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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Am 26. Oktober 2003 habe ich mein erstes Geblubber aus den Algen geschrieben – es hieß „belanglose Nachrichten“ und befasste sich mit den Inhalten von so genannten Weblogs. Seither schreibe ich, wenn ich kann, jeden Sonntag einen Kommentar zur vergangenen Woche, der seit einiger Zeit unter einer eigenen Rubrik erschien – das „Algengeblubber“.

In der letzten Woche ist nun viel geschehen: Ich habe auf meiner Webseite eine neue Software (serendipity) installiert und bin somit ein wenig unabhängiger geworden. Leider bedeutet es für Sie aber auch, dass mein kleines Journal den Platz wechselt. Es wird in Zukunft anderwärts zu finden sein – die Gestaltung dürfte Ihnen bekannt vorkommen – sehpferd bleibt sehpferd.

Vorläufig freilich müssen Sie noch nicht wechseln: Die meisten Kategorien hier bleiben bestehen und sie werden mindestens teilweise noch parallel bedient. Wenn Sie dennoch sofort abonnieren wollen, bin ich dankbar. Sie können es hier tun. Der endgültige Wechsel ist ab Mitte Juli 2006 vorgesehen.

Am Sonntag ist nun die Zeit, sich einmal mit dem Thema zu beschäftigen, das jetzt in Mündern und Mäulern ist – die Moral als Kulturgut. Falls Sie sich noch erinnern: Es ist schon einige Zeit her, seit deutsche Politiker, namentlich Katholische, sich ein „Abendland“ zurechtbasteln und darin Wertmonumente aufstellten – sie nannten es „Leitkultur“, oft mit dem Zusatz „Abendländische“, teils aus Überzeugung, teils aus Tarnung. Wo es Überzeugung war, und noch ehrlich gemeint wurde, versagt die Kritik: Doch wo es nichts als Tarnung und Täuschung war, da wurden die Kritiker hellhörig – und ich selbstverständlich auch.

Sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser – sie erkennen die hinterlistigen Trickser an ihren Worten – ein Merkmal: Sie benutzen „Abendland“ in einem Atemzug mit „Multikulti hat versagt“. Sie sind Lügner, weil das Abendland bereits eine Multikultur darstellt – eine Kulturvermischung, sozusagen. Der zweite Trick: Die Lehren der Katholischen und zum geringeren teil auch der evangelischen Kirche zum Maßstab zu machen: Dies ist gerade in exemplarischer Weise geschehen durch Frau von der Leyen. Sie kann auf Vorbilder der Nachkriegsgeschichte zurückgreifen: Bei Old Conny hatte der konservative Katholizismus stets Vorrang, wenn es um die Moral ging. Schon in der jüngeren Vergangenheit konnte man dies erkennen: Die CDU spricht immer zuerst von einem „Christlichen Abendland“ bevor sie die Kurve zu einem „Christlich-Jüdischen Abendland“ bekommt – und ein paar von den Damen und Herren werfen dann auch den Intellektuellen noch ein paar Brotkrumen hin und fügen noch ein „humanistisch“ hinzu.

Sinnigerweise stammt einer der wichtigsten Fähigkeiten des Abendlandes, das Denken in Zahlen und Fakten, von den Griechen, die es bei den Arabern gemaust haben. Diesem Denken freilich muss ein Konterpart beigegeben werden: das Teilen der Güter und die Einbindung derjenigen, die zeitweise oder dauerhaft nichts Erkennbares für die Gemeinschaft leisten können.

Ich habe oft gefragt, wozu wir dazu nun unbedingt ein Christentum brauchen – und ich sage klar und deutlich: Dazu brauchen wir es nicht – die Zehn Gebote mosaischer Prägung reichen völlig aus – und was den weltlichen Teil betrifft, so knüpfen wir eben an die Französische Revolution an: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Das Christentum aber lassen wir schön dort, wo es hingehört – in den Kirchen, oder besser noch, in den Köpfen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen (heute von zwei Stellen aus) einen schönen Sonntag.
 

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