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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Heute Stuttgart, morgen Basel, dann Mönchengladbach, Düsseldorf, Budapest, Frankfurt. Wie soll ich da noch aus den Algen blubbern? Eigentlich gar nicht mehr. Doch brav versuche ich noch, die Woche zusammenzufassen: Am Abend schnell ein paar Sehpferd-Artikel geschrieben, dann irgendwann verschickt, ein wenig gelesen, nachgedacht, Artikel über Weihnachten gesammelt. Menschen kennen gelernt, ja, jene auf der Straße, denen ich sonst nie begegne, Warenhäuser besucht, italienische Lokale, in Hotels gehaust.

Mitten durch das Leben, an so vielen Schicksalen vorbei, hier einen Hauch davon erhascht, dort einen verständnisvollen Gesprächspartner gefunden, hier einen Rate gegeben, dort Mitgefühl gezeigt, schließlich wieder abgereist.

Ja, und eigentlich schon wieder unterwegs.

Unter den zehn wichtigsten Dingen von insgesamt 100, die Männer unbedingt benötigen, steht auf Nummer1 ein – Stuhl. Der wurde von Giorgio Guridi für Kundalini entworfen und sieht auch ohne die passende Dame gut aus, mit der ihn das englische GQ abbildete. Natürlich kommt die Sache teuer, so etwa 825 englische Pfund, will GQ wissen und schreckt damit natürlich jene, deren Haushaltskasse gerade auf die Auswirkungen deutscher Sozialreformen eingestellt ist.

Was man unbedingt am Handgelenk tragen muss, kommt auch nicht billig: Tag Heuers Microtimer nämlich, der auf Platz vier gesetzt wurde. Der sieht so gut aus, dass er sogar ohne Damenhintergrund auskommt – aber für viele ist er eben nur eine teure Uhr. Wirklich preiswert ist dagegen die Nummer 2: Ein Museumsbesuch: Roy Lichtenstein in der Hayward Galerie – ja, den könnte man sich ja mal leisten.

Main Favorit wäre allerdings die Nummer elf: 10 Jahre Fotografie, aber nicht irgendwo, sondern im Vibe Magazin: Sehr sexy, mit Fotos von Rob Kenner und George Pitts, Verlegt von Abrahams, laut GQ-Angaben 27,50 GBP.

Dieser Tage fiel mir ein, dass bald Weihnachten ist – nicht so sehr, weil ich durch ein paar Warenhäuser zu viel gegangen bin, in denen die Dekoration ja nichts anderes mehr aussagt, sondern weil ich gefragt wurde: „was könnte man den einem Mann schenken, der ... nun ja, und dann folgte seine Liebhaberei.

Ziemlich viel später habe ich mir überlegt, was man einem Mann schenken könnte, der gerne und viel schreibt – dabei habe ich durchaus an mich gedacht. Doch nachdem ich den Gedanken ein wenig hin- und herbewegt habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, es lieber bleiben zu lassen – am Ende käme noch jemand auf die Idee, mir einen Füllfederhalter zu schenken. Mag ja sein, dass ich zu viel GQ lese, oder zu viel in der Welt herum fliege, denn dort wird einem vor allem eines vermittelt: Ohne Füllfederhalter geht es nicht - und er darf allerhöchstens von einer der drei Topmarken sein, nun am besten der mit dem M, und davon natürlich das Spitzenerzeugnis. Was sonst?

Nur, dass ich für Füllfederhalter nicht die geringste Verwendung habe. Das einzige, was ich im letzten Jahrzehnt handschriftlich verfasst habe, ist mein letzter Wille. Und jenen, die dies lesen, ist wohl ziemlich gleichgültig, ob ich es mit einem Luxusfüllfederhalter oder mit einem Werbekugelschreiber verfasst habe.

Bleibt dennoch die Frage – was schenkt man einem Autor? Hörte ich etwa die Antwort „Bücher“ mit dem süffisanten Nachsatz „damit du etwas zum Abschreiben hast?

 

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