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Die Frage, was Bloggen politisch bewirkt - zumindest in den vereinigten Staaten von Nordamerika – untersucht die „Süddeutsche Zeitung“. Sie zitiert:

„Überhaupt seien sie eigentlich nur Nachfolger jener zornigen jungen Männer, die im England und Amerika des 18. und 19. Jahrhunderts mit Pamphleten, mit Streitschriften auf teilweise recht rüde Art ihre Gegner in Politik und Kultur zu vernichten suchten.“

Indessen weiß die Süddeutsche aber auch, dass es noch einen Platz für den altgedienten Journalismus gibt: Fakt und Meinung würden hier besser getrennt. Was sind denn nun diese Blogger? Eine fünfte Gewalt, wie die „Süddeutsche“ schreibt, oder die „Fünfte Kolonne“, wie es mir manchmal scheint.

Lassen Sie mich also Fakt und Meinung voneinander trennen, liebe Leser: Ja, ich fühle mich von der allseits verhöhnten konservativen Presse besser informiert als durch die deutschen und österreichischen Blogs. Politisch kann man in Deutschland und Österreich blind in die Lostrommel der Blogger greifen und fast sicher sein, eine Niete zu erwischen - bei der Tageszeitung ist dies ungleich schwieriger.

Verkaufsautomaten für Porno-DVDs sind das kontroverse Sommerthema in Wales (UK). Die Automaten wurden bislang als Test auf den Herrentoiletten in 30 Pubs in Wales aufgestellt – angeblich, weil dort der Appetit auf Pornos besonders groß sei.

Doch freilich gibt es bereits wieder Wirbel um die Sache: Der Jugendschutz steht weiteren Installationen im Wege, denn pinkeln müssen schließlich auch Minderjährige.

World Sex News hatte freilich schon weitere Märkte im Kopf: Dort wittert man den großen Markt nicht nur auf Herrentoiletten, sondern auch auf Damentoiletten. Bei dem Preis wären DVDs mit einigen gut gebauten Herren sicher ein geeignetes Mitbringsel für das Damenkränzchen, und mit sechs Pfund nicht einmal eine teure Investition.

Rosie Reid, wir erinnern uns, war der Name der jungen Dame, die ihre Jungfräulichkeit im Internet verauktioniert hat – behauptet sie jedenfalls. Beweisen lässt es sich nicht, denn als unmittelbarer Zeuge käme nur der Begünstigte in Frage, der natürlich nicht auffindbar ist. Nehmen wir also einmal an, es war tatsächlich so.

Wenn es möglich wäre, sagte sie jetzt einer australischen Zeitschrift, würde sie es wieder machen – und redet genüsslicher als damals über das, was sie tat. Sie hätte es vielleicht auch für (etwa) 2000 Pfund gemacht, sagte sie und fügte hinzu, dass dies schließlich immer noch viel Geld für eine einzige Nacht sei. Von dem Geld, was sie bekommen habe (8400 Pfund), seinen alle Rechnungen bezahl worden, und etwas Geld für Kleidung habe sie auch noch übrig gehabt.

Doch die Reporterin scheint dies nicht zu interessieren, und sie glaubt auch nicht, was Rosie sagt: Man muss nur an der Oberfläche kratzen, meint sie, dann wird schon rauskommen, was wirklich los ist, und dann stellt sie die Gretchenfrage: Kann eine Frau, die im „zarten“ Alter von 15 Jahren Hals über Kopf eine lesbische Beziehung eingegangen ist, eigentlich ganz normal sein? Sie glaubt, es herausgefunden zu haben: Rosi sei „tief verwirrt“ über ihre Sexualität.

Tief verwirrt? Rosie "gesteht", dass sie ihre Aktion auch deshab angezettelt hat, um einmal mit einem Mann zu schlafen. Muss man „tief verwirrt“ sein, wenn man eine lesbische Beziehung hat und einmal mit einem Mann schlafen möchte? Wohl nicht. Beziehungen gehen nur die beiden Menschen etwas an, die sie haben.

Was wäre aber eine Reporterin, wenn sie nicht etwas Psychopulver im Handtäschchen tragen würde? Sie sage nicht die ganze Wahrheit, schreibt die Autorin, und man möchte ihr entgegnen: Freilich – warum sollte sie auch?

Doch ihre Zweifel reichen, um eben diesen Schluss zu ziehen: Rosie war eben ein Mädchen, dem die elterliche Führung fehlte – deshalb sei sie so geworden: Tief verwirrt eben, sowohl über ihre Sexualität wie auch über ihre Moral.

Geschrieben hat das Ganze Becky Sheaves, und erschienen ist es in der Heraldsun. Schieben wir einmal auf die Saure-Gurken-Zeit, dass die Redaktionen einen derartigen Stuss gedruckt hat, und raten wir Frau Sheaves dazu, ihre Neigung zum Journalismus noch einmal zu überdenken. Wie wäre es, Frau Sheaves, sich als Kartenlegerin zu verdingen?

English in short:

A female Australian reporter asked Rosie Reid for an interview nearly half a year after she sold her virginity on the web. To the reporters surprise, Rosie din not regret what she did, so she decided to “scratch the surface”.

The result of her investigations: Rosie is “deeply confuse about her sexuality and morals”. The only problem is, that nobody knows how she found out. She’d better be a fortune-teller than a journalist.

Manchmal sollte ich doch meine Emails beachten. Dann hätte ich nicht versäumt, die letzte Mail von Agent Provokateur zu lesen – nein, das ist kein bislang unbekanntes Weblog der „Neuen Linken“, sondern ein Unternehmen, das sich auf Dessous spezialisiert hat, die man vor der Liebe trägt - und gelegentlich auch auf der Bühne.

Hier die Beschreibung von Doloresse, die ich meinen Leser nicht vorenthalten will:

„In dem Video sieht man Fetischmodell Dita von Teese als Domina, die eine George W. Bush-Kopie fesselt, auspeitscht und ihr einen mit der US-Flagge geschmückten Baseball-Schläger einführt.“

Ich wusste, dass Ditta von Teese etwas kann. Strippen. Schreiben kann sie nämlich nicht. Im GQ hatte sie dergleichen in den letzten Monaten überreichlich demonstriert. Das Vidoe selbst? Kann man sich ansehen.

Wie die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ in Ihrer Ausgabe vom 10.Juli dieses Jahres schrieb, dürfen österreichische Fernsehsender „sexuelle Inhalte“ nicht mehr "unreflektiert" darstellen – ansonsten müssen sie ihr Programm so verschlüsseln, dass es nur Erwachsenen zugänglich ist. Ob dieses Gesetz vor allem den österreichischen Sender „TV6“ treffen soll, wie von der „Presse“ behauptet, ist allerdings ungewiss: Dort sendet man inzwischen fast rund um die Uhr Ratespiele, die etwa die erotische Potenz eines Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiels haben.

Der Sender hat (vermutlich aus diesem Grunde) auf seiner Webseite auch keine reguläre Programmübersicht mehr. Lakonisch heißt es:

"In unserem Erotikprogramm bringen wir neben diversen Kurzfilmen eine Liveshow aus dem Container, die mit Tinas Erotiktalk garniert wird und Diverse andere, sich ständig wechselnde Formate. Aber was sollen wir hier unsere Erotikformate haarklein zerlegen. Schau doch einfach vorbei."

Da erinnern wir und aber recht deutlich noch an andere Zeiten bei TV6, als die bezaubernde Steffi noch auf der Bühne stand (na ja, sie „stand“ nie lange dort), und später auf dem Sofa ihren unnachahmlichen Witz versprühte ... von den Brüsten, die stets gut ins Bild kamen, einmal abgesehen.

Erinnerung an andere Zeiten: Steffi und Boris. Nach Mitternacht gab es auch noch andere Szenen - die allerdings kann ich hier nicht veröffentlichen.

tv6 steffi

tv6 steffi



(c) der Screenshots 2003 by Sehpferd

Manchmal frage ich mich, warum ich überhaupt gegen die Dummheit schreibe, es nützt ja doch nichts. Die neueste Journalistenverunglimpfung fand ich via „Spalte 1“ beim Linksnetz.
Zitat:

„In den Redaktionen, auch und gerade in den fürs Feuilleton Zuständigen, sitzen dem Kapitalismus verpflichtete Journalisten, die wachhündisch Witterung aufnehmen, sobald Schriftsteller die Sache der sozial Benachteiligten zu ihrem Thema machen.“

Da könnte ich polemisch antworten, dass die Damen und Herren Schriftsteller doch jüngst gerade damit beschäftigt waren, vehement an der Rechtschreibreform herumzunörgeln, aber nun muss ich doch wohl dagegen halten: Wir haben viel zu viele unpolitische deutschsprachige Schriftsteller, und noch weniger kämpferische Intellektuelle, die sich gegen das Unrecht der Welt auflehnen.

Freilich meine ich mit „kritisch“ auch wirklich „kritisch“. Leute, die dauernd den „Arbeiter“ im Munde führten, ohne je einen gekannt zu haben, hatten wir schon in den 68ern genug. Der Einzige Unterschied: Jetzt heißen die nicht mehr „Arbeiter“, sondern die „Abhängigen und Benachteiligten„. Woran man mal wieder dies erkennen kann: Die Namen werden ausgetauscht, das Blechgerede bleibt das Gleiche.

Die Redakteure haben nun einmal wirklich keine Schuld, wenn die Literaten nach Geld schielen und deswegen schreiben, was der Leser mag. Vor allem aber sind sie keine „Wachhunde“ irgendeines Systems – aber das wissen selbst die Leute, die so etwas schreiben: Doch sie finden Agitation offenbar schick.

Geschrieben hat die Linkspolemik im Ursprung ein gewisser Werner René Schwab. Ausser für fünf Artikel im „OSSIETZKY“ trat er bisher nirgendwo in Erscheinung.

Manchmal muss es ein Leserbrief sein, der den Gedanken anstößt: Wenn der Ladenschluss in Deutschland gekippt würde, dann käme die „Entfesselung der Warenanbieter“ doch nur der „Großwirtschaft“ zugute.

Ein anderer Mensch, den ich ansonsten sehr schätze, erklärt mir dauernd, dass man ja „nicht mehr Geld ausgeben könne“, wenn die Geschäfte länger geöffnet hätten – man „haben ja nicht mehr Geld zum Ausgeben“.
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Das mag ja alles sein. Aber wenn ich nachts oder sonntags nicht in meiner Stadt einkaufen kann, dann kaufe ich eben im Internet ein, und meine Euros gehen dabei sogar möglicherweise noch einen ausländischen Anbieter: Es scheint, als hätten manche Menschen noch gar nicht wahrgenommen, dass ihnen die Wirklichkeit mittlerweile entglitten ist.

Wer es gerne eine Nummer kleiner hätte: Bei einem ausgesprochen guten Bäcker in der Stadt, in der ich hause, stehen sonntags die Leute in Schlangen aus der Tür heraus, um frische Brötchen zu kaufen. Manchmal kommen die Leute mit dem Backen gar nicht nach. Würde dieser Bäcker Sonntags nicht öffnen, dann würden die Hausfrauen Teiglinge aus dem Eis holen – die sie zuvor im Supermarkt gekauft haben.

Vielleicht sollten Deutsche nicht nur im Ausland Urlaub machen, sondern dort auch mal die Ökonomie angucken: Möglicherweise reicht es aber schon, mal mit dem Inhaber des türkischen Ladens an der Ecke zu sprechen - über Ökonomie, aber auch über Qualität.

Der Kampf um die Präsidentschaft in den vereinigten Staaten von Nordamerika hat eine neue Dimension erreicht, die wir uns bislang nicht hätten träumen lassen: Töchter.

Spieglein, Spieglein, an der Wand, welcher Bewerber hat die schönsten Töchter im ganzen Land? Die Antwort wäre beinah eindeutig: der Zwillingsvater George. Mal kann er die eine präsentieren, die auf den schönen Namen Barbara hört, die die andere, die auf den Namen Jenna getauft wurde. Wer meint, dass die beiden Damen noch etwas „backfischartig“ aussehen, sollte mal die Vogue-Photos ansehen. Die Image-Politur durch Vogue und die Zwillingsseiten-Macher war auch dringend nötig: Die Bush-Töchter hatten zuletzt eine denkbare schlechte Presse.

Oh, die Kerry-Töchter? Da wäre einmal Alexandra, die beim Filmfestival in Cannes mit einem Kleid Furore macht, dass ihre Brüste durchscheinen ließ, und Vanessa, von der man noch kaum ein Bild in der Presse gesehen hat. Immerhin: Beide Töchter gelten (auch durchaus noch nach dem Cannes-Auftritt von Vanessa) als untadelig.

Die Frage, „who’s hottest“, die jetzt in der amerikanischen Presse und bei vielen Bloggern im Mittelpunkt steht, ist wohl eher auf die Saure-Gurken-Zeit zurückzuführen, aber dennoch: Man lernt sie mal kennen, die Damen – immerhin wurden die Bush-Töchter auch in GQ erwähnt: Auf dem letzten Platz von 44 angeblich schönen Abkömmlingen Prominenter.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Tja, die Sauergurken: Sie plumpsen gegenwärtig nur so in die Gläser der Journalisten, und dort, wo sie gar nicht plumpsen, bei den Bloggern, steht man oft ratlos da: Was, um des Himmels willen, kann ich denn heute nur wieder schreiben?

Eines ist letzte Woche klar geworden: Blogger sind nicht die besseren Journalisten, sondern eher zögerliche Letzte-Moment-Aufspringer. Da wird uns eine Geschichte von der „Cap Anamur“ aufgetischt, die jede Menge Ungereimtheiten enthält: Kaum ein Blogger hat dies überhaupt nur bemerkt.

Auch die Promis erbringen gegenwärtig nicht die Sensationen, die man erwartet – was wohl bedeutet, dass es ihnen gegenwärtig zu heiß ist. Also muss man sich etwas aus den Fingern saugen: zum Beispiel, ob der amerikanische Präsident oder sein Herausforderer die schöneren Töchter haben. Falls derjenige die Wahl gewinnt, der die hübscheren Zwillinge hat, wissen wir nun wenigstens, warum. Immerhin haben die Teenager nach Presseberichten gelobt, bis zur Wahl schön brav zu sein und Papi keine Schande (mehr) zu machen.

Die erotischen Nachrichten gehen ebenfalls zögerlich ein: aus den Quellen sprudelt kein Wasser mehr, es tropft nur noch, und bei den Quellen der Quellen ist es ebenso: Eine norwegische Zeitung gab sich alle Mühe, das kopulierende Pärchen auf der Bühne eines Rock-Festivals mehrfach zu vermarkten: Heraus kam nur eine dürftige Meldung, dass auch anderwärts ein bekifftes Pärchen Straßensex hatte, und diese lachhafte Meldung ging dann um die ganze Welt.

Von dem, was deutsche Politiker sagen, sollte man im Moment besser gar nicht erst schreiben. Die Pressegier nach Nachrichten wird schamlos genutzt: große Koalition, kein Kindergeld für Rabeneltern, Krankenversicherung ... wie schön, wenn man sich damit in der Presse wiederfindet. Dann kommt sogar mal ein Zahnarzt herein, der unbedingt berühmt werden will, nämlich damit: Patienten bekommen eine Rechnung, die sollen sie dann bei ihrer Krankenkasse einreichen. Auf der gleichen Webseite wird für ein Inkasso-Büro geworben, damit säumige Zahler dingfest gemacht werden können. Schöne neue Welt? Bevor ich auf so etwas reinfalle, kann ich meine Zähne auch in Ungarn machen lassen – die Reisekosten nebst ein paar schönen Tagen dort dürften im Preis enthalten sein.

Was mir sonst noch auffiel? Daimler-Chrysler. Mir ist völlig Schnuppe, wie die Feindlage zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat ist: Der Name der Marke bekommt eine negative Presse, und Deutschland steht mal wieder als ein Land da, in dem sich nicht mal solche Konflikte lösen lassen.

Man mag über das Blog von Don Dahlmann denken, was man will, das Kerlchen hat einen scharfen Verstand. Mir fiel dies auf (Zitat kursiv):

Dass man früher ernsthaft geglaubt hat, dass die Deutschlehrer/innen wirklich gewusst haben, was im Kopf eines Autors vor sich ging, als er einen Text geschrieben hat, ist auch so eine der Lügen, über die man erst sehr viel später lachen kann.

Ergänzen mag ich erstens dazu, dass dies nicht nur für die Autoren, sondern mehr noch für die Musiker und Maler gilt. Und zweitens versuche ich einmal, dem Don zu erklären, dass es nicht „die Deutschlehrer/innen“ sind, die dergleichen Unsinn ursächlich verzapft haben, sondern die deutschen Universitäten, an denen sie ausgebildet wurden: Der Fisch stinkt immer vom Kopf.

Meine persönliche Meinung letztlich noch zu dem Komplex: Lasst uns doch bitte alle und für immer vergessen, was eine Dame oder ein Herr Autor gemeint, gedacht oder gewollt haben: Sie haben es für uns geschrieben, nicht für sich selbst, und sie erwarten, dass wir selber Mensch genug sind, es nach eigenem Belieben interpretieren zu können.

Mich schrecken die neuen Linken, die eigentlich gar keine Linken sind sondern Anti-Menschen: Sie sind immer anti irgendetwas. Das ginge noch. Aber viel sind auch einfach anti Mensch.

In meinem bisherigen Vokabular kam ein Ausdruck nicht vor: antideutsch. Nicht, dass ich mit den Reden deutscher Politiker immer einverstanden wäre, nicht, dass mich die deutsche Kultur so übermächtig beeindruckt wie die Feuilletonschreiber, aber es ist einfach dumm, anti zu sein.

Ich weiß schon: Die Dogmatiker der Linken werden behaupten, dies sei kein Argument. Das beste Argument, dass ich dagegen setzen kann, ist wohl dies: Sie können vor jedes Volk ein „Anti“ Setzen. Gründe, ein Volk zu hassen, finden sich immer – man muss nur weit genug in die Geschichte zurückgehen.

Um gleich mal etwas auszuholen: Ich bin kein Anti-linker. Kein Mensch, der noch bei Trost ist, ist ein Anti.

 

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