Den Vorwurf der Unsinnlichkeit ertrage ich mit Fassung – man kann schließlich nicht jeden Tag nur sinnlich sein, mal muss man auch sinnig sein und manchmal gar unsinnig.
Ich frage mich allerdings, zu welcher Kategorie der Orgasmusvortäuscher zählt. Zu den Sinn-Losen?
Ich frage mich allerdings, zu welcher Kategorie der Orgasmusvortäuscher zählt. Zu den Sinn-Losen?
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Kann man mit der Wegfahrsperre eines Automobils eine Affäre haben? Nun, man kann schon ... wenn sich die Wollust mit der Furcht, zu weit zu gehen, Zwiekämpfe liefern und man der Schmuddelblogger ist.
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Zeitzeugen müssen Zeitzeugnisse schreiben, die über den Tag hinausgehen. Wer es auch nur einmal versucht hat, weiß, dass es gar nicht einfach ist. Blogger schreiben ja nun angeblich, was vom Tag übrig bleibt, also eigentlich über Umstände, die sie noch ein wenig bewahren wollen oder über deren Bedeutung für sich und andere sie sich noch nicht klar sind.
Das klassische Log (das Tagebuch) wurde still geführt – es diente als Dialogform mit sich selbst, von der bisweilen heilende Wirkungen ausgingen, wie auch als Ablage für überschwängliche Liebe oder tief greifenden Hass – und alles, was sonst noch in diese Kategorien fällt. Das Tagebuch hatte zwei Vorteile (ich schrieb schon einmal darüber), nämlich erstens, dass es niemand lesen konnte außer der Verfasserin oder dem Verfasser, und zum Zweiten, dass man diese oder dieser es nach einiger Zeit erneut lesen konnte, um die eigenen Gefühle niedergelegten Verhaltensweisen zu überprüfen. Jeder, der ein solches Tagebuch geführt (oder auch nur gesehen) hat, weiß, dass beide Möglichkeiten zwar nachdenklich machen können, aber eben oft auch zum Schmunzeln verleiten: Ach, so etwas war mir damals wichtig?
Das Blog pervertiert das Tagebuch. Da wird sehr viel sehr schnell und sehr unbedacht geschrieben. Da werden Gefühle auf den Markt geworfen, die noch gar nicht genügend gewachsen ist. Da wird gefühlsgeduselt, geschleimt und vergöttert wie auch niedergehasst, verachtet und in den Dreck getreten wird. Da wird keine Rücksicht auf den Nächsten genommen, der in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, und mit äußerster Vorliebe werden ganze Bevölkerungs- oder Berufsgruppen durch den Dreck gezogen, und letztendlich wird nicht einmal daran gedacht, sich selbst zu schützen: Das Privatleben wird Öffentlichkeit. Fehlt nur noch der bürgerliche Name dazu – doch der lässt sich gegebenenfalls auch herausfinden.
Natürlich gibt es Menschen, die ihren Blog allein deswegen schreiben, um eine Art privater Prominenz zu erreichen. Sie allerdings stellen nicht ihre wahre Person ins Netz, sondern nur denjenigen Teil, der ihnen Popularität bringt. Zwar sind die Londoner Hure Belle de Jour oder das Peep-Show-Girl dafür Extrembeispiele, doch gut geeignet, zu verdeutlichen, worum es geht: Auch Seelenstriptease kann unterhaltsam sein. Das liest sich bisweilen witzig, und wahrhaftig gibt es dagegen nichts zu sagen: Jeder darf seine private Schaubude eröffnen und sich dort präsentieren.
Hier und anderwärts wurde oft darüber diskutiert, was Blogs eigentlich sind, und um kluge Antworten ist man selten verlegen. Doch wenn wir der Frage nachgehen, ob Blogs Tagebücher sind, kommen wir sehr schnell zu einem überraschenden Ergebnis: Gemessen am alten Tagebuch sind Blogs ähnlichen Inhalts die Umkehrung dessen, was mit den meisten Tagebüchern beabsichtigt wurde: Aufzuschreiben, was vom Tage übrig blieb, um es später selber wieder lesen zu können und dabei zu hoffen, dass andere es erst dann entdecken, wenn man über die Zeit hinaus ist, sich wegen der darin enthaltenen Gedanken angreifbar zu machen.
© 2004 by sehpferd
Das klassische Log (das Tagebuch) wurde still geführt – es diente als Dialogform mit sich selbst, von der bisweilen heilende Wirkungen ausgingen, wie auch als Ablage für überschwängliche Liebe oder tief greifenden Hass – und alles, was sonst noch in diese Kategorien fällt. Das Tagebuch hatte zwei Vorteile (ich schrieb schon einmal darüber), nämlich erstens, dass es niemand lesen konnte außer der Verfasserin oder dem Verfasser, und zum Zweiten, dass man diese oder dieser es nach einiger Zeit erneut lesen konnte, um die eigenen Gefühle niedergelegten Verhaltensweisen zu überprüfen. Jeder, der ein solches Tagebuch geführt (oder auch nur gesehen) hat, weiß, dass beide Möglichkeiten zwar nachdenklich machen können, aber eben oft auch zum Schmunzeln verleiten: Ach, so etwas war mir damals wichtig?
Das Blog pervertiert das Tagebuch. Da wird sehr viel sehr schnell und sehr unbedacht geschrieben. Da werden Gefühle auf den Markt geworfen, die noch gar nicht genügend gewachsen ist. Da wird gefühlsgeduselt, geschleimt und vergöttert wie auch niedergehasst, verachtet und in den Dreck getreten wird. Da wird keine Rücksicht auf den Nächsten genommen, der in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, und mit äußerster Vorliebe werden ganze Bevölkerungs- oder Berufsgruppen durch den Dreck gezogen, und letztendlich wird nicht einmal daran gedacht, sich selbst zu schützen: Das Privatleben wird Öffentlichkeit. Fehlt nur noch der bürgerliche Name dazu – doch der lässt sich gegebenenfalls auch herausfinden.
Natürlich gibt es Menschen, die ihren Blog allein deswegen schreiben, um eine Art privater Prominenz zu erreichen. Sie allerdings stellen nicht ihre wahre Person ins Netz, sondern nur denjenigen Teil, der ihnen Popularität bringt. Zwar sind die Londoner Hure Belle de Jour oder das Peep-Show-Girl dafür Extrembeispiele, doch gut geeignet, zu verdeutlichen, worum es geht: Auch Seelenstriptease kann unterhaltsam sein. Das liest sich bisweilen witzig, und wahrhaftig gibt es dagegen nichts zu sagen: Jeder darf seine private Schaubude eröffnen und sich dort präsentieren.
Hier und anderwärts wurde oft darüber diskutiert, was Blogs eigentlich sind, und um kluge Antworten ist man selten verlegen. Doch wenn wir der Frage nachgehen, ob Blogs Tagebücher sind, kommen wir sehr schnell zu einem überraschenden Ergebnis: Gemessen am alten Tagebuch sind Blogs ähnlichen Inhalts die Umkehrung dessen, was mit den meisten Tagebüchern beabsichtigt wurde: Aufzuschreiben, was vom Tage übrig blieb, um es später selber wieder lesen zu können und dabei zu hoffen, dass andere es erst dann entdecken, wenn man über die Zeit hinaus ist, sich wegen der darin enthaltenen Gedanken angreifbar zu machen.
© 2004 by sehpferd
sehpferd - am Samstag, 24. April 2004, 08:03 - Rubrik: blog nachrichten
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