs überwinden Grenzen

Jeder Soldat hat den Marschallstab im Tornister, und jeder Ministerpräsident, wie es scheint, den Zauberstab: Nun will Baden-Württembergs neuer CDU-Ministerpräsident Oettinger also aus dem Land der Badener und Schwaben ein einig Kinderland machen. Es dürfe, so der neue Mann an der Spitze des Bundeslandes, keine Devise „lieber kinderlos als arbeitslos“ geben, sondern … hier stutzt der Querdenker, dreht den Satz einmal zurück und kommt auf die Idee, ja soll es denn nun heißen: „lieber arbeitslos als kinderlos“?

Offenbar nicht. Denn da ist noch der Zauberstab. Ein Klima will er schaffen, der Herr Ministerpräsident, in dem sich die Familien so richtig wohl fühlen könnten. Wir werden gespannt beobachten, wie er das machen will. Zauberstäbe altern schnell, und wer sagt, es würde bald Manna vom Himmel fallen, sollte auch den Beweis antreten können.

Die Berliner Morgenpost schreibt heute unter dem Titel „Lehrstück Airbus“ heftig gegen die Kleingeister, Zauderer und Pessimisten an. Denn der „Airbus“ zeigt, dass Europa leistungsfähig ist, wenn die Verantwortlichen es nur wollen.

Wir könnten als Europäer und Deutsche auch, um nur ein Beispiel zu nennen, in der Biotechnologie führend werden – wenn man denn unsere Wissenschaftler nur forschen ließe. Die Zeitung hat Recht, dass Ideologie in diesem Fall den Fortschritt verhindert. Aber nicht nur in diesem Fall, und nicht nur hier. Die gesamte Denkweise der Deutschen ist nach wie vor von Ideologien durchtränkt – und das Bildungswesen ist die Ideologieschleuder Nummer eins, weil sie von einem veralteten und nicht mehr brauchbaren Bildungsideal ausgeht – von dem Unfug, den Bundesländern den Bildungsauftrag zu geben, einmal abgesehen – ein Geburtsfehler unserer Verfassung. Zwar geschichtlich nachvollziehbar, doch ebenso überholt.

Wie oft sollen wir es denn noch sagen? Deutschland braucht fähige Physiker, Chemiker, Ingenieure und andere Menschen, die pragmatisch denken. Leute, die Sprüche über die Gesellschaft, das Sozialwesen oder auch die Wirtschaft machen, haben wir hingegen überreichlich.

Die Morgenpost schreibt: „Gegenseitiges Haare schneiden und Massieren allein schafft keinen volkswirtschaftlichen Mehrwert“. Da hat sie einerseits Recht. Andererseits aber gibt es nicht einmal vernünftige Dienstleistungen in Deutschland. Bis zum Nachmittag wollen sie die Jacke gereinigt haben? Das geht nicht. Sie brauchen heute Nachmittag eine Arbeitskraft, um 50 Kartons aus dem Keller zu schaffen? Eine Person, die ihnen sofort bei einem Computerproblem weiterhilft? Geht nicht, geht nicht, geht nicht. Zu Vieles geht zu oft nicht – aber jammern, dass es keine Jobs gibt, das geht immer. Im Grunde genommen ist das Land derzeit ein Jammertal – vor allem wegen der vielen Jammerer.

Andererseits nämlich kann sich unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit durchaus sehen lassen – trotz unseres Bildungswesens, trotz aller Pessimisten und – nicht zuletzt - trotz der Rot-Grünen Regierung.

Diese Meldung ist wahrhaftig sensationell: Der neue Daimler-Jeep wird nicht, wie geplant, in Brasilien gebaut, sondern im Bremer Werk des Konzerns. Vorausgegangen waren nach Presseberichten intensive Gespräche mit dem Betriebsrat.

Es geht also doch, wenn man nur will. Freilich steht das Wollen von Unternehmern und Betriebsräten an erster Stelle. Erst dann kann man verhandeln. Und das bringt etwas, wie man sieht.

Leserbriefschreiber sind eine Art Vorgänger der Blogger – und was sie schreiben, ist durchaus gemischt. Zum Beispiel, dass der böse Kapitalismus Ostdeutschland erst ausgesaugt hätte und dann sich selbst überlassen hat. Der Grundtenor: Die fetten westlichen Säcke haben sich am armen Ostdeutschland bereichert und sind mit dem Geld über den Harz.

So etwas schreibt sich schön. Doch bitte schön, liebe Mitmenschen: Wo Blumentöpfe im Osten zu gewinnen waren, das stehen sie auch noch. Doch die vielen Menschen, die zur Sicherung ihrer Altersversorgung im Osten Häuser gekauft haben, gucken heute in die Röhre: Wertverluste von mehr als 30 Prozent sind die Regel, und Zwangsversteigerungen nicht selten die Folge.

Das waren keine „bösen Kapitalisten“, und einige von jenen waren auch Ostdeutsche. Sie alle haben geholfen, ganze Stadtbilder zu erhalten, haben darauf vertraut, dass alte wie auch neue Landsleute ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen würden.

Die wirklichen Gelackmeierten in Ostdeutschland sind die privaten Investoren, jene, die eigentlich den Dank der übrigen Ostdeutschen verdienten – vor allem den Dank der Städte und Gemeinden. Doch Dank scheint in Ostdeutschland mittlerweile nicht mehr populär zu sein: Schulterzucken. Forderungen und Kapitalismuskritik sind, wie es scheint, billiger zu haben.

 

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