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Wer bürgerlich aufgewachsen ist, der weiß, dass Dienstpersonal niedere Arbeiten verrichtet, als müssen Dienstleistungen zwangsläufig etwas minderwertiges sein. Wächst die Bürgertochter oder das Bürgersöhnchen auf, so ist ihr oder ihm deshalb von vornherein klar: Es gibt Berufe, in denen arbeitet „man“ nicht. Man wird also keine Dienstmagd, keine Bedienung und keine Hure.

Nun reicht es freilich nicht aus, nur abfällig herabzublicken auf das Volk der Dienenden, man muss es auch noch diffamieren: Keine Dienstmagd, die nicht von ihrer Herrschaft wegen irgend welche Kleinigkeiten gerüffelt worden wäre, keine Bedienung; Der nicht schon einmal „lahme Ente“ nachgerufen wurde, und keine Hure, auf deren „kümmerliche und erbärmliche“ Existenz gespuckt wurde.

Bei letzteren freilich wird der Gutmenschen gnädiges Erbarmen herausgekehrt: sie sind ja, wie man aus einschlägigen „SPIEGEL“-Artikeln und dem dankbar und kritiklos nachgedruckten Polizeiberichten weiß, nichts als Opfer: angeworben unter einem Vorwand im Ausland, hier von brutalen (selbstverständlich immer männlichen) Zuhältern zur Prostitution gezwungen, kaum fähig, sich zu Artikulieren und in ständiger Angst davor, misshandelt zu werden. Ja, das gibt es. Es betrifft Frauen, die illegal nach Deutschland eingewandert sind, und häufig wurden sie tatsächlich „geschleust“.

Dabei wird gerne übersehen, wie viele andere es gibt: Frauen, die ganz offensichtlich Huren sind, weil sie sich dafür entschieden haben. Doch sie werden ebenfalls diffamiert, mit jenen anderen in einen Topf geworfen: Man gibt seinen Körper nicht einfach hin. Jedenfalls nicht für Bargeld. Keine anständige Frau tut so etwas.

Morgen wird wieder irgendwo in Deutschland eine Anzeige erscheinen: „Etwas anspruchsvolle Mädchenfrau, 29, sucht …“. Nein, man gibt sich nicht hin für bares Geld. Nur für die uneingeschränkte Nutzung einer fremdem Kreditkarte.

 

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