anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Langsam zieht der Abend herauf – Zeit, einmal nachzudenken: Seit 600 Tagen strapaziere ich nun meine Finger, um in ein komisches Viereck irgendwelche Texte hineinzubringen. Seit 600 Tagen löse ich Kontroversen und bisweilen Sympathien aus, und halte mich, wie immer auf Armlänge distanziert.

Menschen, trotz der Distanz auf Armlänge – ich möchte etwas mit euch tun. Möchte im Web Denkfabriken mitbegründen helfen und den Städtern ihre Stadtblogs schenken, will die Kräfte bündeln, wo ich kann und Synergien erzeugen, wo das Volk der Blogger etwas gemeinsam vorantreiben kann. Ich möchte virtuelle Salons sehen, in denen sich Menschen unterschiedlicher Richtungen zum Gespräch versammeln, und meinetwegen virtuelle Lusthäuser, in denen man sein intimes Geflüster teilt.

Indessen – ich sehe kaum etwas dergleichen. Mein Spiegel ist die Presse. Was dort über Blogs steht, ist höchst belanglos geworden – so belanglos, wie Blogs geworden sind. Doch ich will es nicht beim Klagelied belassen: Ideen müssen her, zündende Ideen, die endlich das Neue schaffen, von dem die Macher der Mini-Medien, Blogs genannt, immer geträumt haben.

Von den 600 Tagen, die ich bislang bloggte, war keiner wirklich verloren. Ich habe Profil und Richtung gewonnen, aber das reicht mir noch lange nicht. Wir müssen alle dazu beitragen, dass Blogs beachtet werden. Mag sein, dass sie, liebe Bloggerin, lieber Blogger, zufrieden sind, wenn ihre 10 Leserinnen oder Leser jeden Tag kommen. Ich bin es nicht. Wer etwas bewirken will, muss hunderte, besser tausende und noch besser zehntausende im Land erreichen. Das können wir nicht? Klar können wir das. Aber nicht, indem jeder von uns nachts sein Tütensüppchen kocht.

Vielleicht habe ich nicht Recht. Vielleicht mache ich auch noch nicht genügend Vorschläge. Vielleicht taugen meine bisherigen Ideen nicht viel.

Was meinen sie, liebe Leserin, lieber Leser?

Ich erinnere mich durchaus noch an Zeiten, zu denen Studentinnen und Studenten protestierten, weil sie ein Anliegen hatten: endlich die braune Brühe aus dem Land herauszuquetschen und den menschlichen Überbleibseln der Gesinnungsbraunen das Fürchten zu lehren. Man war nicht sehr nett zueinander, aber wenigstens hat man etwas erreicht in jenen Zeiten – etwas, das politisch dringend nötig war.

Und heute? Da gehen sie auf die Straße, um gegen Studiengebühren zu protestieren – und sie machen dabei mit „Argumenten und Trillerpfeifen“ auf ihr so genanntes Anliegen aufmerksam. Da mag man selbst Angela Merkel Recht geben, die unserer pöbelnden akademischen Jugend attestierte, ein Produkt mangelnder Erziehung des Elternhauses zu sein – wobei ich selbstverständlich auch weiß, dass hinter der ganzen Kampagne diesmal nur ein paar selbstverliebte Scharfmacher stehen. Leute zum Beispiel, die behaupten, dass die Bürgersöhnchen und Bürgertöchterchen an den Universitäten „wieder“ unter sich sein wollten.

Tatsache ist freilich, dass Arbeiter und Handwerker bereits heute die Ausbildung der Bürgersöhnchen und Bürgertöchterchen bezahlen – mit ihrem Steuergeld. Niemand wird behaupten, dass diese Gelder derzeit genügend nutzbringend eingesetzt werden. Das war zwar noch nie anders, aber heute haben wir andere Zeiten – Zeiten, in denen sich eben auch Studentinnen und Studenten nach der Decke strecken müssen. Je eher sie es lernen, um so besser.

Also bitte, akademisch sich vorbereitende Menschen zwischen 18 und 25 – wäre es nicht gescheiter, euch mal für eure Zukunft einzusetzen, also für kostenfreie Kindergartenplätze, statt euch mit eurem Kampf gegen Studiengebühren der Lächerlichkeit Preis zu geben? Danke für die Aufmerksamkeit – und schmeißt eure Trillerpfeifen auf den Müll.

findelerotik_bud

findelerotik_bud2

Für alle Architekturliebhaber(innen)

In Japan rollt eine neue Welle auf das Internet zu: Blogger, genauer gesagt Bloggerinnen, die gewagte Fotos von sich selbst in ihren Blogs veröffentlichen. Die Blogs heißen deshalb auch Erogs, und die Damen nennt man „Eroggers“.

Nun, in Deutschland oder Österreich dürften allein der Versuch zu einem Desaster führen, wie in der virtuellen Twoday-Gemeinschaft bereits zuvor lebhaft diskutiert.

Dennoch – die Idee ist eigentlich so schlecht nun auch wieder nicht: Grenzen genau abstecken, im Rahmen des eben noch Sittsamen bleiben, und dann vor allem kräftig abzocken.

Gerade über die Blogomanie dies gelesen: Es gibt Blogs, Moblogs, Vlogs und sogar Kellogs.

Schwedinnen haben es nicht leicht – besonders die 16-jährige Anne nicht, die sich gegenüber der Tageszeitung „Dagens Nyheter“ empörte, dass sie sechs Mädchen gesehen habe, die sich in einer Bar nur mit G-String und T-Shirt zeigten – und dann habe man Wasser über eben diese T-Shirts gegossen.

Ich vermute, dass es einfach noch zu kalt für so etwas war. Aber es war „The Local“ immerhin eine Meldung wert – vielleicht ist den schwedischen Journalisten auch mal wieder der Stoff ausgegangen?

Acht Männer und 16 Frauen wurden von der Stockholmer Polizei nach einer Schlägerei vor einem Stockholmer Nachtlokal festgenommen. Bei den Frauen handelte es sich um eine feministische Gruppe, die sich nach Polizeiangaben mit „Baseballschlägern und Schirmen“ bewaffnet hatten.

Ungefähr 30 der jungen Frauen hatten sich in zunächst angeblich friedlicher Absicht vor dem Nachtklub versammelt, wobei ihre Vorstellungen von „friedlich“ offenbar nicht mit der Einstellung des Personals und der Kunden des Nachtklubs übereinstimmten.

Die prügelnden Frauen bekannten sich zur feministischen Organisation „Feministas", deren Vorsitzende sich allerdings gegenüber der Presse von der militanten Aktion distanzierte.

Bevor ich vergesse, Ihnen dies zu erzählen: es gibt BDSM wirklich, und es gibt ganz viele Leute, die es einfach tun – und wenn das so ist, gibt es natürlich auch Leute, die etwas dazu zu sagen haben: „Die Grundlage von BDSM ist das Rollenspiel“, stellt Dossie Easton für ABC News fest. Ei potz, so etwas hätten wir ohne die umfassenden Recherchen von ABC News natürlich nie erfahren. Vielleicht wäre die Meldung vor 10 Jahren sogar noch originell gewesen, wer weiß?

Die Schauspielerin Bai Ling wird zwar nicht in der neuen Episode der „Star Wars“ zu sehen sein, dafür liegt sie aber auf irgendeinem schwarzen Zeug nackt im Playboy herum – in der Juni-Ausgabe, wie es heißt. Wissen will es das Sex and Fun-Weblog.

Der Erfolg der Republik Irland beruht unter anderem darauf, zukunftsträchtige Industrien ins Land geholt zu haben: Softwareschmieden zum Beispiel. Doch das ist nicht das einzige: Man hat dort die Lehrpläne so verändert, dass die Ausbildung den Bedürfnissen der modernen Zeit entspricht – und die Softwareschmieden sich deswegen darauf verlassen können, keine total verbildeten Mägdelein und Knaben von der Schule zu beziehen - und natürlich nicht nur sie, sondern der Rest der Wirtschaft auch.

Wer dies in Deutschland auch nur ansatzweise vorschlagen würde, müsste mit Spott, Häme und Verachtung rechnen, und mit Sicherheit würde ihm unterstellt, dass er nun die Errungenschaften des Abendlandes auf die Müllkippe der Geschichte werfen wolle.

Möglicherweise gehört das Bildungsideal des Herrn Humboldt schon lange dort hin. Es könnte ja immerhin sein, dass es dort besser aufgehoben wäre als in der Schule. Vielleicht sollte von ihm nur eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern bleiben:

"Im Jahre 2020 beschloss die Bundesregierung, die Länderhoheit in der Bildung und das bis dahin gültige Humboldtsche Bildungsideal auf die Müllkippe der Geschichte zu werfen. Es sollte aber noch fast 30 Jahre dauern, bis diese Maßnahmen im Jahre 2050 nach und nach Fuß fassten – Deutschland musste sich damals durch ein Tal der Tränen kämpfen, das nur mit dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg vergleichbar ist. Während manche Historiker den Politiker die Schuld geben wollen, weisen andere die Schuld an der Misere der Arroganz der deutschen Eliten, namentliche den Geisteswissenschaftlern und Schriftstellern zu“.

Nun ja, es ist ja noch heute. Vielleicht geht ja doch noch einmal ein Ruck durch die Riege der Arroganz.

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma