anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
rosinentexte_500_x
Am Beispiel von Sigmund Freud will ich gerne einmal die Welt des Diagonaldenkers vorstellen. Für den einfachen Denker ist Dr. Freud der Begründer der Psychoanalyse, die sich seither offenbar linear in irgendeiner Form entwickelt hat. Wenn es hoch kommt, wissen kluge Gymnasiasten noch etwas von Alfred Adler und C.G. Jung, danach verliert sich meist das Schulwissen im Nebel.

Der Diagonaldenker geht von vornherein anders an die Sache heran: Er fragt sich, in welchem Licht man Dr. Freud sehen könnte: Vielleicht zunächst als Mediziner (dies war schließlich sein Beruf), als Ausdruck des Zeitgeistes? Als Verkörperung des niedergehenden Bürgertums? Als Revolutionär des Selbstverständnisses der Menschen? Vielleicht als wichtigtuerischen Schriftsteller, der nicht abwarten konnte, bis seine Erkenntnisse gesichert waren?

Schon allein die Betrachtung zeigt zweierlei: Erstens würde man sich solche Fragen nicht stellen, wenn Dr. Freud nicht wichtig gewesen wäre, und zweitens, dass es eine Fülle von alternativen Sichtweisen geben könnte, die sich aber durchaus wieder an den Enden verknoten lassen.

Wir Menschen haben, so denke ich, einen Vorteil, wenn wir uns die Möglichkeit des Andersdenkens erschließen. Hinzu muss freilich noch die Fähigkeit kommen, sich von der Ideologie frei zu machen und zu einem der vielen lösungsorientierten Möglichkeiten des Handelns aufzuschwingen.
ferromonte meinte am 14. Aug, 19:40:
welche der schriften freuds haben sie denn gelesen? 
sehpferd antwortete am 14. Aug, 20:21:
Blick ins Bücherregal
Ich habe dazu in meinen Bücherschrank schauen müssen: Er umfasst etwa 100 Werke der Psychologie, die ich alle mindestens teilweise gelesen habe. Freud ist mit einigen Exemplaren vertreten, und in „Das Ich und das Es“ (Neudruck von 1980) stecken ein paar Zettel, sodass ich annehme, es nach dem Kauf vor über 20 Jahren auch gelesen zu haben. Hätte ich noch ein wenig geforscht, so wären mir wohl auch noch einige andere Schriften von Freud aufgefallen, die ich im Laufe meines Lebens einmal oder mehrfach gelesen habe. Freilich gebe ich zu, lieber andere psychologische Literatur zu lesen. Ich mag zum Beispiel Laing/Philippson/Lee „Interpersonelle Wahrnehmung“, stelle aber mit Erschrecken fest, dass meine Ausgabe schon von 1976 ist. Sonst noch Fragen? 
kid37 antwortete am 14. Aug, 20:31:
Gerade Laing macht Sie aber auch sehr angreifbar. ;-) Auch diesen Mann könnte man 2004 sehr diagonal lesen. 
ferromonte antwortete am 14. Aug, 20:34:
nun ja, nein. danke für die auskunft. 
sehpferd antwortete am 14. Aug, 20:38:
@kid mit einem Lächeln
Man kann, und man darf. Ich behaupte nicht, dass ich ein Heiligtum besitze – es ist nur ein Buch – und nicht mein einziges, wie jetzt klar geworden sein dürfte. 
 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma