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Der Begriff „Jugendstil“ hat einen Geburtsfehler: Er hat weder etwas mit Jugend noch mit Stil zu tun: Es handelte sich vielmehr um eine künstlerische und handwerkliche Erneuerungsbewegung, von der einzelne Beispiele in der Zeitschrift „Jugend“ zu sehen waren: Bekannt geworden sind aus dieser Zeit vor allem die Anzeigen für deutschen Sekt.

In Wien wurde der Stil der Sezessionsstil genannt – dies hat sich in Österreich und Ungarn bis heute erhalten. In Finnland hieß er „Nationalromantischer Stil“ und die Glasgowians nannten ihn schlicht „Glasgow Style“. Warum er trotz vieler „Stile“ kein Stil wurde? Weil er nicht einheitlich war. Da war einerseits der florale, verspielte und bisweilen sehr erotische Jugendstil, der in einer Flut von Jugendstilkitsch endete, während auf der anderen Seite trutzige Bauten standen, die eher an Burgen erinnerten: Man kann sie in Helsinki bewundern. Die Glasgower Schule um die „Glasgow Four“ gingen einen ganz anderen Weg: Sie kreuzten schlichteste Formen, etwa Quadrate, mit wenigen floralen Elementen.

Die Franzosen und Engländer nennen die neue, efrischende Tendenz „Art Nouveau“, die "neue" Kunst eben. Sie waren die einzigen die Recht behielten: Ein Stil war es nicht, und die Sozialromantik verschwand im finnischen Baustil genau so schnell wie die Kunst der Glasgowians aus Schottland. Das Gute freilich überstand den Wandel des Geschmacks: Möbel nach dem Vorbild der Jugendstilarchitekten werden noch Wiener und Glasgower Vorbildern noch heute hergestellt.
 

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